MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Online-Marktplatzbetreiber Scout24 prüft "strategische Alternativen" für sein Portal AutoScout24 und gibt damit offensichtlich dem Druck seines Großaktionärs Paul Singer nach. Der hatte zuvor gefordert, das Portal für Auto-Handel zu verkaufen. Der Vorstand habe eine Prüfung angestoßen, teilte Scout24-Chef Tobias Hartmann am Dienstag in München mit. Es gehe darum "langfristigen Wert für alle unsere Aktionäre zu schaffen".

Bei seinem Kapitalmarkttag im November will der MDax-Konzern über die Zukunft des Auto-Marktplatzes Auskunft geben, hieß es. Singer ist mit seinem Hedgefonds Elliott mit knapp 7,5 Prozent der Anteile an Scout24 beteiligt. Im Juli hatte Scout24 ein Aktienrückkaufprogramm in Höhe bis zu 300 Millionen Euro sowie eine Verschlankung seiner Strukturen angekündigt, um den Wert des Unternehmens zu steigern. Bereits da hatte Elliott Druck gemacht, das Rückkaufprogramm auszuweiten.

Der Kurs der Scout-Aktie reagierte am Dienstagmorgen nach Handelsstart zunächst mit dem Anstieg um bis zu 1,7 Prozent auf ein weiteres Rekordhoch bei 53,25 Euro. Zuletzt lag das Papier noch 0,1 Prozent im Plus. Bereits seit der Ankündigung des Aktienrückkaufprogramms geht es mit den Anteilen bergauf.

Das zweite Quartal des Anzeigenportals sei etwas besser als erwartet ausgefallen, schrieb Analystin Sherri Malek vom Analysehaus RBC in einer am Dienstag vorliegenden Studie. Das Unternehmen überzeuge durch die gute Abschätzbarkeit des weiteren Wachstums, kommentierte Analyst Marcus Diebel von der US-Bank JPMorgan.

Den meisten Umsatz macht Scout24 mit seinem Portal ImmobilienScout24. Allerdings sind die Erlöse bei AutoScout24 bereinigt um Konsolidierungseffekte mit einer Rate von 20 Prozent in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres schneller gewachsen. Insgesamt konnten die Münchener ihre Umsätze im erste Halbjahr um fast ein Fünftel auf rund 300 Millionen Euro steigern. zu- und Verkäufe nicht eingerechnet betrug das Wachstum noch 13,6 Prozent.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit wuchs um 10,9 Prozent auf 154 Millionen Euro. Das Ebitda einschließlich nicht-operativer Kosten sank allerdings um etwa 7 Prozent auf 122 Millionen Euro. Verantwortlich dafür seien vor allem Personalkosten aus anteilsbasierten Vergütungen sowie Kosten aus Zu- und Verkäufen. Das auf die Aktionäre der Muttergesellschaft entfallende Konzernergebnis betrug 52,1 Millionen Euro. 66,4 Millionen Euro waren es noch ein Jahr zuvor.

Im ersten Halbjahr trugen alle Geschäftsbereiche zum Umsatzwachstum bei. Bei ImmobilienScout24 und AutoScout24 profitiere das Unternehmen von einer starken Geschäftskundenbasis und wachsenden Erlösen je Kunde. Im Bereich Scout24 Consumer, der den Kunden Zusatzangebote wie die Vermittlung von Umzugsservice oder Bau- und Autofinanzierung bietet, wuchs der Umsatz vor allem durch die Übernahme des Portals Finanzcheck.de.

Die Prognose für das Gesamtjahr bestätigte der Vorstand. Der Umsatz soll 2019 um 15 bis 17 Prozent zulegen. Der Vorstand erwartet, dass die Wachstumsdynamik im zweite Halbjahr anhält. Um Konsolidierungseffekte bereinigt, soll die Wachstumsrate im niedrigen bis mittleren Zehnerprozentbereich liegen./knd/mne/men