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ESSEN (dpa-AFX Broker) - Seit Juli ist das Tauschgeschäft mit Eon endgültig abgeschlossen. RWE plant eine Zukunft mit Ökostrom, der Konzern will sauberer werden. Die Corona-Krise steckt das Dax-Unternehmen gut weg, Analysten sind optimistisch. Was bei RWE los ist, was Analysten sagen und was die Aktie macht.

DAS IST BEI RWE LOS:

Vor mehr als zwei Jahren hatten die Energieriesen und damals noch Konkurrenten RWE und Eon einen Plan vorgestellt, der den Energiemarkt neu ordnen sollte. Seit Anfang Juli ist das Tauschgeschäft komplett. RWE konzentriert sich nun auf Erneuerbare Energien und will als Stromerzeuger sauberer werden. Die Verstromung von Kohle, Gas sowie die der Kernkraft verlieren schrittweise an Bedeutung. Bis dato ist der Anteil der Erneuerbaren Energien aber noch gering - die Essener kamen eigenen Angaben zufolge zuletzt auf rund zwölf Prozent. Bis 2022 will RWE nun aber weltweit fünf Milliarden Euro in Windkraftanlagen oder Solarparks stecken.

Obwohl der Deal mit Eon abgeschlossen ist, gibt es mehrere regionale Stromversorger in Deutschland, die das Geschäft doch noch verhindern wollen. Die Mainova aus Frankfurt hatte angekündigt, gemeinsam mit zehn weiteren Versorgern beim Gericht der Europäischen Union (EuG) eine Nichtigkeitsklage gegen die Freigabe durch die EU-Kommission einzureichen. Sie sehen erhebliche Nachteile für die Wettbewerber und damit auch für die Verbraucher.

Durch den Deal mit Eon ist RWE zu einem der weltweit größten Erzeuger von grünem Strom geworden. Im Zuge des Kohleausstiegs wird RWE zudem seine Braunkohlekraftwerke schrittweise abschalten. Vom Bund soll der Konzern dafür 2,6 Milliarden Euro erhalten. Die Braunkohlekraftwerke sollen bis zum Jahr 2038 stillgelegt werden.

Das Jahr 2020 ist bislang für RWE solide verlaufen, der Konzern verbuchte im ersten Quartal trotz des Coronavirus-Ausbruchs einen Gewinnzuwachs. Dabei profitierte er unter anderem von starken Geschäften mit Windstrom und dem Energiehandel. Die Pandemie hatte nur einen begrenzten Einfluss auf die Geschäfte. Anders als viele andere Unternehmen konnte RWE so seine Prognose für das laufende Jahr bestätigen. Die Essener peilen für 2020 ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) von 2,7 bis 3,0 Milliarden Euro an.

Noch nicht entschieden ist, wie es mit dem Thema Datteln 4 weitergeht. Weil es nicht mehr zum Geschäftsmodell der neuen RWE passe, will der Konzern keinen Strom aus Unipers neuem Steinkohlekraftwerk beziehen. RWE sei nach wie vor der Auffassung, die vor Jahren geschlossenen Verträge mit dem Datteln-Betreiber wirksam gekündigt zu haben. Deshalb bestehe "auch künftig keine Verpflichtung zur Abnahme", hatte Vorstandschef Rolf Martin Schmitz bei der Online-Hauptversammlung des Konzerns gesagt.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Von den seit März im dpa-AFX-Analyser gelisteten Experten spricht mit elf Stimmen die überwiegende Mehrheit eine Kaufempfehlung aus. Nur viermal heißt es "halten", ein Analyst würde die Aktie derzeit verkaufen. Das durchschnittliche Kursziel der Experten liegt bei etwa 30 Euro.

Besonders optimistisch ist Analyst Alberto Gandolfi von Goldman Sachs mit einem Kursziel von 38,50 Euro. Er rechnet mit einem "soliden zweiten Quartal" und verweist unter anderem auf die fortgesetzte Unterstützung durch Kapazitätsauslastungen im Windgeschäft sowie eine erhöhte Stromproduktion durch Wasserkraft. Auch die Dividende aus der Eon-Beteiligung sollte stützen.

Der Kaufpreis für die von Nordex übernommenen Projekte sei aus Sicht von RWE attraktiv, schreibt Analyst Peter Crampton von der britischen Investmentbank Barclays. Damit baue der Stromproduzent das Portfolio an Energie aus erneuerbaren Quellen weiter aus.

Die DZ Bank hält die Ziele des Konzerns weiterhin für konservativ. Die Unsicherheit über den Kohleausstieg habe sich durch die nun in Gesetzestext gegossenen Entschädigungsregelungen nochmals etwas verringert, schrieb Analyst Werner Eisenmann. Die Dividende liege zwar unter dem Sektorniveau, sei dafür aber vergleichsweise sicher.

Die Pipeline von RWE für Erneuerbaren Energien sei mit internationalen Projekten prall gefüllt, schrieb Eisenmann. Die müssten erst einmal abgearbeitet werden. Mittelfristig verspreche er sich von den auf die "Energiewende" fokussierten Konjunktur- und Wiederaufbauprogrammen der europäischen Nationalstaaten und auf EU-Ebene Rückenwind. Mit seiner Expertise sei RWE auch ein gefragter Partner für alle Arten von Investoren in diesem Bereich. Zudem öffne sich im Wasserstoffbereich mittelfristig ein neues Wachstumsfenster (Produktion, Speicherung, Handel) für den Konzern.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Die Papiere des Energieversorgers hatten sich zuletzt fast vollständig von ihren Verlusten durch den Corona-Schock erholt. Zwischen Mitte Februar und Mitte März war der Kurs von knapp 35 Euro auf rund 20 Euro abgestürzt. Mit einer Erholung auf zuletzt 33 Euro ist diese Delle jedoch bereits wieder ausgebügelt. Seit Jahresbeginn steht sogar ein Zuwachs von über einem Fünftel.

Von ihrem Rekordhoch im Jahr 2008 bei über 102 Euro sind die Anteilsscheine zwar noch weit entfernt, doch bewegt sich die Bewertung immerhin wieder auf dem Niveau von vor 6 Jahren. Dazwischen hatten die RWE-Anleger ein tiefes Tal der Tränen zu durchwandern: Tiefpunkt war dann das auch absolute Rekordtief im Jahr 2015 bei nur etwas mehr als 9 Euro. Mit einer Marktkapitalisierung von über 20 Milliarden Euro steht RWE zur Zeit jedoch immer noch schlechter im Fleisch als Branchenkollege Eon mit fast 26 Milliarden Euro./knd/ssc/men/fba

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