MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der ehemalige Chef der Monopolkommission, Justus Haucap, hat die Absage der EU-Kommission an die Zugsparten-Fusion von Siemens und Alstom verteidigt. "Die EU hat zwischen 2016 und 2018 nur drei Fusionsvorhaben untersagt - bei 400 Anträgen pro Jahr", sagte der Wettbewerbsrechtler von der Uni Düsseldorf der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. "Wenn sie also was untersagt, dann passiert das wirklich aus gravierenden Wettbewerbsbedenken, die nicht ausgeräumt werden konnten."

Siemens und Alstom seien keine mittelständischen Unternehmen, denen es an Finanzkraft oder dem Zugang zu Kapitalmärkten fehle, so Haucap. Die Kernstrategie, um langfristig im globalen Wettbewerb mitzuhalten, heiße Innovation. Die Gefahr sei, dass durch große Fusionen der EU-Binnenmarkt ausgeschaltet werde und Unternehmen "träge und fantasielos" würden.

Der ICE-Bauer Siemens und der TGV-Produzent Alstom wollten im Bahnbereich fusionieren, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen. Die beiden europäischen Schwergewichte nahmen dabei vor allem den weltweit größten Zughersteller aus China, CRRC, ins Visier. CRRC spielt in Europa bislang jedoch keine Rolle. Nach langem Ringen untersagte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager am Mittwoch das Vorhaben. Sie sieht den Wettbewerb auf dem europäischen Binnenmarkt gefährdet./maa/DP/mis