Ebikon (awp) - Der Lift- und Rolltreppenhersteller Schindler hat im ersten Halbjahr den Wachstumskurs fortgesetzt. Höhere Kosten und Investitionen haben jedoch die Marge belastet, und der Reingewinn war zum Vorjahr tiefer. Im Gesamtjahr wird weiteres Wachstum erwartet, wobei die Profitabilität aber unter dem Vorjahr liegen dürfte.

"Im Auftragseingang und im Orderbestand zeichnen sich für das zweite Halbjahr bessere Margen ab", sagte Schindler-Chef Thomas Oetterli am Mittwoch in einer Telefonkonferenz. Er rechnet sequentiell mit einer Margenverbesserung, im Gesamtjahr werde aber der Vorjahreswert wohl nicht erreicht.

Angesichts des Marktumfeldes zeigt sich der Schindler-Chef zufrieden mit der Leistung im ersten Halbjahr. Der Auftragseingang verbesserte sich um 3,8 Prozent auf 6,09 Milliarden Franken und der Umsatz wuchs um 3,3 Prozent auf 5,43 Milliarden. In Lokalwährungen betrugen die Steigerungen 5,8 bzw. 5,4 Prozent.

Der Betriebsgewinn auf Stufe EBIT lag mit 596 Millionen Franken 2,8 Prozent unter dem Vorjahreswert und die Marge ging auf 11,0 von 11,7 Prozent zurück. Als Faktoren wurden die negativen Währungseinflüsse, steigende Lohn- und Materialkosten sowie die geplanten höhere Ausgaben für strategische Projekte genannt. Dies konnte nicht vollständig durch höhere Preise, Skaleneffekte und Effizienzsteigerungen kompensiert werden, sagte Oetterli weiter.

Der Konzerngewinn lag mit 436 Millionen Franken rund 16 Prozent unter dem Vorjahreswert. Bereinigt um eine Steuerrückzahlung von 55 Millionen im Vorjahr belief sich das Minus auf 5,4 Prozent.

Hohe Anzahl an Grossprojekten

"Alle Divisionen und Regionen haben zugelegt", betonte der Schindler-Chef. Das stärkste Wachstum sah die Region Asien-Pazifik, gefolgt von Amerika und EMEA. Die Anzahl an Grossprojekten sei "bemerkenswert" gewesen. Dies insbesondere in Nordamerika und in China und hier vor allem im Bereich des öffentlichen Verkehrs. "China war besser, als wir dies erwartet hatten, und wir waren besser als der Gesamtmarkt", sagte Oetterli weiter. In Südostasien mit Ländern wie Vietnam, Malaysia oder den Philippinen sei das Bild gemischt ausgefallen.

In Europa sei der Markt in den nördlichen Ländern solide auf einem hohen Niveau. In den südlichen Ländern habe es eine Marktkontraktion gegeben, insbesondere in der Türkei. Dort sei die Nachfrage regelrecht eingebrochen. In der Türkei hatte Schindler zuvor mit dem neuen Airport Istanbul ein Grossprojekt.

Deutschland sei mit dem hohen Bauvolumen weiter der stärkst Markt in Europa. In Grossbritannien gebe es trotz der Brexit-Unsicherheiten weiter viele Projekte, wobei es jedoch fraglich sei, welche davon auch umgesetzt werden. Insgesamt waren die Neuinstallationen in Europa leicht negativ. Der Fachkräftemangel bilde einen Engpass und treibe auch die Lohn-Inflation.

Die strategischen Projekte würden planmässig voranschreiten. Dazu zählen die Modularisierung des Produktportfolios, die Entwicklung von digitalen Kundenlösungen auf der Basis des Programms "Schindler Ahead" sowie die Digitalisierung der Geschäftsprozesse. Das im März gegründete Berliner Start-Up "BuildingMinds", eine Serviceplattform für die Immobilienbewirtschaftung, habe sein Kernteam gefunden und konzentriere sich auf die Entwicklung erster Kundenlösungen.

Leichte Marktabschwächung erwartet

Die Märkte könnten sich im Verlauf des Jahres leicht abschwächen, heisst es im Ausblick. Schindler erwartet jedoch weiterhin für das Gesamtjahr ein Umsatzplus von 4 bis 6 Prozent in Lokalwährungen. Der Konzerngewinn wird zwischen 900 Millionen und 940 Millionen Franken erwartet. Im Vorjahr hatte dieser Wert 1,01 Milliarden erreicht.

Mit den vorgelegten Zahlen hat Schindler die Erwartungen der Analysten knapp verfehlt und die Partizipationsscheine gaben im einem negativem Gesamtmarkt (SMI -1,61%) 7,2 Prozent auf 213,10 Franken ab. Im Vorfeld der Zahlen hatten die Titel deutlich angezogen.

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