(Neu: Neufassung mit JPMorgan-Kommentar)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktien des im Juni in den MDax aufgestiegenen Essenslieferanten Delivery Hero haben am Donnerstag nach einem kräftigen Kursrutsch ihre Verluste wieder etwas eingegrenzt. Nachdem sie zunächst auf Management-Aussagen zu Investitionen und damit noch höheren operativen Jahresfehlbeständen als 2017 auf ein Zwölfwochentief gesackt waren, wirkte im weiteren Handelsverlauf eine JPMorgan-Studie stützend.

Die zeitweise um 8,5 Prozent auf 42,54 Euro abgerutschten Papiere gaben am späteren Nachmittag nur noch um 2,97 Prozent auf 45,10 Euro nach. Damit kämpfen sie nun um die charttechnische Zone, die 90-Tage-Linie, die aktuell bei etwas über 45 Euro verläuft.

Eigentlich hatte das Unternehmen, an dem Rocket Internet zwischenzeitlich mal 38 Prozent gehalten hatte und jetzt noch mit acht Prozent beteiligt ist, zum Jahresende erstmals auf Monatsbasis einen operativen Gewinn ausweisen wollen. Doch bereits zur Vorlage vorläufiger Quartalszahlen im August wurde dieses Ziel einkassiert und dies mit weiteren Investitionen begründet.

Delivery Hero betreibt Marken wie "Lieferheld", "Foodora" und "Pizza.de" und ist in Deutschland Marktführer. Durch den zunehmenden Wettbewerb steht das Unternehmen aber inzwischen unter Druck, weshalb weiter in Produkte, Marketing und technische Verbesserungen investiert wird.

Nun, mit der Veröffentlichung der endgültigen Quartalsbilanz an diesem Donnerstag wurde der Essenslieferant, der sich mit seinem Vorgehen zusätzliche Erlöse verspricht, nochmals deutlicher. Im Gesamtjahr soll es nun nicht nur keinen operativen Gewinn geben, sondern der bereinigte Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebitda) soll auch noch "deutlich über" dem Vorjahresniveau liegen.

Das vergrätzte die Anleger zunächst spürbar, denn das hatten die von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragten Analysten bislang für 2018 nicht auf dem Schirm. Analystin Sherri Malek vom US-Analysehaus RBC geht deshalb nun davon aus, dass die Analysten ihre Margenerwartungen senken werden.

JPMorgan-Analyst Marcus Diebel senkte nun zwar sein Kursziel für die Aktie von 61 auf 56 Euro, blieb aber positiv gestimmt für die Aktie. "Die Zahlen zum ersten Halbjahr waren solide und die Umsatzdynamik sei nach wie vor stark", schrieb er.

Zwar werde es nun noch etwas länger dauern, bis der Essenslieferant profitabel arbeite, "doch eine schwächer als erwartete Halbjahresmarge und negative Wechselkurseffekte sind weniger relevant, solange die Umsatzdynamik weiter stark ist", schrieb er. Daher sah er in den heftigen Kursverlusten an diesem Tag eine Kaufgelegenheit und bekräftigte sein Anlageurteil "Overweight".

Im Juni war Delivery Hero vom SDax in den MDax aufgestiegen und hatte dann Ende Juli ein Rekordhoch bei 52,35 Euro erreicht. Seither ging es abwärts, auch wenn sich das aktuelle Jahresplus immer noch auf satte 36 Prozent beläuft, womit die Aktie sich im Index der 50 mittelgroßen Unternehmen nach Rocket Internet am besten entwickelt hat./ck/zb