Bern (awp) - Gemäss Einschätzung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) haben die beiden Grossbanken Credit Suisse (CS) und UBS seit Einführung der "Too big to fail"-Regulierung (TBTF) vor 10 Jahren "grosse Fortschritte" erzielt. Und auch die Widerstandskraft der Inlandbanken genügt laut SNB den Anforderungen.

Die beiden grössten Schweizer Banken hätten ihr Eigenkapital aufgebaut, Risikopositionen reduziert und wichtige organisatorische Massnahmen für die Krisenvorsorge ergriffen, sagte SNB-Direktor Fritz Zurbrügg gemäss Redetext an der Medienkonferenz zum Zinsentscheid am Donnerstag in Bern. "In Bezug auf ihre Widerstandskraft sind CS und UBS damit bereits am Ziel", so Zurbrügg wörtlich.

In Bezug auf die geordnete Sanierung und Abwicklung - die sogenannten "Resolution" - läuft Ende Jahr die gesetzliche Frist ab, um die Schweizer Notfallpläne fertigzustellen. Darin müssen die beiden Grossbanken nachweisen, dass sie die systemrelevanten Funktionen im Krisenfall ohne Unterbruch weiterführen können. Die Aufsichtsbehörde Finma prüfe derzeit, ob die Banken mit den eingereichten Plänen diesen Nachweis erbracht hätten, so Zurbrügg.

Aus einer Gesamtperspektive kommt die SNB bei der TBTF-Regulierung zu einem positiven Fazit. "Die SNB teilt die Einschätzung des Bundesrates, dass der hiesige Regulierungsansatz mit den internationalen Entwicklungen in Einklang steht und sich keine grundlegende Änderung dieses Ansatzes aufdrängt", sagte Zurbrügg. Gleichzeitig sehe auch die Nationalbank noch "punktuellen Anpassungsbedarf".

Dies betreffe insbesondere den Bereich "Funding in Resolution". Hier gehe es darum sicherzustellen, dass die Grossbanken für den Krisenfall über ausreichend Liquiditätsreserven verfügten.

Stabile Situation bei Inlandbanken

Die Situation bei den inlandorientierten Banken habe sich derweil seit der Publikation des Berichts zur Finanzstabilität im Juni wenig geändert, so Zurbrügg. Zahlreiche Banken hätten zwar etwa bei der Hypothekarkreditvergabe ihren Risikoappetit erhöht - eine Entwicklung, die auch im bisherigen Jahresverlauf 2019 sichtbar sei. Stresstests der Nationalbank würden aber darauf hinweisen, dass die Widerstandskraft der inlandorientierten Banken "insgesamt angemessen" bleibe.

"Dank guter Kapitalausstattung könnten die meisten dieser Banken die Verluste decken, die unter ungünstigen Szenarien anfallen würden", so Zurbrügg. Durch den anhaltenden Margendruck blieben die Anreize für risikoreiches Verhalten für die inlandorientierten Banken aber hoch. Dies trifft insbesondere auf die Hypothekarvergabe zu.

Die SNB will entsprechend die Wirkungen der angepassten Selbstregulierung der Banken in diesem Bereich, die 2020 in Kraft treten wird, "aufmerksam beobachten". Darüber hinaus werde sie wie bis anhin regelmässig prüfen, ob der antizyklische Kapitalpuffer angepasst werden soll.

Ferner sagte Zurbrügg, die SNB schätze die Wahrscheinlichkeit als gering ein, "dass mit dem Klimawandel verbundene Risiken die Stabilität des Bankensystems als Ganzes gefährden".

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