BASEL (dpa-AFX) - Der Schweizer Pharmakonzern Roche bleibt dank neuer Medikamente im Aufwind. Konzernchef Severin Schwan sieht den Konzern damit nach neun Monaten weiter auf Kurs zu den - bereits zweimal angehobenen - Jahreszielen. An der Schweizer Börse stieg die Roche-Aktie am Morgen nach Handelsbeginn um bis zu rund eineinhalb Prozent, im weiteren Handelsverlauf schmolzen die Kursgewinne aber auf ein moderates Plus ab.

Der Pharmakonzern peilt im Gesamtjahr weiterhin ein Umsatzplus im mittleren einstelligen Prozentbereich an, der bereinigte Gewinn je Aktie soll sogar um etwa 15 Prozent steigen. Dabei hatte Schwan ursprünglich auf ein Übergangsjahr eingestellt, doch einige neu zugelassene Medikamente entpuppen sich zunehmend als Motor.

Zwischen Januar und September konnte der Konzern seinen Umsatz um 7 Prozent auf knapp 42,1 Milliarden Schweizer Franken (36,7 Mrd Euro) ankurbeln. Damit wurden die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten noch übertroffen. Den Schub verdankte Roche vor allem neu eingeführten Medikamenten wie Ocrevus (Multiple Sklerose) und den Krebsmitteln Perjeta, Alecensa und Tecentriq.

Damit scheint Schwans Rechnung bislang aufzugehen: Er hatte in Aussicht gestellt, dass die verjüngte Produktpipeline die Umsatzeinbußen bei Blockbustern wie etwa Mabthera/Rituxan mehr als ausgleichen wird. Die Therapie wird gegen Krebs, rheumatoide Arthritis und bestimmte Gefäßerkrankungen eingesetzt, ist aber durch neu zugelassene biotechnologisch hergestellte Nachahmermittel bedroht. Der Umsatz mit Mabthera sank im dritten Quartal weltweit um 9 Prozent. Allerdings sind bislang Nachahmer nur in Europa zugelassen, wo die Erlöse mit minus 48 Prozent einbrachen. In den USA rechnet Roche laut Pharmachef Daniel O'Day ab der ersten Jahreshälfte 2019 mit ersten Biosimilars für das Mittel.

Ein ähnliches Schicksal dürfte auch dem Kassenschlager Herceptin blühen, wenn in den USA Nachahmer für das Brustkrebs-Medikament auf den Markt kommen - laut O'Day voraussichtlich ab der zweiten Jahreshälfte 2019. Im bisherigen Jahresverlauf verzeichnet das Mittel noch ein leichtes Umsatzplus weltweit, in Europa und Japan knickten die Verkäufe jedoch bereits ein.

Einer der größten Hoffnungsträger des Konzerns bleibt das MS-Mittel Ocrevus, das Schwan als die "beste Produkteinführung in der Geschichte von Roche" bezeichnete. Mit der Therapie lässt sich erstmals auch die seltenere, aber schwerwiegendere Form der Krankheit behandeln. Schwan kalkuliert damit, dass das Mittel 2018 - also im ersten vollen Jahr nach seiner Marktzulassung - mehr als 2 Milliarden Franken einspielen wird. Bereits nach den ersten drei Quartalen betrug der Umsatz 1,7 Milliarden Franken.

Unterdessen stellte Schwan in einer Telefonkonferenz mit Journalisten klar, dass es bei Roche keine Pläne für einen Stellenabbau ähnlich dem des Konkurrenten Novartis gebe. "Wir haben die Zahl unserer Mitarbeiter unter dem Strich recht konstant gehalten und planen das auch in Zukunft."/tav/AWP/she/jha/