Immer mehr Menschen zieht es in die Metropolen. Zudem gibt es immer mehr Singles. Wohnraum wird knapper. Also wird in die Höhe gebaut. Da der Mensch leider nicht das Fliegen beherrscht, müssen Stadtbewohner auf eine andere Weise in luftige Höhen befördert werden. Diese Aufgabe übernehmen Hersteller von Aufzügen und Rolltreppen.

Hoch hinaus

Immer mehr Menschen zieht es vom Land in die Stadt. In Deutschland wird gerne vom Immobilienboom und ausufernden Preisen für Wohnungen und Häuser gesprochen. Dabei gilt dies lediglich für die großen Ballungszentren. Trotz der hohen finanziellen Belastung sprechen viele Aspekte für ein Leben mitten in der Stadt. Dort sind die Jobs zu finden. Gleichzeitig gefällt vielen Menschen die Nähe zwischen dem Arbeitsplatz und einem reichhaltigen Freizeit- und Kulturangebot. Eine zunehmende Verstädterung ist nicht auf Länder wie Deutschland beschränkt. Auf der ganzen Welt lässt sich eine gewisse Landflucht beobachten. Zusammen mit dem Wirtschaftswachstum, dem technologischen Fortschritt und dem Bevölkerungswachstum ergeben sich daraus interessante Trends.

Während immer mehr Menschen in die Städte drängen, müssen sie auf einem immer knapper werdenden Raum verteilt werden. Zumal vor allem in Westeuropa ein weiterer Trend die Wohnsituation noch kritischer werden lässt. Früher lebten wir in Großfamilien unter einem Dach. Heutzutage nimmt die Zahl der Single-Haushalte stark zu. Aus diesem Grund müssen noch mehr Wohnungen in den Städten auf einem kleinen Raum bereitgestellt werden. Dieses Problem wird vielfach gelöst, indem in die Höhe gebaut wird. Dies führt dazu, dass die Anforderungen an die Aufzüge und andere Beförderungssysteme wie Rolltreppen steigen. Kein Wunder, dass sich die führenden Branchenvertreter wie thyssenkrupp, Schindler aus der Schweiz, Kone aus Finnland und der zum US-Konzern United Technologies gehörende Weltmarktführer Otis über ein wachsendes Milliardengeschäft freuen können.

thyssenkrupp gibt Investorendruck nach

thyssenkrupp (WKN: 750000 / ISIN: DE0007500001) ist immer noch Deutschlands größter Stahlkonzern. In den vergangenen Jahren war es aber gerade die traditionelle Stahlsparte, die den Essenern Kopfschmerzen bereitete. Überkapazitäten sorgten für einen enormen Preisdruck. Die Preise konnten sich zuletzt im europäischen Stahlsektor endlich etwas erholen. Trotzdem kommt die Branche nicht um eine Konsolidierung herum. Der DAX-Konzern will in diesem Zusammenhang seine Stahlsparte mit dem europäischen Stahlgeschäft des indischen Konzerns Tata Steel zusammenlegen. Zeitweise sorgten jedoch US-Investor Paul Singer und sein Hedgefonds Elliott für Ärger rund um den Deal. Darüber hinaus treffen die von den USA erhobenen Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte die gesamte Branche.

Deutlich weniger Probleme hatte thyssenkrupp in der Vergangenheit mit seiner Aufzugssparte. Ein Grund, warum nicht wenige Marktteilnehmer schon längst die Aufspaltung des Konzerns forderten. Im vergangenen Jahr hat das Management diesem Druck endlich nachgegeben. Es sollen zwei unabhängige börsennotierte Unternehmen entstehen: thyssenkrupp Industrials (Aufzüge, Anlagenbau, Automobilzulieferung) und thyssenkrupp Materials (Werkstoffe, Marineschiffbau, Stahl). Warum auch nicht? An der Börse heißt es zu diesem Thema schließlich, dass die Summe der einzelnen Konzernteile größer häufig sei, als der Wert des integrierten Unternehmens. Andersherum spricht man vom so genannten Konglomeratsabschlag. Besonders Filetstück dabei: die Aufzugsparte.

Kone: Das neue Aushängeschild Finnlands

Jahrelang war Nokia das Aushängeschild der finnischen Wirtschaft. Nach dem Absturz des einstmals weltgrößten Handy-Herstellers und wertvollsten Unternehmens Europas heißt dies nicht, dass Finnland keine Spitzenunternehmen zu bieten hätte. Ziemlich gut macht sich zum Beispiel der Fahrstuhl- und Rolltreppenhersteller Kone (WKN: A0ET4X / ISIN: FI0009013403). Das Unternehmen war auch im vergangenen Jahr auf der Liste der innovativsten Unternehmen der Welt zu finden. Diese wird vom US-Magazin Forbes herausgegeben. Dieses Mal wurden insbesondere einige innovative Sicherheitssysteme der Finnen gewürdigt. Diese erhöhen die Sicherheit von Fahrstühlen und Rolltreppen, indem sie mögliche Probleme vorhersagen und diese frühzeitig behoben werden können.

