Zürich (awp) - Das kommende Jahr dürfte an den Börsen nicht einfach werden. Alles steht und fällt mit einer Einigung im US-chinesischen Handelsstreit. Diese Ansicht vertritt die Grossbank UBS und rät den Anlegern, 2020 auf Qualität zu setzen.

"Dabei müssen sich die Investoren darauf einstellen, dass der Markt weniger hergibt, und sie müssen ihre Anlagen diversifizieren und dabei höhere Risiken eingehen", sagte Andreas Köster, Chef der Global Asset Allocation, anlässlich der Präsentation der Ausblicksveranstaltung "CIO Year Ahead 2020" am Mittwoch in Zürich.

Der Aktienmarkt sei zwar nicht mehr billig, aber doch am attraktivsten von allen Alternativen. Bevorzugt werden sollen dabei Qualitäts- und Dividendentitel sowie Papiere von binnen- und konsumorientierten Firmen, die weniger vom Handel und von Geschäftsausgaben abhängig seien. Bei Anleihen rät die grösste Schweizer Bank zu Papieren mittlerer Bonität, da die sichersten Papiere nichts mehr hergäben und im Hochzins-Bereich die Kreditrisiken zunähmen.

Auch sollen Edelmetalle gegenüber Rohstoffen favorisiert werden, und im Fall von Devisenanlagen soll eine Kombination aus sicheren und hochverzinslichen Währungen gewählt werden. Als Beimischung seien noch alternative Anlagen, die eine geringe Marktsensitivität aufweisen, möglich. Dies sei das Korsett, um das herum noch - je nach Marktlage und Kundenbedürfnis - taktische Änderungen gemacht werden könnten, sagte Köster.

Handelsabkommen bestimmt, ob der Börsenzyklus noch anhält

Dass der Handelskonflikt schon bald zur Gänze gelöst sein wird, glauben die Strategen der Grossbank nicht. Dies müsse er aber auch nicht. Schon eine Teileinigung brächte mehr Sicherheit. "Wichtig ist, dass die Investoren Planungssicherheit bekommen", sagte Köster. Wenn Planungssicherheit erreicht sei, dürfte sich auch bei den Unternehmen der Investitionsstau auflösen, was sich positiv auf die Weltwirtschaft auswirken sollte.

Für das laufende Jahr schätzt die Grossbank für die Schweiz ein reales Wirtschaftswachstum von 0,7 Prozent und im kommenden Jahr von 0,9 Prozent. Damit bleibt das inländische Wachstum wie das der Weltwirtschaft unter ihrem Potenzial. Global wird 2020 ein Wachstum von 3,0 Prozent erwartet nach 3,1 Prozent im laufenden Jahr und 3,8 Prozent in 2018.

Eine andere Frage sei, wie die einzelnen Länder reagierten, wenn der Handelskonflikt eskalieren sollte. In den USA wäre die Antwort wohl eine geldpolitische, glaubt Köster. In Europa wären eher fiskalpolitische Massnahmen zu erwarten. Doch diese wirkten mit einer gewissen Verzögerung und unterstützten primär die Binnenwirtschaft, die noch gut laufe. Zudem stelle sich die Frage, wo und in welche Bereiche investiert werden solle.

Da in der Schweiz Fiskalpolitik eine untergeordnete Rolle spiele, dürfte in einem solchen Fall hierzulande wohl wieder die Schweizerische Nationalbank gefragt sein, meinte Köster zudem.

Für die Märkte wichtig ist auch der Ausgang der US-Wahlen. "Bleibt Trump, oder was kommt danach?", fragte Köster und verwies auf dabei unter anderem auf die Pläne der demokratischen Präsidentschaftsbewerber, die Steuern zu erhöhen.

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