Seine Wachstumsraten stellen das Abendland mit Werten jenseits von 7 % in den Schatten. Diese Leistungen liegen sogar über denen, die von der Führungsspitze in Peking verkündet werden können.

Seit den tiefgreifenden strukturellen Reformen im Jahre 1991 hat das Land eine kontinuierliche Expansion erlebt und konnte durch die Wirtschaftsliberalisierung und die Öffnung der Grenzen eine wichtige Rolle im Globalisierungsprozess einnehmen.
Indien nimmt nun den 6. Rang unter den Weltmächten ein und übertrifft damit symbolträchtig das Vereinigte Königreich, seinen ehemaligen Kolonialherren, indem es sich als führender Exporteur für Computerdienste und Generika (20 % des Weltmarkts) behauptet. Das Land mit der zweitgrößten Bevölkerung der Welt verstärkt seinen Ruf als führendes Büro der Welt, während China deren Werkstatt verkörpert.

Narendra Modi hat in seinem Land richtigerweise eine Transformation auf den Weg gebracht. Der charismatische indische Premierminister hat im letzten Herbst eine revolutionäre Maßnahme initiiert, indem er die zwei größten Geldscheine entwertet hat, um die Inhaber dazu zu zwingen, sie auf Bankkonten einzuzahlen oder sie einzutauschen. Dieses besondere Erlebnis, das von einem Tag auf den anderen stattfand, trug zum Kampf gegen nicht versteuerte Einkommen bei. Die Entwertung war die Quelle für zahlreiche Missstände in einem Land, in dem der Großteil der Geschäfte in bar getätigt werden, wodurch der Premierminister dazu veranlasst wurde, die Maßnahme als „geschichtsträchtiges Reinigungsritual“ heraufzubeschwören.

Dies hielt ihn jedoch nicht davon ab, bei der letzten regionalen Nachwahl im Bundesstaat mit der größten Bevölkerung des Landes (Uttar Pradesh, zwischen Neu-Delhi und Nepal) massive Unterstützung zu erhalten. Dieser politische Sieg verleiht ihm Glaubwürdigkeit, indem seine Fähigkeit als Staatsmann, effiziente und für die Entwicklung des Landes notwendige Entscheidungen zu treffen, in den Vordergrund gestellt wird. Die radikalen Reformen mit dem Ziel, die Wirtschaft anzukurbeln, hat somit sein Ansehen keinesfalls beeinträchtigt. Das Gegenteil ist der Fall.

Der hinduistische nationalistische Premier versteht sich als liberal. Dieser ehemalige Teeverkäufer aus einer bescheidenen Kaste war zu Beginn seines Mandats keineswegs unumstritten. Tatsächlich stand er während seines Privatisierungsprogramms mit dem Ziel, das Staatsdefizit zu reduzieren, einer hartnäckigen Bevölkerung gegenüber, die im ganzen Land Streiks anzettelte.
Nichtsdestotrotz bleibt das Land auf Kurs und die Börse in Bombay (der SENSEX-Index der 30 größten notierten Unternehmen) hat mit einem Zuwachs von 10 % seit Jahresanfang, also fast 20 % in einem fortlaufenden Jahr, das Vertrauen der Investoren.


Performance des SENSEX über ein Jahr:


Quelle: Bloomberg
 
Indien, das aktuell mit dem Aufkommen imposanter Stadtzentren und der Entwicklung der Demokratie über eine große Mittelklasse verfügt, hat erlebt, wie entschlossen die Regierung gegen Korruption vorging, es müssen aber immer noch beträchtliche soziale Fortschritte im Bereich der Armut oder des Analphabetismus gemacht werden. Viele Fortschritte, die für das Land in den kommenden Jahren ein reales Entwicklungspotential darstellen.