Vertreter der deutschen Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) und des europäischen Dachverbands ECA pochten darauf, dass die Verhandlungen mit Ryanair spürbar vorangehen müssten. "Die Geduld der Piloten ist natürlich begrenzt. Irgendwann ist Schluss", sagte ECA-Präsident Dirk Polloczek am Montag in Berlin. Es müsse belastbare Fortschritte und Lösungen für Piloten am geschlossenen Standort Bremen und an der reduzierten Basis am Niederrhein geben, sagte VC-Präsident Martin Locher. "Wenn wir die nicht bekommen, können wir weitere Eskalationsszenarien nicht ausschließen."

Allerdings betonten die Piloten gleichzeitig, dass Bewegung in die Gespräche mit Europas größter Billigairline komme. "Mitte November findet eine Verhandlung unter Beteiligung zweier Schlichter in Dublin statt", sagte VC-Tarifexperte Ingolf Schumacher. "Beide Seiten streben bis Ende November die Festlegung der wesentlichen Eckpunkte zu einer Lösung an." Es gehe etwa um einen Manteltarifvertrag, um die Frage der Vergütung und die Forderung nach einer Personalvertretung. Wichtig sei auch das Etablieren eines Rahmensozialplans für den Fall, dass Standorte geschlossen oder reduziert würden. Ryanair hatte jüngst wiederholt betont, dass es Fortschritte mit den Gewerkschaften gebe.

Die Piloten haben jüngst das Schließen von Ryanair-Standorten und das Zurückfahren von Kapazitäten als "Kriegserklärung" bezeichnet. Ryanair hatte angekündigt, die Basis Bremen mit zwei Flugzeugen und den Standort Eindhoven mit vier Fliegern zu schließen und die Kapazität in Weeze am Niederrhein von fünf auf drei Maschinen zu senken. Die Iren hatten dies als "wirtschaftliche Entscheidung" bezeichnet. VC-Chef Locher hingegen sagte, Ryanair wolle offenbar Druck auf die Piloten ausüben, um "diesen Tarifkonflikt möglichst durch Angst einzudämmen".

Die Ryanair-Beschäftigten bekommen Rückendeckung von der Politik. Arbeitsminister Hubertus Heil hatte jüngst angekündigt, mit einer Gesetzesänderung den Beschäftigten bei Airlines die Gründung eines Betriebsrats zu ermöglichen, auch wenn es keinen Tarifvertrag gibt. Mehrere Bundestagsabgeordnete der SPD zeigten sich solidarisch mit den Piloten und traten bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin auf. Wer wie Ryanair-Chef Michael O'Leary die Augen etwa vor der nötigen Mitbestimmung verschließe, "der muss auch irgendwann gestoppt werde", sagte SPD-Verkehrsexperte Arno Klare.