Die beiden Unternehmen wollen ihre Überkreuz-Beteiligung über zwei Aktienrückkäufe auflösen, wie die beiden Internet-Schwergewichte am Montag mitteilten. "Die Beteiligung an Rocket Internet hat keine großen strategischen Wert mehr für uns", sagte eine United-Sprecherin in Montabaur. United Internet war kurz vor dem Börsengang des Berliner Unternehmens vor fünf Jahren bei Rocket eingestiegen, musste das Anteilspaket 2016 aber um eine Viertelmilliarde Euro abschreiben, weil die Rocket-Aktie rund die Hälfte ihres Wertes verloren hatte.

Nun will Rocket die verbliebene Beteiligung von 7,4 Prozent für 241 Millionen Euro zurückkaufen. Im Gegenzug kauft United einen Großteil des Aktienpakets von 5,5 Prozent, das Rocket erst vor einem Monat gemeldet hatte, für den gleichen Betrag zurück. Die Vorstandschefs und Großaktionäre Ralph Dommermuth (United Internet) und Oliver Samwer (Rocket) gelten als enge Vertraute. Dommermuth hatte bereits lange vor der Gründung von Rocket in einen Startup-Fonds Samwers investiert. Rocket Internet war auf der Suche nach attraktiven Anlagemöglichkeiten für das Geld der Aktionäre kürzlich mit 12,3 Prozent bei Tele Columbus eingestiegen. Dommermuth ist bei dem Kabelnetzbetreiber mit 29,7 Prozent größter Aktionär. Zuletzt saß Rocket Internet nach dem Börsengang von mehreren Beteiligungen auf 2,6 Milliarden Euro.

Zu den Motiven für die Entflechtung wollte sich eine Rocket-Sprecherin nicht äußern. Samwer hatte kürzlich Spekulationen dementiert, er wolle Rocket Internet von der Börse zu nehmen, um autonomer investieren zu können. Mit dem Rückkauf von insgesamt zehn Prozent der Rocket-Aktien und der anschließenden Einziehung der Papiere kann er seine Beteiligung von zuletzt 44 Prozent nun in Richtung 50 Prozent treiben. Wenn United Internet sein Anteilspaket im Zuge des Aktienrückkaufs nicht ganz losbekommt, weil sich zu viele andere Aktionäre dafür bewerben, will Samwer die restlichen United-Anteile zum gleichen Preis selbst übernehmen.

Rocket bietet von Mittwoch an bis zum 18. Dezember je 21,50 Euro für seine eigenen Aktien - weniger als den Börsenkurs und insgesamt 324 Millionen Euro. Am Montag stiegen die Papiere im Xetra-Handel um 4,6 Prozent auf 22,75 Euro. United Internet will bis zu 4,4 Prozent seiner Aktien für 267 Millionen Euro kaufen, knapp vier Prozent will allein Rocket Internet abgeben. Auch hier liegt der Angebotspreis liegt mit 29,65 Euro unter dem Börsenkurs von 30,47 Euro.