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ZÜRICH (dpa-AFX) - Der Schweizer Industriekonzern ABB stellt sich neu auf und verkauft seine wichtige Stromnetzsparte an das japanische Unternehmen Hitachi. Die Japaner übernehmen in einem ersten Schritt 80,1 Prozent der Sparte von ABB und zahlen dafür bis zu 7,8 Milliarden US-Dollar (6,9 Mrd Euro). Die Sparte wird bei dem Geschäft mit 11 Milliarden US-Dollar bewertet.

Der Abschluss des Geschäfts ist für die erste Hälfte des Jahres 2020 geplant. ABB behält vorerst 19,9 Prozent, besitzt aber eine Option zum Verkauf dieses Anteils nach drei Jahren, wie das Schweizer Unternehmen am Montag mitteilte. ABB will den erwarteten Erlös vollständig an die Aktionäre ausschütten. Möglich wären etwa Aktienrückkäufe oder eine Sonderdividende.

Mit dem Geschäft erweitern die beiden Unternehmen ihre bereits bestehende Partnerschaft. Mit der vorerst bei ABB verbleibenden Beteiligung von 19,9 Prozent soll der Übergang sichergestellt werden. Dabei rechnet der Konzern nicht mit Stellenstreichungen. ABB-Chef Ulrich Spiesshofer betonte anlässlich einer Telefonkonferenz, dass der Fokus auf der Neueinstellung von Mitarbeitern liege und nicht auf einem Abbau. "Seitens Hitachi gab es bisher keine Anzeichen, die auf Stellenstreichungen hindeuten", ergänzte ein Sprecher auf Nachfrage.

Mit dem Milliardengeschäft kommt Spiesshofer auch dem aktivistischen Investor Cevian entgegen. Der Finanzinvestor begrüßte den Schrittt. Die Verkaufspläne seien "die richtigen Schritte in der Entwicklung von ABB", sagte Cevian-Co-Gründer Lars Förberg. Der Großaktionär hält mehr als 5 Prozent der Anteile an ABB und ist nach dem ebenfalls schwedischen Investor AB der Familie Wallenberg (mehr als 10 Prozent) größter Anteilseigner bei den Schweizern. Cevian hatte angesichts mauer Geschäfte bei ABB seit längerem eine Abspaltung der wenig rentablen Sparte gefordert. Spiesshofer, der einen solchen Schritt immer wieder abgelehnt hat, hatte dann im Juli erklärt, das Portfolio sei "nicht in Stein gemeißelt". Erst jüngst hatte Cevian bei Thyssenkrupp maßgeblich an der Abspaltung der Stahlsparte mitgewirkt.

Spiesshofer ist seit 2013 beim Schweizer Siemens-Konkurrenten im Amt. Er verordnete dem Konzern eine Verschlankung der Organisation und ein Kostensparprogramm. Dennoch ging es mit den Umsätzen nicht recht voran. Im vergangenen Jahr setzte ABB mit weltweit rund 135 000 Beschäftigten gut 34,3 Milliarden Dollar um. Der Aktienkurs dümpelte lange um die 20 Euro und sackte in den vergangenen Monaten auf unter 17 Euro ab. Erst die Spekulationen um das Geschäft mit den Japanern hatten zuletzt wieder für eine Aufwärtsbewegung gesorgt.

Gleichzeitig mit der Einigung mit Hitachi kündigte ABB eine strategische Neuaufstellung an. ABB will die Struktur des Konzerns vereinfachen. Sie wird allerdings wie bisher vier Geschäftsbereiche enthalten, nämlich Elektrifizierung, Industrieautomation, Robotik und Fertigungsautomation sowie Antriebstechnik. Alle kundenbezogenen Aktivitäten und Aufgaben auf lokaler Ebene würden künftig von diesen Geschäftsbereichen geleitet, welche gleichzeitig auf Länderebene gestärkt werden sollen, hieß es. Die bestehenden Regional- und Länderstrukturen sollen aufgelöst werden./hgo/cf/AWP/DP/fba/nas