FRANKFURT (dpa-AFX) - Schwache Zuckerpreise - auch wegen der Öffnung des EU-Marktes - machen dem Südzucker-Konzern schon lange zu schaffen. Seit 2017 kennt der Aktienkurs fast nur noch den Weg nach unten. Nun aber könnte ausgerechnet die Dürre des vergangenen Jahres dem Zuckerhersteller in die Karten spielen. Die wichtigsten Punkte, was die Experten sagen, und wie es für die Aktie läuft:

DAS IST LOS BEI SÜDZUCKER:

Die Probleme begannen für Südzucker im Grunde bereits 2013. Damals fasste die EU den Beschluss, die Zuckermarktordnung (ZMO) zu beenden. 2017 wurde dies dann zur bitteren Realität für Europas Zuckerkonzerne. Quoten, Zölle, Mindestpreise und Subventionen wurden gestrichen. Die Unternehmen müssen sich seither stärker dem internationalen Wettbewerb stellen. Das war ein heftiger Schlag, denn zugleich nahm weltweit das Angebot an Zucker überhand.

Südzucker versucht längst, sich breiter aufzustellen. Doch Zucker ist nach wie vor das Kerngeschäft - mit für Anleger deprimierenden Konsequenzen: Zum Ende des Geschäftsjahres 2017/18 warnte der Konzern wegen des steigenden Wettbewerbs und sinkender Zuckerpreise vor schweren Zeiten. Kurz darauf schon hieß es: Wegen operativer Verluste in der Zuckersparte werden die Gewinne im neuen Geschäftsjahr geringer ausfallen. Im September 2018 schließlich strich Südzucker wie von einigen Analysten bereits erwartet seine Jahresumsatz- und Gewinnprognose zusammen.

Inzwischen scheint es, als gebe es einen Lichtblick. Und das ausgerechnet wegen der Dürre des vergangenen Jahres. Denn auch wenn das Ende November abgeschlossene dritte Geschäftsquartal 2018/19 einmal mehr rote Zahlen und rückläufige Umsätze offenbarte: Der Ausblick auf das Geschäftsjahr wurde beibehalten. Zudem sprach das Management von einer "sich seit einigen Wochen abzeichnenden Erholung der Zuckererlöse infolge der europaweit knappen Ernte". Die Dürre hatte den Rübenbauern zu schaffen gemacht.

Zu viel Optimismus wollte der Südzucker-Konzern aber noch nicht versprühen: Aufgrund von Jahresverträgen habe die sich abzeichnende Preiserholung zumindest im bis Ende Februar laufenden Geschäftsjahr keinen wesentlichen Einfluss mehr, hieß es zugleich.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Analysten blicken - zumindest auf kurze Sicht - immer noch mehrheitlich skeptisch auf die Geschäftsentwicklung. Für den Kurs sehen sie daher vorerst kaum positive Impulse. Von den 9 aktuellsten, im dpa-AFX-Analyser berücksichtigten Experten rät nur einer zum Kauf der Südzucker-Aktie und hat ein Kursziel über 20 Euro. Der Rest empfiehlt, das Papier zu halten oder auch zu verkaufen. Das Kursziel liegt im Schnitt bei knapp 13 Euro. Die jüngste Verkaufsempfehlung sprach der Warburg-Analyst Oliver Schwarz aus. Er glaubt, die aktuelle Kurserholung sei zu früh erfolgt, da sich die negative Ergebnisdynamik in den kommenden Quartalen fortsetzen werde.

Auch LBBW-Analyst Gerold Deppisch schrieb kürzlich: "Die größten Risiken bestehen in Bezug auf die weitere Zucker- und Ethanolpreisentwicklung." Wie Axel Herlingshaus von der DZ Bank sieht er allerdings einen kleinen Lichtstreif am Horizont. Marktforschungsinstitute erwarten laut Deppisch für das neue Wirtschaftsjahr 2019/20 einen weltweit leichten Nachfrageüberhang, schrieb er und verwies auch auf die wieder etwas gewachsene Zuversicht des Südzucker-Managements.

Trotz allem dürften Südzucker aber noch "mindestens neun bis zwölf schwierige Monaten" bevorstehen, schränkte der DZ-Bank-Experte ein, was auch James Targett von der Privatbank Berenberg so sieht. Er stufte die Aktie zwar Mitte Januar wegen des Kursverfalls und in Erwartung steigender Zuckerpreise auf "Hold" hoch. Verbesserungen erwartet aber auch er erst im Geschäftsjahr 2020/21. Dann jedoch seien auch wieder Gewinne denkbar. Zu Hilfe kommen dürfte dem Konzern dabei auch eine Strategieüberprüfung, glaubt er. Dafür verwies er neben Kostensenkungen auch auf Südzuckers Fokussierung auf eine breitere Aufstellung.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Das Rekordhoch aus dem Jahr 2013 bei etwas über 34 Euro ist längst Geschichte. Mit der Einigung in der EU auf ein Ende der ZMO setzte die Talfahrt ein, die im Oktober 2014 in einem Tief knapp unter 10 Euro mündete.

Nach einer Erholung auf knapp unter 26 Euro ging es dann ab Anfang 2017, als die Marktordnung tatsächlich Geschichte wurde, über 24 Monate erneut abwärts. Eine Halbierung des Kurswertes war die Folge, denn das überbordende Angebot auf dem Weltmarkt für Zucker und die billige Konkurrenz, insbesondere aus Brasilien, machte Südzucker zu schaffen.

Infolge der schwachen Kursentwicklung musste die Aktie im Frühjahr vergangenen Jahres schließlich den MDax verlassen und ist seither im Kleinwerteindex SDax zu finden. Zu einer ersten deutlichen Erholung kam es erst seit Jahresbeginn 2019. Innerhalb nur 14 Tagen legte der Kurs um rund ein Viertel an Wert zu./ck/mis/jha/