Devisen sind die liquidesten Kapitalmärkte. Sie repräsentieren nicht nur den Kapitalmarkthandel an sich, sondern auch den realwirtschaftlichen Handel, bei dem Währungen länderübergeifend gewechselt werden müssen. Das ist allerdings nur ein Faktor von vielen. So gut wie alle Transaktion müssen früher oder später über den Devisenmarkt ausgeglichen werden, sei es der Kauf von Anleihen oder Aktien. Devisen online handeln können jedoch auch normale Anleger.

Devisenkurse sind sehr stark von Erwartungen geprägt. Und zwar von Erwartungen an das Zinsniveau der beiden Länder, die als Währungspaar gehandelt werden. Währungen werden nämlich immer im Tausch gegen eine andere Währung gehandelt. Kauft man beispielsweise den US Dollar und verkauft gleichzeitig den Euro, so geht man das Währungspaar EURUSD short.

Welche Trends bestehen aktuell im Währungsmarkt?

Fundamental und theoretisch gesehen, werden Währungskurse durch die Kaufkraftparität ausgedrückt. In der Praxis hat sich nachweislich ein anderes Bild ergeben, bei dem Währungskurse extrem zu Übertreibungen neigen und Erwartungen an geldpolitische Maßnahmen wie Zinssenkungen oder –Anstiege,  eine sehr starke Komponente darstellen.

Das beste, jüngste Beispiel dafür ist der EURUSD Kurs. Auf beiden Seiten ergeben sich zinspolitische Divergenzen. Während die EZB, stellvertretend für den Euro, eine lockere Geldpolitik betreibt und die Zinsen seit Mitte 2014 auf sehr niedrigem bis negativen Niveau hält, befindet sich das FED, das für den US Dollar stellvertretend ist, auf einem Kurs bei dem bald steigende Zinsen erwartet werden. Diese Divergenz hat dafür gesorgt, dass das Währungspaar innerhalb der letzten 1 ½ Jahre um 25 % zugunsten des US Dollars gefallen ist.



Besonders die heutigen Trends innerhalb der Währungskurse sind stark durch geldpolitische Maßnahmen geprägt. Der sogenannte Währungskrieg, der von einigen Medien propagiert wird, bezieht sich lediglich auf die Aussage, dass viele Notenbanken aufgrund wettbewerbstechnischer Gründe dazu veranlasst werden ihre Währung gegenüber anderen schwach zu halten.

Das bewerkstelligen sie mit geldpolitischen Maßnahmen wie Zinssenkungen oder verbaler Kommunikation, also der Ankündigung möglicher Zinssenkungen. So sind einige Währungen mehr andere weniger für verbale Ankündigungen der Notenbanker anfällig. Daraus leitet sich jedoch auch die Bewertung fundamentaler Daten ab und damit die Erwartung an den nächsten Schritt der Notenbank.

Darüber hinaus sind natürlich einige Währungen von anderen Faktoren abhängig, wie Rohstoffpreisen oder konjunkturellen Entwicklungen eines Abnehmerlandes. So ist beispielsweise der Neuseeländische Dollar kurzfristig von Milchpreisen abhängig, der kanadische Dollar vom Ölpreis. Der australische Dollar ist stark von der konjunkturellen Lage in China abhängig.



Das obere Chart zeigt den NZDUSD Kurs. Eine Kerze entspricht einem Zeitraum von einer Woche. Neben dem starken US Dollar hat auch die neuseeländische Notenbank den Kurs der Währung schwach gehalten. In den letzten Wochen wurden seitens der Notenbank keine Pläne mehr in dieser Richtung verkündet. Gleichzeitig steigen Rohstoffe und was macht das Währungspaar? Es steigt wieder an.

Dass sowohl der Ölpreis als auch die Geldpolitik einen Einfluß auf eine Währung haben, sieht man auch am kanadischen Dollar sehr gut. Die untere Benchmark-Analyse, stellt die enge positive Korrelation zwischen dem Ölpreis (WTI) und dem Währungspaar CADUSD (nicht USDCAD!!) auf Tagesbasis dar. Außer zu dem Zeitpunkt des FED Zinsentscheides am 17. September 2015, korrelierten die beiden Werte sehr eng positiv zueinander.


 
Devisen handeln kurzfristig

Neben den großen Trends, weisen natürlich auch Währungen wie andere Werte, kurzfristige Trends auf, die gehandelt werden können. Es sei nur angemerkt, dass es zu sehr starken Schwankungen auf kurzfristiger Basis kommen kann. Denn so wie Währungen auf langfristiger Basis zu Übertreibungen neigen, so reagieren sie auch kurzfristig auf Nachrichten manchmal sehr stark übertrieben. Es ist daher besonders beim kurzfristigen Trading von Währungen darauf hingewiesen ein adäquates Risikomanagement zu betreiben und

Schauen wir uns den EURUSD-Kurs im 1 Stunden Chart an, so werden wir erkennen, dass die „Spikes“ sehr stark ausfallen können. Das Chart zeigt neben diesem Umstand auch mögliche Handelsvarianten im kurzfristigen Online Trading.



