BRÜSSEL (dpa-AFX) - Die EU-Kommission wird am Mittwochmittag nach Angaben aus informierten Kreisen die geplante Zug-Fusion von Siemens und Alstom offiziell untersagen. Es wird erwartet, dass EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager Details und Gründe für die Entscheidung vorlegt. Das Großprojekt eines "Airbus für die Schiene" ist damit vom Tisch.

Der ICE-Hersteller Siemens wollte seine Bahnsparte ursprünglich mit dem TGV-Produzenten Alstom fusionieren, um einen europäischen Großkonzern zu schaffen. Der deutsche Industriekonzern sollte bei dem Geschäft eine knappe Mehrheit an dem Branchenschwergewicht bekommen, das es vor allem mit der Konkurrenz aus China aufnehmen sollte. Der chinesische Zughersteller CRRC ist weltweit die Nummer Eins, spielt in Europa jedoch keine Rolle.

Die EU-Kommission hat jedoch Bedenken, dass das Vorhaben den Wettbewerb im europäischen Binnenmarkt gefährden und letztlich auch den Verbrauchern schaden könnte.

Sowohl die Bundesregierung als auch die französische Regierung hatten sich sehr für den Zusammenschluss stark gemacht. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) etwa forderte europäische "Champions", um im internationalen Wettbewerb zu bestehen. In seiner am Dienstag vorgestellten Industriestrategie betont er, es sei Anlass zur Sorge, dass in Deutschland kaum noch neue Großkonzerne entstünden.

EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker erklärte am Dienstag hingegen: "Wir wollen europäische Firmen, die auf dem Weltmarkt bestehen können." Die Kommission werde jedoch niemals aus politischen Gründen Vorzüge gewähren. Es gebe keinen Mangel an Talenten in Europa. "Unser Job ist, sicherzustellen, dass diese ihr Potenzial entfalten könnten."

Die Wettbewerbshüter hätten mehr als 6000 Zusammenschlüsse gebilligt, weniger als 30 blockiert sagte er weiter. "Das ist eine Botschaft an die, die sagen, dass die Kommission aus blinden, dummen, sturen Technokraten besteht."

Nicola Beer, FDP-Generalsekretärin und Spitzenkandidatin für die Europawahl, befürwortete die jüngste Entwicklung: "Niemandem nützt es, wenn man in Europa Monopolriesen heranzüchtet, denn dadurch werden sich letzten Endes die Preise für Verbraucher erhöhen und der Markteintritt von innovativen Start-ups erschwert." Würden internationale Unternehmen, etwa aus China, mit Dumpingpreisen oder Subventionen angreifen, sollte man nach den Regeln der WTO gegen sie vorgehen./asa/DP/zb