MANNHEIM (dpa-AFX) - Südzucker will sich aus dem Weltmarkt mit seinen Dauertiefpreisen für Zucker zurückziehen und sich ganz auf Europa konzentrieren. Der weltweite Wettbewerb sei infolge von Subventionen für die Anbauer etwa in Indien und Thailand extrem verzerrt, sagte Unternehmenssprecher Dominik Risser am Dienstag zur Begründung. Südzucker mit Sitz in Mannheim ist mit weit über fünf Millionen Tonnen der -noch - größte Zuckerhersteller der Welt.

Der Neuaufstellung fallen etliche Zuckerfabriken zum Opfer: zwei in Frankreich, zwei in Deutschland und eine in Polen. Gegen die Schließung zweier französischer Werke protestierten am Dienstag Rübenanbauer aus Cagny (Normandie) und Eppeville (Hauts-de-France). Würden die Pläne umgesetzt verlören rund 2500 Landwirte etwa 40 Prozent ihres Einkommens, erläuterte der Präsident des Verbandes der Rübenanbauer, Franck Sander, bei einer Kundgebung vor der Konzernzentrale. Hinzu kämen noch 250 Arbeitsplätze in den Fabriken selbst sowie zahlreiche mittelbar Betroffene. "Es ist ungerecht, dass vor allem Frankreich die Last tragen soll", sagte er vor rund 200 Demonstranten. "Wir werden nicht zulassen, dass die französische Zucker- und Rübenindustrie abgebaut wird." Zwei weitere Südzucker-Fabriken in Nordfrankreich bleiben bestehen.

Sander will der Südzucker-Geschäftsführung vorschlagen, dass die Bauern die beiden bedrohten Fabriken übernehmen, sollte deren Betrieb im kommenden Jahr wirklich eingestellt werden. Südzuckersprecher Risser betonte: "Wir haben die feste Absicht, diese Fabriken zu schließen." Ziel sei ein Abbau von Überkapazitäten.

Südzucker hatte vor kurzem Werksschließungen mit einer Reduktion des Zuckerproduktionsvolumens von bis zu 700 000 Tonnen im Jahr angekündigt. Dadurch könnten jährlich bis zu rund 100 Millionen Euro eingespart werden. Das Unternehmen rechnet für das Geschäftsjahr 2018/19 wegen eines Preisabfalls mit einem Umsatzrückgang von 100 bis 200 Millionen Euro.

Sander kritisierte, dass in Frankreich mit 500 000 Tonnen der Großteil des Abbaus der Produktion vorgesehen sei. "Deutschland gegen Frankreich - das geht so nicht." Polen sei mit einem Werk deutlich weniger betroffen, obwohl die Produktion dort weit umweltschädlicher sei. Im Februar hatten 350 Mitarbeiter und Landwirte gegen eine drohende Schließung zweier Werke in Warburg (Nordrhein-Westfalen) und Brottewitz (Brandenburg) protestiert. Dort werden laut Risser in Kürze Sozialpläne für die 150 betroffenen Arbeitnehmer verhandelt.

Am 22. März ist laut Verbandschef Sander ein Treffen zwischen mehreren französischen Ministern und der Südzucker-Leitung geplant./jug/DP/edh