MÜNCHEN (dpa-AFX) - Bei der geplanten Zugfusion zwischen Siemens und dem französischen Konkurrenten Alstom lehnen die Konzerne offenbar ein weiteres Entgegenkommen an die europäische Wettbewerbsbehörde ab. Es werde keine neuen Zugeständnisse geben, hieß es aus Kreisen des Münchner Elektrokonzerns am Donnerstag. Man warte jetzt auf die Entscheidung der Behörde. Diese soll bis zum 18. Februar fallen.

Sollte die Fusion an den wettbewerbsrechtlichen Bedenken der EU-Kommission scheitern, wolle Siemens alle Optionen für sein Zuggeschäft prüfen, verlautete aus den Unternehmenskreisen weiter. Dies könnte auch einen Börsengang mit einschließen. Als unwahrscheinlich gilt hingegen, dass der Konzern die bereits weit fortgeschrittene Verselbständigung seiner Zugsparte wieder zurückdreht. Denn das Zukunftsprogramm "Vision 2020+" des Konzernchefs Joe Kaeser sieht ausdrücklich mehr Selbstständigkeit der einzelnen Geschäfte vor.

Die EU-Kommission sieht eine Fusion derzeit kritisch und hat wettbewerbsrechtliche Bedenken angemeldet, wenn die Hersteller der Hochgeschwindigkeitszüge TGV und ICE zusammengehen - sowohl bei den Zügen als auch bei der Signaltechnik. Auch das Argument, welches besonders Siemens-Chef Kaeser immer wieder vorbringt - die Wappnung gegen die aufkommende Konkurrenz in China - will die Kommission so nicht gelten lassen. Dass chinesische Zug- oder Signaltechnikanbieter in absehbarer Zeit auf den europäischen Markt vordringen, erscheint der Behörde derzeit unwahrscheinlich.

Siemens und Alstom machten Ende des vergangenen Jahres Zugeständnisse. Sie boten an, sich von Geschäftsbereichen vor allem in der Signaltechnik, aber auch im Zugbereich zu trennen. Die betroffenen Bereiche stellen jedoch lediglich rund 4 Prozent des erwarteten Gesamtumsatzes dar, also etwa 600 Millionen Euro. Für die Wettbewerbsbehörden Großbritanniens, Spaniens, der Niederlande, Belgiens und Deutschlands jedoch ist das nicht ausreichend. Sie bezogen in Briefen an die EU-Kommission gegen das Vorhaben Stellung.

Wie es nun aus den Kreisen weiter hieß, hätten die beiden Konzerne gegenüber der Kommission nochmals leicht nachgelegt, ohne jedoch das zu verkaufende Umsatzvolumen zu verändern. Knackpunkt der Bedenken der EU-Kommission sind jedoch offenbar die Technologien für Hochgeschwindigkeitszüge. Sowohl Alstom als auch Siemens sind mit dem TGV und dem ICE hier stark vertreten.

Siemens habe dabei die Übertragung seiner älteren Velaro-Technologie angeboten, die auf dem ICE 3 basiert. Zudem sei der Konzern bereit gewesen, seine neueste Technologie für fünf Jahre zu lizensieren. Die Kommission habe jedoch zehn Jahre verlangt. Dies würde für Siemens bedeuten, sich für zehn Jahre aus dem europäischen Hochgeschwindigkeitsmarkt zurückzuziehen. Dies mache für den Konzern jedoch wirtschaftlich keinen Sinn, verlautete aus den Kreisen.

Sowohl Siemens als auch Alstom hatten zuletzt betont, wie stark die jeweiligen Zuggeschäfte aktuell auch ohne Partner dastünden. Siemens habe genügend Spielraum, um das Geschäft auch alleine weiter zu entwickeln, hieß es daher auch aus Unternehmenskreisen. Neue Gespräche etwa mit der kanadischen Konkurrenz von Bombardier sieht man daher in München aktuell nicht. Siemens und Bombardier sollen in der Vergangenheit mehrfach über eine Fusion ihrer Zugsparten verhandelt haben./nas/jha/