Der seit sechs Jahren amtierende Konzernlenker hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2018/19 (per Ende September) eine Vergütung von insgesamt 14,2 Millionen Euro bekommen, so viel wie nie vorher, wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten Geschäftsbericht des Münchner Industriekonzerns hervorgeht. Im Vorjahr rangierte Kaeser mit 9,6 Millionen auf Platz vier unter den Top-Verdienern im Dax. Grund für den sprunghaften Anstieg ist, dass in diesem Jahr zwei Tranchen Langfrist-Boni fällig wurden, sie sich bei Kaeser allein auf Siemens-Aktien im Wert von 7,2 Millionen Euro summieren.

Auch seine Vorstandskollegen Roland Busch, Lisa Davis, Ralf Thomas und Klaus Helmreich profitieren von der Doppel-Auszahlung. Diese rührt daher, dass Siemens die Wartefristen für die Langfrist-Boni in den vergangenen Jahren mehrfach verändert hat. Die Bonus-Ansprüche hatten sich die Manager in den Jahren 2014 und 2015 erworben.

Kaesers Gesamtvergütung - also die Gehaltsansprüche, die er im Geschäftsjahr 2018/19 verdient hat - stieg nur leicht auf 7,15 (17/18: 6,96) Millionen Euro. Insgesamt entlohnte Siemens seine Vorstandsmitglieder mit 33 Millionen Euro, 4,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Die nächste Änderung am Vergütungssystem steht Siemens im neuen Geschäftsjahr ins Haus. Die Vorstandsgehälter sollen sich künftig nicht mehr nur am finanziellen Erfolg orientieren. Auch der Umweltschutz, die Entwicklung der Mitarbeiter und die Kundenzufriedenheit sollen künftig in die Bemessung der Boni einfließen. Der Münchner Konzern sieht sich damit als Vorreiter unter den Dax-Unternehmen. "Unsere neue Vorstandsvergütung macht die langfristige Verantwortung von Siemens nicht nur gegenüber den Aktionären, sondern auch den Kunden, Mitarbeitern und der Gesellschaft deutlich", erklärte Aufsichtsratschef Jim Hagemann Snabe. Die Aktionäre sollen am 5. Februar darüber abstimmen.

Snabe reagiert mit dem neuen System auch auf die Kritik von Fondsgesellschaften und anderen Großaktionären. So richten sich die langfristigen Aktien-Boni künftig nicht mehr am Abschneiden der Siemens-Aktie über vier Jahre im Vergleich zu fünf direkten Konkurrenten, sondern im Vergleich zum breit gefassten "MSCI World Industrials Index". Die Ein-Jahres-Boni können maximal das Doppelte des Grundgehalts - bei Kaeser etwa 2,2 Millionen Euro - betragen. Bisher hatte der Aufsichtsrat nach eigenem Gutdünken noch 20 Prozent drauflegen können. Für Siemens-Vorstände, die auch für einen Geschäftsbereich zuständig sind, fließt dann das Abschneiden der jeweiligen Sparte in den Bonus ein.