Zürich (awp) - Im Kampf um die Rettung des Stahlkonzerns Schmolz+Bickenbach (S+B) melden sich die Parteien über das Wochenende in verschiedenen Medien zu Wort. Eine Lösung zeichnet sich im Vorfeld der ausserordentlichen Generalversammlung von Montag vorerst noch nicht ab.

Die Beteiligungsgesellschaft Liwet von Victor Vekselberg publizierte am Wochenende einen offenen Brief an die Adresse von Martin Haefner. Darin teilt die Gesellschaft die Ansicht, dass Schmolz+Bickenbach dringend Geld benötigt. Liwet sei bereit, "so viel Geld einzuschiessen, wie wirklich notwendig ist, damit die Firma überleben kann." S+B-Finanzchef Matthias Wellhausen habe am 21. November selber von einem akuten Liquiditätsbedarf von 100 bis 150 Millionen Euro gesprochen, schreibt Liwet.

Es könne aber nicht sein, dass Haefner mit einem Anteil von 17,5 Prozent am Unternehmen, den übrigen Aktionären die Bedingungen für eine Kapitalerhöhung allein diktiere, heisst es. Auch dürfe eine Lösung für Schmolz+Bickenbach keinen Kontrollwechsel zur Folge haben. Laut einem Artikel der "Sonntagszeitung" hat Vekselberg einen Geheimplan ausarbeiten lassen, den er als Antrag an der Generalversammlung einbringen will. Demnach soll es eine Kapitalerhöhung von "nur" 200 Millionen Franken geben.

Haefner bekräftigt Position

Der angesprochene Haefner seinerseits meldete sich in einem Interview mit der "NZZ am Sonntag" ausführlich zu Wort. "Die Liwet vernebelt die Sachverhalte und redet den Kapitalbedarf der Firma bewusst klein", sagte Haefner zur Zeitung. Der Amag-Besitzer bekräftigt darin auch seine Bereitschaft, 325 Millionen frisches Kapital in die Firma einzuschiessen, wenn er im Gegenzug die Kontrolle erhalte.

Die Positionen scheinen im Vorfeld der am Montag, 2.Dezember stattfindenden ausserordentlichen Generalversammlung bezogen. Noch lassen aber beide Parteien die Türe für eine Einigung offen. "Wenn es fünf vor zwölf ist, kommt es oft zu Lösungen", so Haefner im Interview. Bereits am Freitag forderte Investor Vekselberg die Parteien am Freitag in einem Artikel der "Bilanz" (online am 29.11.) zur Versöhnung auf.

Laut S+B-Sprecher Ulrich Steiner bleibt auch im Falle einer Ablehnung der Kapitalerhöhung am Montag noch Zeit für eine Übereinkunft. "Wenn die Kapitalerhöhung abgelehnt wird, suchen wir nach einer anderen Lösung", wird Steiner in der "Sonntagszeitung" zitiert. Das Unternehmen brauche bis Ende Januar Geld und es sei daher noch möglich, eine weitere Generalversammlung anzusetzen.

Rekurs bei der Finma

Zuletzt hatte auch die Übernahmekommission (UEK) den aufgegleisten Kapitalmassnahmen Haefners hohe Hürden in den Weg gelegt und ein Ausnahmegesuch abgelehnt. Der Amag-Besitzer müsste beim Überschreiten der Ein-Drittel-Grenze allen übrigen Aktionären ein Pflichtangebot unterbreiten. Dagegen wehren sich Haefner und Schmolz+Bickenbach, die bei der Eidg. Finanzmarktaufsicht Finma gegen den UEK-Entscheid Rekurs eingelegt haben.

Unterstützung gibt es auch vom Branchenverband Swissmem, der den UEK-Entscheid kritisiert. Zudem setzen sich sieben National- und Ständeräte sowie die Luzerner Regierung für die Rettung von S+B ein, denn in Emmenbrücke und Luzern stehen 800 Arbeitsplätze auf dem Spiel.

Die Finma teilte am Freitagabend mit, sie werde die Rekurse von Haefner und S+B prüfen und ihren Entscheid voraussichtlich bis am Montag, 9. Dezember 2019, vor Börsenbeginn publizieren.

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