Möglicherweise auch ein Grund, warum Kone zuletzt wichtige Aufträge in China einheimsen konnte. Das Unternehmen beteiligt sich mit Fahrstühlen und Rolltreppen am Bau neuer Untergrundbahnlinien in den chinesischen Städten Changsha, Xiamen und Nanning. Solche Aufträge dürften Kone dabei geholfen haben, die 2018er-Jahresziele erreicht zu haben. Dazu gehörte ein währungsbereinigter Umsatzanstieg um 4 bis 7 Prozent. 2018 machten sich jedoch Währungseinflüsse, allen voran ein stärkerer Euro, negativ bemerkbar. Den angesichts der zunehmenden Verstädterung langfristig positiven Aussichten für den finnischen Anbieter von Fahrstühlen und Rolltreppen sollte dies jedoch keinen Abbruch tun.

Schindler: Schweizer Präzision

Auch in der Schweiz, genauer gesagt in Luzern, hat man die Vorteile erkannt, nicht mehr Treppen steigen zu müssen, sondern sich mithilfe von Fahrstühlen oder Rolltreppen befördern zu lassen. Die Schindler Gruppe (WKN: A0JEHV / ISIN: CH0024638196) ermöglicht dies seit 1874. Heute gehört das Unternehmen zur absoluten Spitzengruppe bei der Herstellung von Aufzügen und Rolltreppen. Die Schindler Beförderungssysteme sind dabei weltweit in vielen bekannten Gebäuden zu finden. Zu ihnen zählen Bürogebäude, Flughäfen oder Einkaufszentren. Wie gut die Geschäfte derzeit laufen, zeigte sich in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2018. Der Auftragseingang legte im Vorjahresvergleich um 7,1 Prozent auf 8,7 Mrd. CHF zu. Auch andere Kennzahlen beeindruckten.

Die Umsatzerlöse wurden um 7,9 Prozent auf 7,9 Mrd. CHF gesteigert, während das operative Ergebnis EBIT um 7,7 Prozent auf 926 Mio. CHF erhöht wurde. Das Unternehmen freute sich in sämtlichen Regionen über bessere Geschäfte. Besonders gut lief es in Asien-Pazifik. Angesichts solcher Zahlen muten die Unternehmensziele für das Gesamtjahr 2018 geradezu bescheiden an. Das Management hatte zuletzt ein währungsbereinigtes Umsatzplus von 5 bis 7 Prozent in Aussicht gestellt. Angesichts wichtiger Wachstumstrends wie der Ausstattung von immer mehr, immer höheren Gebäuden mit Fahrstühlen und Rolltreppen ist langfristig sogar noch mehr drin.

Otis (United Technologies): Aus 1 mach 3

Auch wenn thyssenkrupp, Schindler oder Kone weltweit gute Geschäfte mit Aufzügen und Rolltreppen machen und von den positiven Wachstumsaussichten profitieren, bleibt die Otis Elevator Company weiterhin Marktführer. Das Unternehmen, das auf eine mehr als 160-jährige Geschichte zurückblicken kann und von dem Erfinder einer Fangvorrichtung für Fahrstühle gegründet wurde, gehört heute zum US-Konzern United Technologies (WKN: 852759 / ISIN: US9130171096). Otis beschäftigt weltweit fast 66.000 Mitarbeiter. Diese kümmern sich zum Beispiel darum, dass Menschen selbst in den höchsten Gebäuden der Welt sicher und schnell Aufzugfahren können.

Weltweit sind es rund 1,9 Millionen Fahrstühle und Rolltreppen in mehr als 200 Ländern, um die sich die Otis-Mitarbeiter kümmern. Otis trug zuletzt rund ein Fünftel zum United-Technologies-Konzernumsatz bei. Allerdings wuchs Otis schneller als der Gesamtkonzern und zeigte sich profitabler. Nun kündigte United Technologies an, sich in drei unabhängige Konzerne aufzuspalten zu wollen. United Technologies wird in Zukunft hauptsächlich aus der Luftfahrtsparte mit dem Triebwerkhersteller Pratt & Whitney bestehen, während Otis und die Klimatechnik-Sparte Carrier bis spätestens 2020 an die Börse gebracht werden sollen. Genauso wie im Fall von thyssenkrupp gab das Management irgendwann dem Investorendruck nach. Ob es sich auszahlt, bleibt abzuwarten.

Fazit

Wer sich gerne in luftige Höhen begibt, kommt an thyssenkrupp, Kone, Schindler oder Otis nur schwer vorbei. Und nun, da der Bedarf an sicheren, komfortablen und schnellen Aufzügen und Rolltreppen immer größer wird, dürften auch immer mehr Investoren auf die wichtigsten Branchenvertreter aufmerksam werden. Im Fall von thyssenkrupp und United Technologies winkt angesichts der jüngsten Kursverluste zudem ein relativ günstiger Einstieg, während die Aufspaltungsszenarien bei den beiden Konzernen verschiedene Anlegerfantasien wecken dürften.

Long Mini Future auf thyssenkrupp
WKNVA9RHR
ISINDE000VA9RHR6
Emissionstag 13. November 2018
Produkttyp Mini Futures
Emittent Vontobel

 

Mini-Future (Long) auf United Technologies
WKNGA07XQ
ISINDE000GA07XQ5
Emissionstag 2. Januar 2019
Produkttyp Mini-Future
Emittent Goldman Sachs

 

Bildquelle: Pressefoto ThyssenKrupp