LUXEMBURG/BESSENBACH (dpa-AFX) - Auf Unternehmenschef Alexander Geis wartet beim Lkw-Zulieferer SAF-Holland eine Menge Arbeit. Der Aktienkurs des SDax-Unternehmens ist im Keller, eine gekappte Prognose hat das Vertrauen der Anleger in das Management beschädigt. Zahlreiche Unwägbarkeiten am Markt belasten das Unternehmen zunehmend. Was momentan bei SAF-Holland los ist, wie Analysten den Konzern einschätzen und wie sich die Aktie entwickelt hat.

DAS IST LOS BEI SAF-HOLLAND:

Die weltweit um sich greifende konjunkturelle Eintrübung macht den Bessenbachern mittlerweile deutlich zu schaffen. Die Auswirkungen der anhaltenden Handelskonflikte haben auch den Nutzfahrzeugzulieferer erfasst. Zwar läuft die Lkw-Konjunktur in Amerika noch rund, doch die Zahlen von dort konnten die Probleme von SAF-Holland in China, Indien und Europa zuletzt nicht mehr ausreichend kompensieren.

Der frühere Einkaufs- und Europavorstand Alexander Geis war erst im Frühjahr an die Konzernspitze gerückt, nachdem sein Vorgänger Detlef Borghardt nach einer enttäuschenden Gewinnwarnung seinen Posten nach acht Jahren geräumt hatte. Geis hat sein Amt in einer Phase angetreten, in der die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch für die Lkw- und Trailer-Branche immer schwieriger werden und die Nachfrage vielerorts mäßig ist.

Deshalb musste SAF-Holland nur wenige Wochen nach Vorlage seiner Zahlen zum zweiten Quartal erneut seine Jahresprognose kappen. Sowohl beim angepeilten Umsatz als auch bei der bereinigten Ebit-Marge ruderte das SDax-Unternehmen zurück. Der Nutzfahrzeugspezialist räumte eine deutliche Verschlechterung gegenüber den entsprechenden Planzahlen ein. Auch der Blick in die Zukunft verheißt für SAF-Holland nichts Gutes: Der Konzern zeigt sich nun deutlich pessimistischer und geht davon aus, dass sich die negative Entwicklung bis zum Jahresende fortsetzen wird. Mit positiven Konjunktur- und Marktsignalen sei nicht zu rechnen.

Wie groß die Verunsicherung ist, zeigte sich auch daran, dass SAF-Holland seine Prognose für das kommende Jahr ersatzlos strich. Eine neue soll erst mit der Veröffentlichung der endgültigen Zahlen für 2019 veröffentlicht werden. Zunächst steht aber am 7. November der Bericht für das dritte Quartal auf der Agenda.

SAF-Holland entstand 2006 aus der Fusion der deutschen SAF-Gruppe und der US-amerikanischen Holland Group. Das Unternehmen stellt unter anderem Achsen und Fahrwerksysteme sowie Sattelkupplungen und Stützwinden für Lastwagen und Anhänger her und beliefert nach eigenen Angaben einen Großteil der führenden Nutzfahrzeughersteller. SAF-Holland beschäftigt weltweit mehr als 4400 Mitarbeiter und hat seine Unternehmenszentrale in Luxemburg, das Tagesgeschäft wird in Bessenbach bei Aschaffenburg gesteuert.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Von den insgesamt 8 im dpa-AFX-Analyser erfassten Analysten empfehlen immerhin drei, die Aktie zu kaufen. Vier Experten raten, die Papiere zu halten. Lediglich das Analysehaus Kepler Cheuvreux plädiert dafür, die Anteilsscheine zu verkaufen.

Analyst Philippe Lorrain von der Privatbank Berenberg bleibt bei seiner Kaufempfehlung. Schließlich biete das aktuelle Kursniveau längerfristig interessierten Investoren ein attraktives Eintrittsniveau. Zudem seien die heftigen Kursverluste nach der Gewinnwarnung übertrieben gewesen, urteilt Lorrain.

Frederik Bitter von der Privatbank Hauck & Aufhäuser verweist zwar darauf, dass das Ausmaß der Gewinnwarnung des Lkw-Zulieferers nach einem soliden ersten Halbjahr bemerkenswert gewesen sei. Zugleich geht er aber davon aus, dass SAF-Holland nach wie vor erhebliches Wertsteigerungspotenzial biete. Gleichwohl dürften die jüngsten Geschehnisse die Glaubwürdigkeit des Managements weiter beschädigt haben.

Derweil geht Nicolai Kempf von der Deutschen Bank davon aus, dass SAF-Holland im Jahr 2020 ein prozentual zweistelliger Absatzrückgang im Nordamerika-Geschäft und eine schleppende Entwicklung in Europa drohen könnte. Der Analyst reduzierte daher seine Umsatz- und Ergebnisprognosen, beließ seine Einstufung aber auf "Halten".

DAS MACHT DIE AKTIE:

Die Entwicklung der SAF-Holland-Aktie ist für Anleger verheerend. In den zurückliegenden zwölf Monaten steht ein Minus von fast der Hälfte zu Buche. Auch seit Jahresbeginn sieht es mit einem Wertverlust von über 40 Prozent nicht viel besser aus. Damit gehört SAF-Holland zu den schlechtesten Titeln im Nebenwerteindex SDax, der im selben Zeitraum ein Plus von rund 16 Prozent aufzuweisen hat. Die rasante Talfahrt will für SAF-Holland nicht enden.

Derzeit kostet ein Anteilsschein gerade mal noch etwas mehr als 6 Euro. Vom Hoch bei 20,08 Euro, das der Lkw-Zulieferer Anfang Januar 2018 nach zuvor hohem Wachstum erreicht hatte, liegt die Aktie mittlerweile meilenweit entfernt. Das Rekordtief von 30 Cent, das im Zuge der Weltfinanzkrise Anfang 2009 zu Buche stand, ist da schon eher in bedrohlicher Reichweite.

SAF-Holland war im Jahr 2007 an die Börse gegangen, der Ausgabepreis hatte damals bei 19 Euro gelegen. Im Vergleich dazu ist die Aktie bis heute massiv eingebrochen, Anleger der ersten Stunde haben also keine Freude an dem Papier gehabt, sondern eher viel Geld verloren./eas/men/fba