LONDON (dpa-AFX) - Die britische Investmentbank HSBC sieht diverse Risiken für den deutschen Energieversorger RWE. In naher Zukunft mache ihm das konventionelle heimische Stromerzeugungsgeschäft Sorgen, schrieb Analyst Adam Dickens in einer am Montag vorliegenden Studie. Im Bereich Alternative Energien seien die kurzfristigen Aussichten zwar gut, doch langfristig drohten hier ebenfalls Herausforderungen.

Auch mit Blick auf eine überdurchschnittliche Kursentwicklung stufte der Experte die Aktie deshalb ab und empfiehlt sie nun mit "Reduce". Das Kursziel beließ er auf 21 Euro und liegt damit knapp fünf Prozent unter dem aktuellen Bewertungsniveau.

Die Vorlage eines Gesetzesentwurfs zu Entschädigungen für den Kohleausstieg durch die Bundesregierung verzögere sich, so Dickens. Dadurch baue sich kurzfristig Unsicherheit auf. Denn wenn der Höhenflug der Grünen bis zu den Bundestagswahlen im Herbst 2021 weitergehe, steige das Risiko politischen Gegenwinds.

Nach mehreren Transaktionen mit den Branchenkollegen Eon und Innogy, die im vierten Quartal abgeschlossen sein sollten, werde RWE fast nur noch in der Stromerzeugung tätig sein, führte der Experte weiter aus. 2020 werde der Konzern schätzungsweise 59 Prozent seines operativen Gewinns (Ebitda) mit Alternativen Energien und 30 Prozent mit Kernkraft, Kohle und Gas erzielen. Bei den Alternativen Energien liege der Schwerpunkt bei Windenergie auf dem US-Festland sowie auf den britischen Küstengewässern. Dem kurzfristig hohen Wachstumspotenzial stünden aber auf längere Sicht Risiken gegenüber. Dazu zählt Dickens einen langsameren Anstieg von Steuergutschriften und sinkende Margen in den Vereinigten Staaten sowie nur begrenzte Expansionsmöglichkeiten in Großbritannien.

Vor diesem Hintergrund hält der Analyst weder die vom Markt erwarteten Dividendensteigerungen noch einen Aktienkursanstieg durch den neuen Schwerpunkt auf Alternative Energien für realistisch. Das RWE-Papier habe sich derweil seit Jahresbeginn schon um sechs Prozent besser als die Branche und um fünf Prozent besser als die Eon-Aktie entwickelt.

HSBC stuft solche Aktien mit "Reduce" ein, deren Kursziel mehr als 20 Prozent unter dem aktuellen Kurs liegt. Liegt das Ziel zwischen 5 und 20 Prozent unter dem aktuellen Kurs, kann die Einstufung auch "Hold" lauten.

Analysierendes Institut HSBC Trinkaus & Burkhardt.

Veröffentlichung der Original-Studie: 21.06.2019 / 13:32 / GMT Erstmalige Weitergabe der Original-Studie: 24.06.2019 / Uhrzeit in Studie nicht angegeben / Zeitzone in Studie nicht angegeben /gl/jsl/he