So ist der abrupte Anstieg des Währungspaares am 17. September, als das FED die Zinsen nicht angehoben hat, ebenfalls sehr stark ausgefallen. Allerdings nur kurzfristig. Anschließend waren die Märkte in Unsicherheit verfallen, wodurch der US Dollar wieder stärker wurde. Das begründet auch die anfängliche Divergenz zwischen dem Ölpreis und dem kanadischen Dollar, siehe oben.

Will man den EURUSD technisch kurzfristig handeln, so kann man die gängigen Mittel und Setups dazu nutzen. Einfachheit hat sich bei der Analyse als vielversprechend ausgezahlt. Es werden viele Techniken dafür genutzt, die wichtige Komponente ist jedoch das Risikomanagement. Da technische Trader fundamentale Faktoren oft ausblenden, ist das Risikomanagement um so wichtiger. So darf ein technischer Trader in der Regel nie mehr als 5 % seines vorhandenen Kapitals pro Trade einsetzen bzw. als Verlustgrenze überschreiten.

USDCAD Setup auf Wochenbasis

Kommen wir zurück auf unsere obige Analyse des kanadischen Dollars, könnte sich in der näheren Zukunft ein neuer mittelfristiger Trend etablieren. Diesmal schauen wir uns die Entwicklung aber im umgedrehten Sinne an, nämlich im USDCAD. Wir haben zum einen eine leichte Tendenz aufwärts beim Ölpreis. Gleichzeitig erholen sich Rohstoffe insgesamt, was den US Dollar nach unten drückt. Auch die Erwartungen an einen baldigen Zinsanstieg in den USA sind aktuell gedämpft. Unter Berücksichtigung dieser Faktoren schauen wir auf das Chart mit Wochenkerzen und unterziehen es einer technischen Analyse.



Wir können klar erkennen, dass
  1. Der große Aufwärtstrend noch intakt ist
  2. Der erste mittelfristige Trend nach unten gebrochen wurde
  3. Eine RSI Divergenz besteht
Die ersten beiden Punkte sollten klar sein. Eine RSI Divergenz deutet in der Regel auf eine Trendwende hin. Das heisst, wenn der RSI (Relative Stärke Indikator) ein tieferes Hoch ausbildet, während der Kurs ein höheres Hoch gemacht hat, bedeutet es, dass die Stärke des vorherrschenden Trends nachlässt.

Neben den anderen Faktoren, scheint also auch die Markttechnik darauf hinzudeuten, dass sich der kanadische Dollar erholen möchte, also das Währungspaar USDCAD fallen könnte. Ob das auch wirklich so eintrifft, ist in der Regel ein Zusammenspiel aus allen diesen Faktoren. Auch die kürzlich anstehenden Wahlen können einen Einfluß haben. Unterstützungen bieten dabei jeweils die Trendlinien der Aufwärtstrends.

Fazit- Währungshandel Strategien müssen durchdacht sein

Auch wenn der Online Devisen Handel nach außen hin einfach wirkt, ist er das nicht. Viele Faktoren müssen bedacht werden. Tut man dies nicht, muss zumindest die Handelsstrategie so optimiert werden, dass diese Faktoren ihre Wichtigkeit verlieren. So kann zum Beispiel ein kurzfristiger Trader sich vom Handel fern halten, wenn politische oder geldpolitische Maßnahmen erwartet werden.

Das als Regel im Handelssystem definiert, kann zur Vereinfachung im Handel führen. Das schließt allerdings nicht andere individuelle Eigenschaften des kurzfristigen Kursverhaltens aus, wie starke, meist unerklärliche Schwankungen.

Quellen Bilder: Meta Trader 5, barchart.com

Quellen Links:

http://www.n-tv.de/wirtschaft/Die-Fed-spielt-mit-ihrer-Glaubwuerdigkeit-article15957831.html
http://www.cash.ch/news/alle/was_es_fuer_erfolgreiches_daytrading_braucht-3243497-448
http://www.boersennews.de/nachrichten/thema/eur-cad--trend-futsch/912006
http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2015/10/07/gegen-den-dollar-china-will-yuan-mit-gold-deckung-einfuehren/
http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Die-Geldpolitik-der-USA-wirkt-sich-auf-alle-aus/story/24299210
http://www.welt.de/finanzen/geldanlage/article138933898/Nie-war-der-Euro-Pessimismus-groesser.html
http://www.barchart.com/