Zürich (awp) - Die Straumann-Gruppe macht einen weiteren Schritt im Bereich der Digitalisierung des Dentalgeschäfts. Das Unternehmen hat von der französischen Dental Monitoring (DM) die globalen Vertriebsrechte für deren innovatives Telemonitoring-System erworben. In diesem Rahmen übernimmt das Unternehmen auch eine Minderheitsbeteiligung an DM. Der Markt reagierte positiv auf die Nachricht.

"Zum Umfang der Beteiligung und den finanziellen Aspekten der Transaktion wollen wir keine Angaben machen", sagte ein Sprecher von Straumann auf Anfrage von AWP. Es handle sich um eine kleine Beteiligung. Straumann habe aber das Vorrecht auf die Unterbreitung eines Angebots, wenn einer der anderen Investoren Anteile veräussern wolle, ergänzte er lediglich die Angaben in einer Mitteilung vom Donnerstag.

ZUGANG ZU INNOVATIVER TECHNOLOGIE

Entscheidend für Straumann sei aber nicht, dass man an DM beteiligt sei, sondern dass man die globalen Distributionsrechte erworben und den Zugang zur Pionier-Technologie von DM habe, so der Sprecher weiter.

Diese Technologie habe das Potenzial, die Behandlungen im gesamten Dentalbereich dramatisch zu verändern. Denn das von DM entwickelte und 2015 lancierte Telemonitoring-System, ermöglicht Zahnärzten, den Fortschritt von kieferorthopädischen und dentalen Behandlungen zu verfolgen, ohne dass der Patient die Praxis besuchen muss.

Mit einer App auf dem Smartphone fotografiert der Patient seine Zähne. Die Bilder werden dann in das System von DM hochgeladen und mittels künstlicher Intelligenz, die selbst kleinere Veränderungen erkennt, mit früheren Daten verglichen. Diese werden vorgängig mit einem interoralen Scanner (Grösse einer Zahnbürste) erfasst. Das System informiert dann den Zahnarzt, der daraufhin effiziente Behandlungsanpassungen vornehmen kann.

Derzeit kommt das System noch in der Kieferorthopädie zum Einsatz. Doch als nächstes soll es auch bei der Zahnprophylaxe und der gewöhnlichen Zahnbehandlung zur Anwendung kommen. Die beiden Unternehmen wollen denn auch gemeinsam weitere Anwendungen für künstliche Intelligenz im Dentalbereich entwickeln, schreibt Straumann.

Das System werde bereits "erfolgreich vermarktet", sagte der Sprecher weiter. Derzeit zähle DM mehrere Tausend Kunden. Die 2013 gegründete Gesellschaft startete mit ihrem Produkt 2015 auf dem französischen Markt, um Daten zu sammeln und eigene Algorithmen zu entwickeln. Seit 2017 wird die App kommerziell vertrieben. DM verkauft seine Produkte heute in den USA, Frankreich, Grossbritannien, Deutschland, Australien, Singapur und Hongkong. Das in Paris ansässige Unternehmen beschäftigt rund 100 Mitarbeitende und ist gemäss Straumann Technologie-Pionier.

LANGFRISTIG ENTSCHEIDENDES DIFFERENZIERUNGSMERKMAL

Der Markt reagierte mit überdurchschnittlichen Avancen auf die Mitteilung. Bis gegen 9.45 Uhr gewinnen die Aktien von Straumann 1,2 Prozent auf 599,50 Franken, während der Gesamtmarkt (SPI) lediglich 0,22 Prozent höher steht.

Sibylle Bischofberger von der Zürcher Kantonalbank begrüsst in einem Kommentar die Partnerschaft. Die Expertin geht davon aus, dass nur ein kleiner einstelliger Millionenbetrag fliessen wird und dass DM noch kaum Umsatz erzielt. Dennoch trage die Partnerschaft mit DM dazu bei, dass Straumann innovative und zukunftsträchtige Systeme frühzeitig anbieten könne, schreibt sie.

Auch wenn der Effekt der Partnerschaft derzeit noch gering sei, so könnte diese Technologie in der Zukunft für Straumann zu einem entscheidenden Differenzierungsmerkmal werden, ergänzt Carla Bänziger von der Bank Vontobel.

Maja Pataki von Kepler Cheuvreux rechnet damit, dass sich das System langfristig gut entwickeln wird. Doch wie bei allen digitalen Entwicklungen könnte es auch bei der DM-Technologie ein längerfristiger Prozess sein, bis sich dies im Umsatz niederschlagen werde, ergänzt sie.

sig/rw