FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Übernahmeträume der Stada-Aktionäre könnten bald Wirklichkeit werden. Nachdem der Pharmakonzern selbst am Sonntag zwei mögliche Kaufinteressenten ins Spiel gebracht hatte, machten die Papiere am Montagvormittag einen deutlichen Satz um rund 14 Prozent nach oben auf 56,66 Euro. Damit waren sie der einsame Spitzenreiter im freundlichen MDax . Bei 57,10 Euro hatten die Anteilsscheine im frühen Handel sogar ein Rekordhoch erreicht.

Der Konzern habe zwei "rechtlich unverbindliche Interessenbekundungen" für eine Übernahme erhalten, teilte Stada mit. Darunter sei eine von dem Finanzinvestor Cinven Partners zu einem indikativen Angebotspreis von 56,00 Euro pro Stada-Aktie. Im Raum steht damit ein Gebot von rund 3,5 Milliarden Euro.

STADA SPRICHT VON ZWEI INTERESSENTEN

Über den Namen des zweiten Interessenten schweigt sich der Pharmakonzern aus. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg soll es sich dabei um das Privat-Equity-Unternehmen Advent handeln.

Die Anleger reagierten euphorisch: Endlich, so scheint es, könnte ihre Wette auf eine Übernahme aufgehen. Ein Kauf von Stada nehme jetzt konkretere Züge an, sagte der Experte Bernhard Weininger vom Analysehaus Independent Research. Schließlich hatte das Unternehmen bereits auf Druck des kritischen Großaktionärs Active Ownership Capital (AOC) die sogenannte Vinkulierung der Namensaktien aufgehoben. Vinkulierte Namensaktien werden in der Regel ausgegeben, um ein Unternehmen besser vor einer Übernahme zu schützen. Durch die Umwandlung in herkömmliche Papiere fiel dieser Schutz weg.

EVENTUELL BIETERWETTKAMPF

Anleger stellen sich nun die Frage, ob der Preis von 56,00 Euro pro Stada-Aktie das letzte Wort ist oder ob sich ein Bieterwettkampf abzeichnet. Dass sich der Kurs aktuell nahe des indikativen Angebotspreises bewegt, deutet zumindest aus Sicht der Investoren auf wenig zusätzliches Aufwärtspotenzial hin.

Analysten sehen dies derweil etwas anders. Die Fachleute von Kepler halten ein Wettbieten für möglich und sehen die Aktie bei 62 Euro fair bewertet. Laut dem Independent-Research-Experten Weininger heißt es in Finanzkreisen, dass mehrere Finanzinvestoren an Stada interessiert seien. Sollte das der Fall sein, hätten sie aber im Falle eines Übernahme-Wettstreits ein Problem: Je stärker der Kurs anzieht, desto geringer wird ihre Rendite.

EVENTUELLES INTERESSE STRATEGISCHER INVESTOREN

Vor diesem Hintergrund sei auch ein Interesse strategischer Investoren an Stada nicht auszuschließen, sagte Weininger. Eventuell hätten ja doch die Wettbewerber Novartis oder Mylan ein Auge auf das deutsche Unternehmen geworfen. Entsprechende Spekulationen hatten bereits im Dezember die Runde gemacht und die Stada-Aktien angetrieben. Immerhin biete der Konzern ein attraktives Produktportfoilio.

Auch Analyst Ulrich Huwald von Warburg Research zielte auf das operative Geschäft von Stada ab. Aus fundamentaler Sicht sei der Konzern immer noch damit beschäftigt, seinen Wert für die Aktionäre zu steigern. Laut dem aktuellen Zeitplan sollten die Maßnahmen bis 2019 greifen. Das Pharmaunternehmen aus Hessen befindet sich derzeit im Umbau. Nicht profitable Geschäftsfelder sind aufgegeben und abgeschrieben worden, was zuletzt den Quartalsgewinn geschmälert hatte. Vor diesem Hintergrund sei das kolportierte Angebot sehr attraktiv, sagte Huwald. Der Analyst lobte die aktive, offene und an den Aktionärsinteressen ausgerichtete Kommunikation des Stada-Vorstand.

'SEHR ATTRAKTIVES ANGEBOT'

Eine Übernahme wäre ein großer Erfolg für AOC. Der aktivistische Investor hatte den Konzern aufgemischt, höhere Gewinne gefordert und auf der Hauptversammlung Ende August den bisherigen Aufsichtsratschef Martin Abend zu Fall gebracht. Außerdem verließ der langjährige Vorstandschef Hartmut Retzlaff das Unternehmen. Seit dem Einstieg des Investors Active Ownership Capital im Frühjahr 2016 ist der Aktienkurs stark angestiegen - um nun rund 50 Prozent./la/ag/das

Unternehmen im Artikel: STADA Arzneimittel AG, Novartis AG, Mylan Inc.