Bern (awp) - Die Schindler-Partizipationsscheine sind am Freitag nach Quartalszahlen unter Druck. Der Zentralschweizer Aufzug- und Rolltreppenhersteller hat die Konsensschätzungen im ersten Quartal zwar sowohl beim Auftragseingang als auch beim Umsatz übertroffen. Auf den Stufen EBIT und Reingewinn wurden jedoch selbst die tiefsten Erwartungen noch verfehlt. Das Unternehmen hält an den bisherigen Wachstumsvorgaben für das Gesamtjahr fest.

Um 11.02 Uhr verlieren Schindler 3,5 Prozent auf 214,90 Franken. Der Gesamtmarkt (SMI) notiert aktuell 0,03 Prozent tiefer.

In ersten Analystenkommentaren erhält Schindler viel Lob für das starke Wachstum bei Auftragseingang und Umsatz. Das Unternehmen sei stärker gewachsen als der Markt, aber nicht so stark wie einer der Hauptwettbewerber (Kone, Red.), wie etwa Baader Helvea schreibt. Wie es heisst, habe insbesondere das Auftragswachstum in Lokalwährungen die Erwartungen deutlich übertroffen. Doch auch das Umsatzwachstum in Lokalwährungen liege über den Konsensschätzungen und bewegt sich am oberen Ende der firmeneigenen Zielbandbreite.

Weniger gut kommt in Expertenkreisen der Gewinnrückgang an. Sowohl beim operativen Gewinn als auch beim Reingewinn wurden selbst die tiefsten Erwartungen verfehlt. Wie einige Analysten schreiben, verfehlen die Margen die Konsensschätzungen auch dann, wenn man die Restrukturierungskosten von 4 Millionen Franken sowie die Kosten für das Projekt BuildingMinds in Höhe von weiteren 4 Millionen Franken anrechnet.

Mit Schindler habe ein weiterer Aufzughesteller enttäuschende Margen ausgewiesen, hiess es bei Goldman Sachs. Wie bei den Wettbewerbern zuvor habe auch Schindler uneinheitliche Trends ausgewiesen.

Auch Kone und Otis hätten tiefere Margen ausgewiesen, betont die ZKB, und Schindler habe sich mit einem Rückgang um 60 Basispunkte im Rahmen entwickelt. Beide Konkurrenten hätten sich zuversichtlich gezeigt, dass die Marge im Jahresverlauf gesteigert werden könne, was Analyst Martin Hüsler auch bei Schindler erwartet.

Analyst Christian Obst von Baader-Helvea zeigt sich sichtlich enttäuscht. Er macht das schwierige Branchenumfeld für den Margenrückgang verantwortlich. Obst rechnet auch im weiteren Jahresverlauf mit schwierigen Verhältnissen und rechnet deshalb nicht mit Margenverbesserungen.

Sein Berufskollege Fabian Haecki bei der UBS Investmentbank gewinnt der Geschäftsentwicklung des ersten Quartals aber durchaus auch positive Aspekte ab. Er findet am starken Wachstum, insbesondere im Schlüsselmarkt China, sichtlich Gefallen. Das Wachstum sei breit abgestützt. Eine Margenverbesserung dürfte kurzfristig jedoch nicht zu erwarten sein, aufgrund der weiter bestehenden Gegenwinde durch Materialkosten und steigende Löhne. Stützende Faktoren für die Gewinnschätzungen der Analysten kann er nicht ausmachen.

Dass das Unternehmen an den bisherigen Zielvorgaben für das Gesamtjahr festhält und weiterhin ein Umsatzwachstum in Lokalwährungen zwischen 4 und 6 Prozent anstrebt, überrascht die Experten hingegen nicht.

Wie aus dem hiesigen Berufshandel verlautet, konnten die Valoren von Schindler ihren zahlenbedingten Kursrückschlag vom März in den letzten Wochen fast vollständig wieder wettmachen. Wie der vorliegende Zahlenkranz zeige, würden aber selbst die nach unten korrigierten Gewinnschätzungen den steigenden Herstellkosten noch immer nicht im vollen Umfang Rechnung tragen, hiess es weiter.

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