SINGAPUR (awp international) - Die starke Ausbreitung des neuartigen Coronavirus dürfte Fluggesellschaften nach Einschätzung des Branchenverbands in diesem Jahr deutlich härter treffen als zunächst gedacht. Je nachdem, ob sich die Epidemie auf weitere Länder ausbreite, gingen den Airlines im Passagiergeschäft voraussichtlich Erlöse von 63 bis 113 Milliarden US-Dollar (57 bis 101 Mrd Euro) verloren, teilte der Weltluftfahrtverband IATA am Donnerstag in Singapur mit. Damit drohe im schlimmsten Fall ein finanzieller Einbruch wie zur Zeit der weltweiten Finanzkrise.

Noch vor zwei Wochen hatte das Bündnis den Umsatzverlust auf 29,3 Milliarden Dollar geschätzt, vor allem bei asiatischen Fluggesellschaften. Nach dem neuesten Sachstand müssten auch Airlines in Europa und dem Nahen Osten mit herben Einbussen rechnen.

Sollte sich der erwartete Nachfrageeinbruch auf solche Länder beschränken, in denen es bereits mehr als 100 bestätigte Infizierte gibt, rechnet die IATA etwa in Deutschland mit einem Rückgang der Passagierzahl um zehn Prozent, in China um 23 Prozent.

Sollte sich die Krise auf alle Länder mit bisher mindestens zehn Infizierten ausdehnen, stünde Airlines in Deutschland, Frankreich, Österreich, Italien, den Niederlanden, Schweden, Norwegen, Spanien, Grossbritannien und der Schweiz ein Rückgang der Passagierzahlen um 24 Prozent bevor. Dies entspreche einem Umsatzrückgang um 37,3 Milliarden Dollar, rechnet der Verband vor. Weltweit sei ein Umsatzeinbruch von 19 Prozent zu befürchten.

Viele Fluggesellschaften auch in Europa haben ihr Flugangebot für die kommenden Wochen und Monate bereits zusammengestrichen. Allein der Lufthansa-Konzern lässt rechnerisch rund 150 seiner insgesamt gut 750 Passagierflugzeuge am Boden./stw/knd/jha/