STUTTGART (dpa-AFX) - Die Gründer-Metropole Berlin muss sich zunehmender Konkurrenz aus Frankreich erwehren. Paris könnte die deutsche Hauptstadt laut einer Studie bei Investments in Start-ups absehbar überholen. Der Abstand zwischen den beiden Städten dabei ist stark geschrumpft, zeigt eine am Dienstag veröffentlichte Analyse der Beratungsgesellschaft EY.

Demnach steckten Geldgeber 2018 fast 2,5 Milliarden Euro in Pariser Wachstumsfirmen - 39 Prozent mehr als im Vorjahr. In Berlin hingegen sammelten Start-ups 12 Prozent weniger frisches Geld ein und lagen mit 2,6 Milliarden Euro nur knapp vorne. 2017 war der Vorsprung Berlins auf Paris mit rund 1,2 Milliarden Euro noch groß. Bei der Zahl der Deals hatte Paris (366) nun schon die Nase vor Berlin (244).

"Die französische Politik verfolgt das klare Ziel, Frankreich zur Start-up-Nation Nummer eins in Europa zu entwickeln", erklärte EY-Partner Peter Lennartz. Zwar gebe es dort weniger große Deals von Konzernen oder Fonds, die Geld in verheißungsvolle Start-ups steckten. Insgesamt sei die Finanzierung aber besser als hierzulande.

In Frankreich gebe es etwa unkomplizierte Aufenthaltsgenehmigungen für Gründer, massive Steuererleichterungen für Pioniere und Investoren und günstige Kredite vom Staat. Passe Deutschland nicht auf, werde Frankreich bei Investments in Start-ups bald vorbeiziehen.

2018 hatten das Berliner Gebrauchtwagenportal Auto1 und das Hamburger Bekleidungs-Start-up About You europaweit mit die größten Finanzspritzen erhalten. "Deutsche Gründer stehen im Fokus nationaler und internationaler Investoren", sagt Hubert Barth, Vorsitzender der EY-Geschäftsführung in Deutschland.

Auch dank der großen Deals bekamen deutsche Gründer insgesamt 7 Prozent mehr Geld und lagen mit 4,6 Milliarden Euro vor Frankreich. Im Nachbarland ging es aber noch stärker aufwärts: Dort schossen die Investments in Start-ups um 31 Prozent auf 3,4 Milliarden hoch.

Gründer in Deutschland sind zwar zuletzt stärker in den Fokus der Politik geraten, kommen aber oft nur schwer an üppige Geldspritzen. Die Förderbank KfW schätzt die Finanzierungslücke in der frühen Wachstumsphase auf bis zu 600 Millionen Euro pro Jahr. Die Bundesregierung will die Gründerkultur mit staatlich unterstützten Wagniskapitalfonds vorantreiben. Sie hat auch eine neue Plattform für Start-ups ins Leben gerufen, um Beratung und Vernetzung zu erleichtern.

Im internationalen Vergleich hinkt die Bundesrepublik Ländern wie Israel, den USA und Großbritannien hinterher. Unangefochten in Europa blieb 2018 erneut das Vereinigte Königreich - trotz des anstehenden Brexits. In Großbritannien warben Gründer 7,2 Milliarden Euro ein, davon alleine fünf Milliarden in London. Das war fast doppelt so viel wie Berlin./als/DP/nas