NEW YORK (awp international) - Der US-Flugzeugbauer Boeing will trotz des Desasters um seinen Mittelstreckenjet 737 Max nicht am Zeitplan für einen neuen mittelgrossen Passagierjet rütteln. Der Flieger soll sein Debüt weiterhin im Jahr 2025 haben, sagte Boeing-Chef Dennis Muilenburg am Mittwoch bei einer Analystenveranstaltung in New York. Das Flugzeug, das bisher den Namen New Midsize Aircraft (NMA) trägt, soll die Lücke zwischen den Mittelstreckenjets der 737-Familie und den Grossraumjets wie dem "Dreamliner" füllen.

In der Branche war bisher darüber spekuliert worden, ob Boeing die seit Jahren diskutierte Entwicklung des neuen Jets weiter aufschieben muss. Der britische Triebwerksbauer Rolls-Royce denkt bereits darüber nach, ob er nun doch rechtzeitig einen Antrieb für den Flieger entwickeln könnte. "Wenn Boeing seine Zeitplanung verändert, können wir die Lage neu einschätzen", hatte Rolls-Royce-Chef Warren East Anfang Mai gesagt. Der Konzern hatte sich erst Ende Februar aus dem Rennen um den Antrieb für den NMA zurückgezogen, weil ihm die Zeit bis 2025 zu knapp war.

Boeing muss derzeit dringend die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Luftfahrtbehörden das Startverbot für den modernisierten Mittelstreckenjet 737 Max wieder aufheben. Nach dem Absturz zweier Maschinen mit 346 Toten binnen weniger Monate müssen alle Maschinen des Typs weltweit am Boden bleiben. Ein Ende des Verbots ist noch nicht in Sicht. Muilenburg sprach am Mittwoch von "deutlichen und stetigen Fortschritten" bei der "Max" und positiven Signalen der US-Luftfahrtbehörde FAA. Der internationale Airline-Verband IATA rechnet allerdings damit, dass die Flieger frühestens im August wieder abheben dürfen.

Bei beiden Unglücken spielte nach bisherigen Untersuchungen offenbar die MCAS-Software des Fliegers eine entscheidende Rolle. Der Bordcomputer soll die Nase der Maschinen nach unten gedrückt haben, die Besatzung war nicht mehr in der Lage, den Fehler zu korrigieren. Die FAA soll nun ein von Boeing entwickeltes Update für die MCAS-Software testen und freigeben. Behörden anderer Länder wollen aber zunächst auch das gesamte Flugsteuerungssystem unter die Lupe nehmen./stw/eas/he