MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Hersteller von Halbleiter-Wafern Siltronic wird wegen der andauernden Schwäche der Chipindustrie etwas vorsichtiger für das Gesamtjahr. "Die anhaltenden konjunkturellen und geopolitischen Turbulenzen führen (...) zu einer stark eingeschränkten kurz- bis mittelfristigen Vorhersehbarkeit der Märkte", sagte Konzernchef Christoph von Plotho laut Mitteilung. Zudem hätten die Kunden immer noch recht hohe Lagerbestände. Von Plotho sieht Umsatz und operative Gewinnmarge (Ebitda-Marge) 2019 daher eher in den unteren Hälften der Prognosebandbreiten.

Siltronic hatte beim Jahresausblick bereits zweimal zurückrudern müssen und stellt seit Juni einen Umsatzrückgang um circa 10 bis 15 Prozent sowie eine Ebitda-Marge von 30 bis 35 Prozent in Aussicht. Nach einem Umsatz von 1,46 Milliarden Euro im Jahr 2018 impliziert das einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) zwischen rund 371 bis etwa 459 Millionen Euro nach 589 Millionen Euro im besonders starken Vorjahr.

Angesichts des Drucks auf die Geschäfte plant Siltronic weitere Stellenstreichungen. "Um den niedrigen Auslastungen Rechnung zu tragen, haben wir bereits im ersten Halbjahr 2019 eine beträchtliche Zahl an Zeitarbeiternehmern in Deutschland freigesetzt und verringern derzeit die Anzahl der Mitarbeiter in Portland", erklärte Chef von Plotho.

Am Markt überraschte der etwas vorsichtigere Ton nur bedingt. So rechnen Analysten laut von Siltronic zur Verfügung gestellten Daten im Durchschnitt mit einem Ebitda von 407,7 Millionen Euro. Der Wert liegt etwas unter der Mitte der vom Unternehmen implizierten Bandbreite.

Die Aktien fielen im frühen Handel um rund 0,6 Prozent auf 78,76 Euro. Allerdings hatten die Papiere sich zuletzt nach teils positiven Signalen aus der Branche ein gutes Stück erholt und waren mit Blick auf 2019 wieder in die Gewinnzone vorgerückt. Zum Vergleich: Mitte Juni waren sie noch unter die Marke von 50 Euro gefallen.

Schwächelnde Smartphone-, PC- und Automärkte auch wegen des US-chinesischen Handelsstreits machen Chipkonzernen wie Infineon oder Intel schon eine Weile zu schaffen. Das bekommen auch Hersteller von Halbleiter-Wafern - dünnen Silizium-Scheiben, aus denen Computer-Chips herstellt werden - zu spüren. Der Umsatz von Siltronic fiel in den drei Monaten bis Ende September im Vergleich zum zweiten Jahresviertel um 3,8 Prozent auf 299,8 Millionen Euro. Das Ebitda um 8,5 Prozent auf 91,5 Millionen Euro. Das entspricht einer Marge von 30,5 Prozent. Unter dem Strich verdiente Siltronic mit 59,5 Millionen Euro 13,1 Prozent weniger als im zweiten Jahresviertel.

Trotz der deutlichen Einbußen will Siltronic 2019 weiterhin einen Netto-Mittelzufluss erzielen. Dieser Netto-Cashflow soll rund 180 Millionen Euro unter dem Vorjahresniveau liegen. Das entspräche letztendlich einem Jahreswert von rund 60 Millionen Euro und impliziert nach 72,4 Millionen Euro in den ersten neun Monaten einen negativen Wert im Schlussquartal. 2020 soll der auch mit Blick auf die Dividende wichtige Netto-Mittelzufluss dann wieder deutlich steigen./mis/niw/fba