HERZOGENAURACH (awp international) - Der Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler will die Aktionäre mit einer höheren Dividende inmitten eines teuren Konzernumbaus bei der Stange halten. Vorstandschef Klaus Rosenfeld verteidigte bei der Vorlage des Geschäftsberichts am Mittwoch die Neuaufstellung, mit der er den Konzern für den Wandel in der Automobilindustrie rüsten will. Der Fokus auf E-Mobilität mit der Einführung eines neuen Geschäftsbereichs wird allerdings - wie bereits bekannt - im laufenden Jahr nochmals auf die Profitabilität des fränkischen Unternehmens drücken.

Schaeffler erhöht seine Ausschüttung um 5 Cent: Die Halter der im MDax gelisteten Vorzugsaktien sollen für das vergangene Jahr 55 Cent je Anteilsschein bekommen. Für die stimmberechtigten Stammaktien, die vollständig im Besitz der Familie Schaeffler sind, sollen 54 Cent gezahlt werden. Analysten hatten etwas weniger auf dem Zettel.

An der Börse bekamen die Nachrichten des fränkischen Unternehmens nur noch wenig Aufmerksamkeit, nachdem es bereits Anfang Februar vorläufige Jahreszahlen bekannt gegeben hatte. Damals hatte der Konzern die Börsianer mit seinen vermutlich kostspieligen Plänen für den weiteren Konzernumbau geschockt. Die Aktie war von Kursen von mehr als 16 Euro steil abgerutscht und hat sich bis dato nur mässig erholt. Am Mittwoch pendelte das Papier um den Vortagsschluss von 13,025 Euro.

Schaeffler forciert derzeit seinen Konzernumbau. Zum Jahreswechsel hat sich das Unternehmen eine neue Organisationsstruktur gegeben und stellt sein Geschäft nun auf drei Säulen. Neben dem Industriebereich gibt es nun zwei eigenständige Sparten für das Erst- und das Servicegeschäft mit der Autoindustrie, die künftig aus den Standorten Bühl, Langen und Schweinfurt gesteuert werden. Für den neu gegründeten Bereich E-Mobilität hat sich das Unternehmen Expertise von aussen geholt: Von Valeo Siemens eAutomotive - einem Joint Venture der beiden Grosskonzerne - kommend, übernimmt Jochen Schröder Anfang April das Ruder.

Wie teuer der Umbau den Konzern im laufenden Jahr zu stehen kommt, hat Schaeffler bislang offen gelassen. Wohl aber verdeutlichte Rosenfeld, dass die Profitabilität zunächst in diesem Jahr leiden wird, bis sie 2020 wieder auf frühere Höhen steigen soll. Trotz der Unwägbarkeiten für 2018 bestätigte der Konzern am Mittwoch seine Prognosen und geht weiterhin von einer operativen Marge (Ebit) vor Sondereffekten von 10,5 bis 11,5 Prozent aus. 2017 war sie bereits auf 11,3 Prozent abgerutscht, nach 12,7 Prozent im Jahr 2016. Der Umsatz soll währungsbereinigt um 5 bis 6 Prozent klettern - in etwa der Wert vom vergangenen Jahr.

Das stärkste Wachstum wird im Erstgeschäft mit der Autoindustrie erwartet, das mit 6 bis 7 Prozent währungsbereinigtem Umsatzplus stärker wachsen soll als der Markt und der Gesamtkonzern. Rückenwind bekommt die Sparte durch ein hohes Auftragspolster. In der neu geschaffenen Sparte Automotive Aftermarket sowie dem lange schwächelnden Industriegeschäft wird unter Herausrechnung von Wechselkurseffekten mit einem Erlösplus von jeweils 3 bis 4 Prozent gerechnet.

Im vergangenen Jahr hatte Schaeffler seinen Umsatz währungsbereinigt um rund 6 Prozent auf 14 Milliarden Euro gesteigert. Der um Sonderposten bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) rutschte wegen des Umbaus und einer zeitweisen Schwäche im Automobilgeschäft um rund sieben Prozent auf knapp 1,6 Milliarden Euro. Weil das Finanzergebnis besser ausfiel, verdiente der Konzern unter dem Strich so viel wie noch nie zuvor: Das auf die Anteilseigner zurechenbare Konzernergebnis kletterte um 14 Prozent auf 980 Millionen Euro./tav/zb/fba