Winterthur (awp) - Dem Industriekonzern Sulzer läuft es weiterhin gut. Das Wachstumstempo beim Auftragseingang hat sich zwar zuletzt etwas verlangsamt, das Ergebnis im ersten Semester ist aber solid und der Ausblick für 2019 wurde dank der intakten Aussichten erhöht.

Insgesamt stiegen die Bestellungen in der Berichtsperiode um 8,7 Prozent auf 1,93 Milliarden Franken. Bereinigt um Währungs- und Akquisitionseffekte ergab sich ein Wachstum aus eigener Kraft, also organisch, von 7,5 Prozent, wie Sulzer am Mittwoch mitteilte. Damit hat sich das Wachstumstempo im zweiten Quartal gegenüber dem ersten Quartal etwas verlangsamt.

Öl- und Gasmarkt dynamisch

Gut gelaufen ist es Sulzer vor allem im Öl- und Gasmarkt, wo die Bestellungen wieder zu höheren Margen abgeschlossen werden konnten. Das für Sulzer wichtige Segment habe sich weiterhin dynamisch entwickelt, hiess es. So verzeichnete der grösste Geschäftsbereich Pumpen eine Zunahme der Aufträge um 5,5 Prozent. Einen guten Teil zum Wachstum der Division trug aber auch der Wassermarkt bei. Hier gewann Sulzer zwei Grossaufträte für Pumpen für Entsalzungsanlagen und Wasserpipelines.

Die Division Chemtech erreichte eine hohe zweistellige Wachstumsrate im Bestellungseingang von über 23 Prozent. Die Chemiekunden machen hier mit einem Anteil von rund 60 Prozent den Hauptharst der Kundschaft von Sulzer aus. Und diese bauen ihre Kapazitäten gemäss der Mitteilung weiterhin nachhaltig aus.

In der Sparte Rotating Equipment Services (RES), welche Servicelösungen für rotierende Maschinen anbietet, verbesserte sich der Auftragseingang um gut 7 Prozent, wozu alle Produktelinien beitrugen.

Die jüngste und kleinste Sparte Applicator Systems, welche Geräte zum Auftragen von Flüssigkeiten etwa im Kosmetikbereich oder auch in der Chemie herstellt, stagnierte hingegen auf dem Niveau der Bestellungen des Vorjahres. Gestützt haben hier die Bereiche Klebstoffe, Dental und Gesundheit, wogegen das Segment Beauty zurückging.

Beauty-Kundschaft steht auf virales Marketing

Hier leidet Sulzer offenbar unter dem Social-Media-Verhalten vor allem einer jüngeren Kundschaft. Das Marktwachstum werden zunehmend von einer stärker fragmentierten und an viralem Marketing orientierten Kundengruppe getragen, so Sulzer.

Das Unternehmen sieht sich dennoch als Marktführer bei Pinsel-basierten Schönheitsanwendungen und will die Kundengruppe über eine "signifikante Veränderung der industriellen Prozesse" künftig besser bedienen können. Konkret wird in Deutschland der Standort in Bamberg aufgegeben und die entsprechende Produktion in Bechhofen integriert, dem Hauptsitz der vor rund drei Jahren übernommenen Geka.

Dank des organisch um gut 12 Prozent auf 1,77 Milliarden gestiegenen Umsatzes gab es auch beim Gewinn weitere Fortschritte. Der Betriebsgewinn vor Amortisationen (EBITA) verbesserte sich um gut 15 Prozent auf 158,8 Millionen Franken und die entsprechende Marge um 20 Basispunkte auf 9,0 Prozent. Der Reingewinn der Aktionäre kletterte um knapp 9 Prozent auf 65,3 Millionen Franken. Damit hat Sulzer die Erwartungen der Analysten bis auf den Reingewinn ziemlich exakt getroffen.

Für das Gesamtjahr 2019 werden die Prognosen für Umsatz und Bestellungen wenig überraschend erhöht, allerdings ziemlich deutlich. Sulzer-CEO Greg Poux-Guillaume hatte bereits Anfang des Monats in einem Interview angekündigt, dass die bisherige Guidance wohl zu konservativ gewesen sei und die Prognose wohl angehoben werde.

Neu wird demnach eine Steigerung des Auftragseingangs im Gesamtjahr im Bereich von 6 bis 9 Prozent sowie des Umsatzes im Bereich von 7 bis 9 Prozent vorhergesagt. Bisher galten dafür Werte von 2 bis 5 Prozent und von 3 bis 5 Prozent als Richtschnur. Die operative Marge soll sich in den Bereich von 10 Prozent weiter verbessern.

Sulzer spricht zwar mit Blick auf die konjunkturellen Aussichten auch von aufkeimden Unsicherheiten in einigen Märkten oder Regionen. Bis zum jetzigen Zeitpunkt habe dies aber noch keine Spuren in den eigenen Frühindikatoren hinterlassen.

cf/rw