HERZOGENAURACH (dpa-AFX) - Der Auto- und Industriezulieferer Schaeffler stellt sich in Anbetracht der schwachen Autokonjunktur in China und Europa auf weiterhin schwierige Marktbedingungen ein. "Das zweite Halbjahr wird voraussichtlich schwächer als bislang erwartet. Darauf müssen wir uns proaktiv einstellen", sagte Vorstandschef Klaus Rosenfeld am Montag im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Umso wichtiger sei es, dass die nun vom Konzern angestoßenen Maßnahmen funktionierten. "Für Markteinbrüche können wir nichts. Aber das, was wir in der Hand haben, können und müssen wir vorantreiben", verdeutlichte Rosenfeld.

"Der Markt wird zwar irgendwann zurückkommen, aber wir sehen die Entspannung momentan noch nicht. Die Fahrzeugproduktion ist weiterhin flach und es gibt Unsicherheiten beim Endkunden. Auch in China", ergänzte Matthias Zink, der bei Schaeffler die Autozuliefersparte verantwortet. Die Sparte des SDax-Konzerns steckt derzeit im Umbau, um sie für den Schwenk hin zur Elektromobilität fit zu machen und die momentane Flaute an den Märkten abzufedern.

Weil die Kosten im ersten Quartal deutlich schneller stiegen als die Erlöse, war bei Schaeffler zum Jahresstart das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern um 30 Prozent abgesackt. Die entsprechende Marge rutschte von 11 Prozent im Vorjahreszeitraum auf 7,5 Prozent ab, in der Autozuliefer-Sparte betrug sie nur noch rund die Hälfte des Vorjahreszeitraums. Schaeffler hatte bisher auf das zweite Halbjahr verwiesen, in dem wieder mehr Schwung ins Geschäft kommen sollte.

Gerade die kleineren Werke der Autozuliefersparte hätten es in der aktuellen Phase schwer, sich zu behaupten, sagte Rosenfeld mit Blick auf den nun realisierten Verkauf des Werks im rheinland-pfälzischen Hamm (Sieg) an das Management. Dieser Schritt über einen sogenannten "Management-Buyout" sei für Schaeffler ungewöhnlich. "So etwas haben wir in dieser Form noch nicht gemacht", sagte der Vorstandschef.

Damit werde das Management mit sofortiger Wirkung zum neuen Eigentümer, teilten die Franken mit. Alle bisherigen 110 Arbeitsplätze am Standort sollen erhalten bleiben. Zum Kaufpreis äußerte sich Schaeffler nicht. Das Geschäft soll schon bald in trockene Tücher gebracht werden, kartellrechtliche Zustimmungen braucht das Unternehmen dafür nach eigenen Angaben nicht.

Die Schaeffler-Aktie drehte am Mittag ins Minus und fiel zuletzt um rund 1 Prozent. Seit Jahresbeginn haben die Papiere nun rund 13 Prozent verloren.

Schließungen und betriebsbedingte Kündigungen sollen bei Schaeffler laut Rosenfeld auch in Zukunft so gut es geht vermieden werden. Zwar sei ein Verkauf an das Management wie in Hamm an anderen zur Disposition stehenden Standorten eher unwahrscheinlich. Allerdings gebe es auch noch weitere Möglichkeiten, die Arbeitsplätze zu erhalten. "Die Transaktion in Hamm bestätigt, dass wir alle verfügbaren Alternativen prüfen, so wie es in der Zukunftsvereinbarung mit der IG Metall vorgesehen ist. Das gilt auch für andere Standorte."

Für den Umbau der Autozuliefersparte habe der Verkauf des Werks in Hamm zwar eine eher kleine Bedeutung. "Aber er ist ein gutes Beispiel dafür, dass wir es nicht einfach kalt abstellen, sondern eine vernünftige Lösung für alle Seiten finden wollten", sagte Matthias Zink. Angesichts deutlich schwächerer Geschäfte hatte Schaeffler angekündigt, in Deutschland 700 Arbeitsplätze und weitere 200 im europäischen Ausland abzubauen.

Schaeffler stellt unter anderem Getriebe, Kupplungen und Fahrwerksysteme her und ist noch stark vom Geschäft mit klassischen Verbrennungsmotoren abhängig. Der Schwenk hin zur E-Mobilität ist daher vergleichsweise groß. Im Zuge dessen steckt die Autozuliefer-Sparte von Schaeffler mitten im Umbau, der Konzern hat eine weitere Sparrunde eingeleitet./eas/men/mis