Die Linzer haben schließlich gleich an mehreren Stellen mit Problemen zu kämpfen. Einerseits sei der Geschäftsausblick mau, da sich die Konjunktur weiter eintrübe und damit die Nachfrage wichtiger Kundenbranchen wie der Automobilindustrie zurückgehe. Dazu kommen hausgemachte Probleme, wie zusätzliche Kosten durch den Ausbau des Automobilgeschäfts in den USA und eine drohende Kartellstrafe wegen des Verdachts auf Preisabsprachen im Bereich Grobblech. In der Nacht auf Donnerstag stutze der Konzern daher zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate die Ziele und verprellte damit einmal mehr die Anleger.

An der Wiener Börse gingen die Voestalpine-Aktien auf Sinkflug und verloren sechs Prozent auf 26,32 Euro. Die trüben Aussichten der Österreicher belasteten auch den Stahlsektor. Branchenkollege ThyssenKrupp hatte bereits im November wegen der möglichen Kartellstrafe seine Jahresprognose gestutzt.

Auch für die Voestalpine ist die drohende Strafe ein wesentlicher Grund für die Gewinnwarnung. Ein Firmensprecher sagte zu Reuters, dass der Konzern über seinen Anwalt erfahren habe, dass in den nächsten Monaten mit einer Entscheidung der Kartellwächter zu rechnen sei. Zur Höhe der Rückstellung wollte er nichts sagen. Aus dem Bundeskartellamt hieß es, dass die Untersuchungen zu den Bereichen Grobblech und Flachstahl noch liefen. Wann mit einem Ergebnis zu rechnen sei, könne man nicht sagen. Namen der betroffenen Firmen nennt die Behörde grundsätzlich nicht. Bekannt ist, dass auch Salzgitter

Gegenstand der Untersuchungen ist. Rückstellungen haben die Niedersachen bislang dafür nicht gebildet. Derzeit sei man mitten im Jahresabschluss. Dabei würden sämtliche Risiken in Diskussion mit dem Wirtschaftsprüfer einer neuen Bewertung unterzogen, erklärte Salzgitter am Donnerstag.

HOHE KOSTEN BEIM AUSBAU DES US-WERKS

Dem 66-jährigen Voestalpine-Chef Eder, der im Juli nach 15 Jahren an der Spitze das Ruder an den Vorstand der Division Stahl, Herbert Eibensteiner, abgibt, holen einmal mehr die Schatten der Vergangenheit ein. Die Voestalpine war schon mehrmals im Visier der Kartellwächter und bezahlte, unter anderem im Zuge des deutschen Schienenkartellverfahrens, Strafen in Millionenhöhe. Analysten schätzen, dass die Rückstellung für das nunmehr letzte ausstehende Verfahren ungefähr 100 Millionen Euro betragen dürfte.

Zu schaffen macht den Österreicher auch Probleme beim US-Werk in Catersville im Bundesstaat Georgia. Nach Aussage eines Firmensprechers hatte die Voestalpine aufgrund einer starken Nachfrage zuviele Aufträge angenommen. Zudem habe man den Mangel an Fachpersonal in Nordamerika zu spüren bekommen. Nun werde versucht, Aufträge über andere Werke abzuwickeln. Ferner führe der Konzern mit Mitbewerbern Gespräche, um Order abzugeben, was mit hohen Kosten verbunden sei. In Catersville produzieren die Österreicher hochfeste, ultraleichte Autoteile, wie etwa für die Karosserie oder spezielle Sicherheitsteile. Die Voestalpine beliefert unter anderem die deutschen Automobilhersteller und macht mit der Branche ein Drittel des Konzernumsatz.

VOESTALPINE RECHNET MIT WEITEREN GEWINNEINBUSSEN

In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2018/19 schrumpfte der operative Gewinn (Ebit) von Voestalpine auf rund 525 Millionen Euro nach 834,6 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Detaillierte Ergebnisse für das dritte Quartal sollen am 7. Februar veröffentlicht werden. "Es scheint so, als ob das laufende Jahr für die Voestalpine schwierig bleibt", schrieben die Analysten von Baader Helvea. Kurzfristig sei jedenfalls keine Erholung in Sicht, hieß es. Auch die Experten von Jefferies zeigten sich von der Prognose enttäuscht.

Für das bis Ende März laufende Geschäftsjahr erwartet die Voestalpine nun einen Betriebsgewinn von 750 Millionen Euro, nachdem im Vorjahr noch 1,2 Milliarden Euro erzielt worden waren. Im Oktober wurde die Prognose bereits auf knapp unter eine Milliarde Euro gesenkt.