LONDON (dpa-AFX) - Der Preisdruck auf den Immobilienmärkten sorgt nicht nur bei Mietern und Käufern für Nervosität. Auch Makler sind in Aufruhr. Ein neuer Gesetzesentwurf der Bundesregierung könnte dem Geschäft der professionellen Vermittler einen Strich durch die Rechnung machen.

Das 2015 in Kraft getretene Bestellerprinzip, wonach stets der Auftraggeber und nicht der Mieter die Maklergebühren zahlen muss, soll nach einem Gesetzesentwurf nun auch auf Käufe übertragen werden. Damit droht nicht nur Maklern Ungemach. Auch das Anzeigengeschäft könnte die Folgen zu spüren bekommen. Für die britische Investmentbank HSBC Grund genug, die Aktie des Anzeigenportals Scout24, dem Betreiber von Branchenprimus Immobilienscout 24, von "Buy" auf "Hold" abzustufen und das Kursziel von 52 auf 42 Euro zu senken.

Zumal es mit dem Bestellerprinzip nicht getan ist, wie HSBC-Analyst Christopher Johnen in einer am Freitag vorliegenden Studie betont. Nach Medienberichten soll Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) auch Vorschlägen der Grünen gegenüber aufgeschlossen sein, die Maklergebühr auf zwei Prozent des Transaktionspreises zu begrenzen.

Noch ist zwar nichts beschlossen, aber Johnen geht zumindest von wachsender Unsicherheit aus. Zahlreiche offene Fragen dürften die Kursentwicklung von Scout24 zunächst bremsen. Unklar sei, wie viele Makler aus dem Geschäft aussteigen und ihre Abos kündigen werden. Auch bleibe offen, wie die unter Druck stehende Branche auf Preiserhöhungen durch Immobiliensscout24 reagieren wird. Und nicht zuletzt müsse man abwarten, wie sich der Anteil von Verkaufsanzeigen ohne Maklerbeteiligung entwickeln werde.

Johnen hegt bei diesem Punkt erhebliche Zweifel, dass mehr Anzeigen von privater Seite das rückläufige Geschäft mit den professionellen Vermittlern aufwiegen werden. Immobilienscout24 werde zwar sicher auch künftig an der Preisschraube drehen, doch dürfte der Dreh nicht mehr ganz so entschlossen ausfallen, wie es unter den aktuellen Bedingungen möglich wäre.

Einen Geschäftseinbruch befürchtet der Analyst freilich nicht. Der Umsatz werde auch in den kommenden beiden Jahren wachsen, mit 7,8 und 3,8 Prozent allerdings nicht mehr so schnell wie zuvor mit 9,6 und 8,0 Prozent erwartet. Noch geringer seien die Auswirkungen auf die Ergebnisse. Für 2019 und 2020 hat Johnen seine Schätzungen für den Gewinn je Aktie um 1,5 und 3,7 Prozent gesenkt./mf/elm/jha/

HSBC stuft solche Aktien immer mit "Hold" ein, deren Kursziel bis zu 5 Prozent über oder unter dem aktuellen Kurs liegt.

Analysierendes Institut HSBC Trinkaus & Burkhardt.

Datum der Analyse: 05.10.2018