SGS (awp) - Die Familie von Finck hat sich als Aktionärin beim Warenprüfkonzern SGS weitgehend zurückgezogen. Die deutsche Industriellenfamilie hat in der Nacht auf Dienstag den grössten Teil ihres Aktienpakets veräussert. Zugegriffen hat unter anderem der andere Grossaktionär GBL.

Die Familie hat sich von 960'000 SGS-Aktien oder 12,7 Prozent des gesamten Aktienkapitals getrennt, teilte der Warenprüfer am Dienstag mit. Laut der mit der Platzierung betrauten Credit Suisse wurden die Anteile zu 2'425 Franken das Stück untergebracht. Gegenüber dem Schlusskurs vom Montag von 2'727 Franken ist dies ein Abschlag von gut 11 Prozent.

Das hat der Familie von Finck 2,33 Milliarden Franken in die Kasse gespült. Nun hält die deutsche Industriellenfamilie noch rund 3 Prozent des Aktienkapitals der SGS, erklärte das Unternehmen weiter. Der verbleibende Anteil unterliege einer Sperrfrist von 180 Tagen; zum heutigen Zeitpunkt seien keine weiteren Verkäufe geplant.

An der Transaktion beteiligt hat sich auch der grösste SGS-Aktionär GBL. Dieser habe seinen Anteil von 16,7 auf 18,9 Prozent erhöht. "Wir danken der Familie von Finck für ihre langfristige Unterstützung und ihr Engagement für die SGS-Gruppe", lässt sich Peter Kalantzis zitieren, Präsident des SGS-Verwaltungsrates.

Wie die Credit Suisse am Vorabend mitgeteilt hatte, trennte sich die Familie von Finck "vor dem Hintergrund ihrer langfristigen Investitionsstrategie und Vermögensplanung" von dem Aktienpaket.

Verschwiege Milliardäre

Damit geht eine Ära zu Ende. Die nun reduzierte SGS-Beteiligung bestand seit rund einem Vierteljahrhundert. Vor gut zehn Jahren bereits hatte sich die als verschwiegen geltende Familie von Finck von einem guten Teil ihrer SGS-Beteiligung getrennt. Damals reduzierte sie ihren Anteil von 25 auf noch 15 Prozent.

Damit verbleiben die belgisch-kanadischen Unternehmerfamilien Frère und Desmarais als einzige SGS-Grossaktionäre. Sie stieg 2013 über ihre Beteiligungsgesellschaft bei SGS ein. GBL erwarb seinerzeit das Aktienpaket der italienischen Familie Agnelli (Fiat).

Die von Fincks gehören mit einem Milliardenvermögen zu den reichsten Familien Deutschlands mit erheblichem Immobilienbesitz in München. In der Schweiz kontrolliert die Familie etwa die Industriegruppe von Roll und die Mövenpick Holding.

ra/rw