ZAMUDIO (awp international) - Der Windkraftanlagenbauer Siemens Gamesa blickt dank voller Auftragsbücher optimistisch in die Zukunft. Die Siemens-Tochter äusserte sich bei der Vorlage der Zahlen für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2018/19 zudem zuversichtlich zur künftigen Preisentwicklung am zuletzt stark geschundenen Windkraftmarkt. Trotz eines missglückten Starts hält der Konzern daher an seinen Jahreszielen fest. An der Börse kam das gut an, die Aktie dreht nach einem schwachen Start schnell ins Plus und gewann bis zum Mittag rund 9 Prozent.

Einige Analysten hatten bereits mit einem schwachen Jahresstart gerechnet, doch wurden ihre Erwartungen nochmals enttäuscht: In den ersten drei Monaten des Geschäftsjahres 2018/19 (30. September) entwickelte sich vor allem das operative Ergebnis deutlich schlechter als gedacht. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern sei um lediglich vier Prozent auf 138 Millionen Euro gestiegen, teilte die Siemens-Tochter am Dienstag in Zamudio mit. Experten hatten hier mit einem deutlich stärkeren Anstieg gerechnet.

Da der Umsatz mit plus 6 Prozent auf 2,26 Milliarden Euro etwas stärker zulegte, ging die Marge sogar leicht auf 6,1 Prozent zurück. Unter dem Strich blieb ein auf die Aktionäre anfallender Gewinn in Höhe von 18 Millionen Euro hängen. Im Vorjahr hatte hier noch einen Verlust von 35 Millionen Euro gestanden. Damals hatte die US-Steuerreform belastet.

Bei Windkraftanlagenbauer schwanken die Ergebnissen von Quartal zu Quartal sehr stark. Im Vorquartal hatten sich die Geschäfte des deutsch-spanischen Unternehmens noch deutlich stärker belebt. Siemens Gamesa macht für die Umsatzentwicklung vor allem die Flaute im Geschäft mit Windenergieanlagen an Land (Onshore) verantwortlich, die Zuwächse stammten im Auftaktquartal rein aus dem Offshore- (auf See) und dem Service-Geschäft.

Ergebnisseitig hätten zudem die noch zu niedrigeren Preisen abgearbeiteten Aufträge sowie höhere Kosten belastet. Gleichzeitig profitierte Siemens Gamesa aber von einer gestiegenen Produktivität und sinkenden Fixkosten im Zuge des begonnenen Konzernumbaus, der mit einem Abbau von 6000 Stellen einhergeht.

Vorstandschef Markus Tacke hatte bereits vor Wochen darauf eingestellt, dass der Preisdruck im Onshore-Geschäft die Ergebnisse noch mindestens bis Mitte 2019 belasten dürfte. Siemens Gamesa rechnet nun damit, dass sich das Wachstum mit Windturbinen an Land vor allem "auf das Ende des Jahres konzentrieren" dürfte. Die Erholung in diesem Geschäft finde aktuell vor dem Hintergrund des weltweit wieder anziehenden Windturbinenmarktes statt, hiess es weiter.

Das führt auch bei Siemens Gamesa inzwischen wieder zu deutlich dickeren Auftragsbüchern, insbesondere im Onshore-Geschäft. Im ersten Quartal zog das Unternehmen Aufträge im Wert von 2,5 Milliarden Euro an Land - mehr als zwei Drittel des Volumens entfielen auf Windparks an Land. Zudem seien die Umsatzziele für das laufende Jahr bereits fast vollständig durch Order abgedeckt.

Und auch darüber hinaus hat Siemens Gamesa gut zu tun: Vom inzwischen auf 23 Milliarden Euro gestiegenen Auftragsbestand zum Quartalsende seien gut zwei Drittel erst nach 2019 abzuarbeiten. "Dies führt dazu, dass wir unser künftiges Wachstum besser vorhersagen können", betonte das Unternehmen in seiner Mitteilung. Gut die Hälfte der Aufträge entfällt hierbei auf das deutlich profitablere Service-Geschäft.

Zudem erklärte das Management in einer Telefonkonferenz mit Analysten, dass sich die Preise nach den jüngsten Rückgängen in Zukunft wieder stabilisieren sollten. Weil sich in den kommenden Monaten die Lage bei Siemens Gamesa bessern sollte, hält das Unternehmen daher auch an seinen Jahreszielen fest.

Im Geschäftsjahr 2018/19 wird weiter mit einem Wert für die operative Marge zwischen 7 und 8,5 (Vorjahr 7,6) Prozent gerechnet. Der Umsatz soll dabei weiter auf 10 bis 11 Milliarden Euro anziehen - das wäre ein Plus zwischen rund 10 und 20 Prozent.

Siemens hatte seine Windgeschäft-Sparte 2017 mit Gamesa zusammengelegt und hält aktuell 59 Prozent der Anteile an dem Unternehmen, das an der Börse derzeit etwas mehr als acht Milliarden Euro wert ist. Der Konzern mit dem Sitz im spanischen Zamudio beschäftigte zuletzt rund 23 000 Mitarbeiter. Der spanische Energiekonzern Iberdrola ist mit 8 Prozent beteiligt./tav/mne