FRANKFURT (dpa-AFX) - Wie geht es weiter mit Südzucker ? Seit dieser Woche gehört die Aktie von Europas größtem Zuckerhersteller nicht mehr dem MDax an, sondern notiert nun bei den kleinen Nebenwerten des SDax . Die wichtigsten Punkte für das Unternehmen, was die Experten sagen und wie es für die Aktie läuft:

DAS IST LOS BEI SÜDZUCKER:

Seit dem Auslaufen der EU-Zuckermarktordnung ist in der Branche nichts mehr so wie es einmal war. Fast fünf Jahrzehnte lang hatte die EU Mindestpreise und Produktionsmengen festgelegt. Damit ist seit Herbst 2017 Schluss - nun gelten die Spielregeln des Weltmarktes, das heißt mehr Wettbewerb und damit auch fürs Erste sinkende Preise. Für die Zucker-Hersteller bringt das große Umwälzungen mit sich.

"Uns steht nun eine schwierige Übergangsphase von mindestens zwei Jahren Dauer bevor", hatte Finanzvorstand Thomas Kölbl im Januar in einem Interview eingeräumt. Die europäischen Hersteller hatten in Erwartung des Reformendes ihren Rübenanbau ausgeweitet - allein bei Südzucker waren es etwa 20 Prozent mehr Fläche. Das höhere Angebot an Zucker belastet aber die Preise. "Durchschnittlich haben wir innerhalb von wenigen Monaten mehr als 100 Euro pro Tonne Zucker verloren", sagte der Chef des Konkurrenten Nordzucker, Lars Gorissen, erst vor wenigen Wochen.

Südzucker ist allerdings überzeugt, trotz der momentanen Verwerfungen am Markt am Ende zu den Gewinnern zu gehören. "In der alten Zuckerwelt hatten wir einen Marktanteil von rund 25 Prozent in der EU. Mittelfristig gehen wir davon aus, dass wir absolut mehr verkaufen werden und unser Marktanteil relativ steigen wird", sagte Südzucker-Finanzchef Kölbl. Zudem schielt der Konzern auf Neu-Kunden im Nahen und Mittleren Osten sowie in Asien und vor allem in China. Die Exporte auf den Weltmarkt glaubt Südzucker verdoppeln oder gar verdreifachen zu können.

Bereits in den ersten neun Monaten konnten die Mannheimer vom Exportgeschäft profitieren und hoben ihre Umsatzprognose für das Ende Februar abgelaufene Geschäftsjahr an. Wie es am Ende dann 2017/2018 gelaufen ist, wird der Konzern am 23. April berichten, dann stehen die vorläufigen Jahreszahlen an. Prognostiziert wird von Südzucker ein Umsatzanstieg auf bis zu 7,1 Milliarden Euro nach 6,5 Milliarden im Vorjahr. Beim operativen Ergebnis reicht die Spanne von 425 und 500 Millionen Euro nach 426 Millionen im Vorjahr. Experten rechnen im Schnitt mit einem Ergebnis von 451 Millionen Euro und erwarten im neuen Jahr dann einen Rückgang auf 436 Millionen Euro.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Unter den von dpa-AFX erfassten Experten regiert die Vorsicht: Von elf Experten empfehlen sechs das Papier zu halten, drei zu verkaufen und nur zwei zu kaufen. Das Kursziel liegt mit im Schnitt 18,43 Euro aber rund ein Fünftel über dem aktuellen Niveau. Da die Zuckernachfrage in Europa weitgehend stagniert, müsse Südzucker Marktanteilsgewinne und eine Steigerung des Exportvolumens anstreben, schrieb Oliver Schwarz von Warburg Research Mitte Januar. Bei Weltmarktpreisen von knapp 400 Euro je Tonne Zucker dürfte die Ergebnis-Marge des Zuckergeschäfts ab 2018/2019 aber zunächst auf ein "anämisches Niveau" sinken.

Auch Christian Bruns von Equinet geht davon aus, dass sich die Aussichten für Südzucker im ersten Halbjahr verschlechtern werden. Die aktuellen Konsensschätzungen sind aus seiner Sicht daher noch zu hoch. Positiv aus Sicht von Bruns sind die jüngsten Zukäufe bei dem zum Südzucker-Konzern gehörenden Tiefkühlpizza-Hersteller Freiberger. Daraus ergeben sich Kostensynergien und großes Wachstumspotenzial auf dem wichtigen US-Markt. Die schwachen Ertragsaussichten im Zuckergeschäft kompensiere das allerdings nicht.

DAS IST DIE KURSENTWICKLUNG:

Seit Februar 2017 kennt die Aktie erneut nur einen Weg - nach unten. Vom damaligen Kursniveau von gut 25 Euro verloren die Papiere inzwischen rund 40 Prozent an Wert. Bei den Anlegern werden wieder böse Erinnerungen wach. Denn von März 2013 bis Oktober 2014 war es schon einmal kräftig abwärts gegangen. Damals hatte die Talfahrt der Preise für Zucker und Bioethanol die Aktien sogar um gut 70 Prozent auf unter 10 Euro nach unten gejagt. Etwas entspannen können sich die Anleger erst, wenn den Papieren ein Anstieg über 15,50 Euro gelingt. Denn dann besteht die Chance auf eine Bodenbildung./she/ag/jha/