FRANKFURT (dpa-AFX) - Schwache Nachfrage außerhalb des Euroraumes hat den deutschen Maschinenbauern die Mai-Bilanz verdorben. Die exportorientierte Schlüsselindustrie erhielt insgesamt vier Prozent weniger Aufträge als im Vorjahresmonat, wie der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) am Donnerstag in Frankfurt mitteilte.

Aus Ländern, die nicht dem gemeinsamen Währungsraum angehören, gingen 14 Prozent weniger Bestellungen ein. "Wieder einmal haben uns die Kunden aus den Nicht-Euroländern einen Strich durch die Rechnung gemacht", sagte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers. Im Inland gab es dagegen ein Plus von 8 Prozent, aus dem Euroraum gingen 3 Prozent mehr Bestellungen ein als vor Jahresfrist.

Für das Gesamtjahr rechnet die Branche weiterhin mit einer Stagnation der realen Produktion - trotz des Brexit-Votums. Großbritannien ist der viertwichtigste Exportmarkt der mittelständisch geprägten Branche mit mehr als einer Million Beschäftigten. Im vergangenen Jahr setzten die deutschen Hersteller Maschinen im Wert von 7,2 Milliarden Euro auf der Insel ab. Das waren 5,8 Prozent mehr als 2014.

"Ein Rückgang der Nachfrage würde uns jetzt treffen. Wir hätten sicherlich Einbußen", sagte Wiechers. Unsicherheit sei schlecht für Investitionen. Hinzu kämen negative Effekte durch Wechselkursänderungen. Ein schwächeres Pfund verteuert Maschinen "Made in Germany" in Großbritannien. "Was genau das ausmachen wird, drüber kann man im Moment aber nur spekulieren", sagte Wiechers.

Am vergangenen Donnerstag hatten knapp 52 Prozent der Briten dafür gestimmt, dass Großbritannien als erstes Land überhaupt die Europäische Union verlässt. Das genaue Prozedere ist noch offen.

In den ersten vier Monaten 2016 wuchs die Produktion der deutschen Anlagen- und Maschinenbauer real um 0,9 Prozent. Auch im Mai und Juni dürfte es keine größeren Einbrüche gegeben haben, sagte der VDMA-Chefvolkswirt. Rückgänge bei der Produktion wegen des Neins der Briten zur EU würden sich frühestens im vierten Quartal bemerkbar machen: "Die Folgen des Brexits für den Außenhandel mit Großbritannien, aber gegebenenfalls auch Stimmungseinbußen, die sich in anderen Märkten niederschlagen, werden wir wenn überhaupt im Jahr 2017 sehen", erklärte Wiechers./mar/DP/stb