FRANKFURT (dpa-AFX) - Enttäuschende Quartalszahlen haben die SAP-Aktie am Donnerstag auf Talfahrt geschickt. Auch die Technologiebranche und der Gesamtmarkt wurden vom Kursrutsch des Softwareriesen in Mitleidenschaft gezogen. Analysten sehen zwar keine dramatischen Abweichungen von den Markterwartungen und verweisen auf die bestätigten Unternehmensziele. Doch angesichts der hohen Bewertung dürfte die Kursreaktion entsprechend negativ ausfallen, hatte Analyst Mohammed Moawalla von der US-Investmentbank Goldman Sachs bereits vor Handelsbeginn prophezeit.

Damit sollte der Experte recht behalten: Direkt nach dem Startschuss an der Frankfurter Börse sackte die Aktie um knapp zehn Prozent auf 108,10 Euro ab. Damit beschleunigte sie ihren jüngsten Abwärtstrend und markierte den niedrigsten Stand seit fast drei Monaten. Anfang Juli hatte die Aktie mit 125 Euro noch ein Rekordhoch erreicht. Gegen Mittag konnte das Papier bei 112,54 Euro den Kursverlust auf etwas mehr als sechs Prozent eindämmen. Damit blieb es abgeschlagenes Schlusslicht im Dax.

Da SAP mit knapp 139 Milliarden Euro die höchste Marktkapitalisierung im Dax auf die Waage bringt, zog der Kursrutsch auch den deutschen Leitindex mit nach unten: Der büßte zuletzt 0,88 Prozent ein. Die Aktie des Branchenkollegen Software gab im Index der mittelgroßen Unternehmen MDax um fast zwei Prozent auf 28,90 Euro nach - mit 28,57 Euro kostete sie zeitweise so wenig wie zuletzt vor über drei Jahren. Auch der Technologiesektor insgesamt geriet unter Druck: Der Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 rutschte mit einem Minus von knapp zwei Prozent ans Ende der Branchenübersicht.

Europas größter Softwarehersteller habe im zweiten Quartal insgesamt die Erwartungen ein wenig verfehlt, weshalb die Konsensschätzungen etwas sinken könnten, schrieb Goldman-Experte Moawalla. Doch das Geschäft mit der Software zur Miete habe trotz der etwas schwächer als prognostizierten Entwicklung eine robuste Dynamik gezeigt. Derweil hätten die operativen Margen positiv überrascht. Hinzu kämen die bestätigten kurz- und mittelfristigen Ziele. Für Moawalla gibt es deshalb keinen Grund, an seiner These eines langfristigen Wachstums zu zweifeln.

Auch andere Analysten sehen die aktuellen Quartalsresultate nur knapp unter den Konsensschätzungen. Zum Jahresauftakt habe SAP noch positiv überrascht und anschließend aggressivere mittelfristige Margenziele ausgegeben, betonte Stacy Pollard von der US-Bank JPMorgan. Entsprechend enttäuscht seien nun die Investoren, die für das zweite Quartal eine höhere Geschäftsdynamik erwartet hätten. Nach dem herausragenden ersten Quartal habe der Schwung etwas nachgelassen, konstatierte Knut Woller von der Baader Bank. Er sieht SAP auf einem guten Weg, die bestätigten Jahresziele zu erreichen.

Woller spricht ebenso wie seine US-Kollegen weiterhin eine Kaufempfehlung für die Aktie aus. Die Kursziele der drei Experten liegen mit 125 bis 135 Euro nicht nur über dem zuletzt gesunkenen Bewertungsniveau, sondern implizieren auch neue Rekordstände.

Wer zu Jahresbeginn bei SAP eingestiegen ist, kann ohnehin nicht klagen: Trotz der aktuell deutlichen Verluste steht immer noch ein Plus von mehr als 29 Prozent zu Buche. Im Dax kann nur der Sportartikelhersteller Adidas für diesen Zeitraum eine deutlich bessere Kursperformace vorweisen. Mit Linde liefert sich SAP ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den zweiten Platz, wobei der Gasekonzern derzeit die Nase knapp vorn hat./gl/mf/fba