Nidau (awp) - Im Wettrennen um das schnellste Festnetz rüstet auch der Kabelnetzverbund Quickline auf: Die Maximal-Geschwindigkeit soll sukzessive auf 1 Gigabit pro Sekunde (Gbit/s) verdoppelt werden.

Derzeit sei das neue Spitzentempo auf 15 Prozent des Quickline-Gebiets verfügbar, sagte Konzernchef Frédéric Goetschmann am Dienstag in einer Telefonkonferenz. Spätestens bis Ende Oktober würden 20 Prozent der Haushalte mit 1 Gbit/s abgedeckt. Dann würden auch neue Kombiangebote lanciert.

Damit liegt Quickline im Trend: Am Vortag hatte UPC eine Erhöhung des Surftempos ebenfalls auf 1 Gbit/s noch in diesem Jahr angekündigt. Gigabit-Angebote würden flächendeckend in der ganzen Schweiz verfügbar sein, hatte die grösste Kabelnetzbetreiberin des Landes mitgeteilt. Dies sei der Unterschied zur Konkurrenz, die zurzeit ausschliesslich in Ballungszentren Gigabit-Geschwindigkeiten anbiete. Allerdings ist UPC auch nicht in der ganzen Schweiz präsent.

Im Temporennen wirbt Salt sogar mit bis zu 10 Gbit/s. Das Angebot ist aber nur auf dem Glasfasernetz verfügbar. Swisscom und Sunrise bieten ebenfalls auf Glasfasern eine Höchstgeschwindigkeit von 1 Gbit/s an. Das Glasfasernetz deckt etwa ein Drittel der Haushalte in der Schweiz ab. Auf dem flächendeckenden Kupfernetz geht es deutlich langsamer zu. Je nach Länge der Kupferleitung werden derzeit bis zu 200 Mbit/s angeboten.

Auch Quickline werde die Gigabit-Angebote nicht flächendeckend im eigenen Netzgebiet einführen: Es mache keinen Sinn, jedes Dorf aufzurüsten, erklärte Goetschmann. Der konkrete Netzausbau sei Sache der 23 Netzbetreiber, die sich im Quickline-Verbund zusammengeschlossen hätten. Die einen würden auf die neueste Kabelnetztechnologie Docsis 3.1 aufrüsten, die anderen würden die bisherige Technik Docsis 3.0 optimieren.

Erosion stoppen

Mit den neuen Produktangeboten im Oktober und der neuen TV-Plattform will Goetschmann die Erosion stoppen und wieder zum Wachstum übergehen. Im ersten Halbjahr sank der Umsatz im Quickline-Verbund um 1 Prozent auf 135 Millionen Franken. Die Zahl der TV-Kunden schrumpfte um 2 Prozent auf 348'600. Die Verluste stammten von Kunden mit Grundanschluss, erklärte Goetschmann.

Für die im vergangenen Dezember gestartete neue TV-Plattform rühre man erst seit Mitte August die Werbetrommel. Der Quickline-Chef erhofft sich davon Wachstum. Im nächsten Jahr werde man die TV-Box auch ausserhalb des eigenen Kabelnetzgebiets anbieten.

Das Ziel sei es, schweizweit verfügbar zu sein, sagte Goetschmann: "Unsere Ambition ist es, weiter zu wachsen, und das nicht nur mit bestehenden Kunden. Wir wollen auch Neukunden gewinnen."

Goetschmann: "Solides Resultat"

Im ersten Halbjahr hat Quickline die scharfe Konkurrenz von Sunrise und auch der Swisscom zu spüren bekommen, die mit ihren Billigmarken Yallo und Wingo Gas geben. Dagegen spüre man die direkte Konkurrenz durch Salt nicht, weil sich die Verbreitungsgebiete lediglich zu 10 Prozent überschneiden würden.

Im Internetgeschäft verlor Quickline 1 Prozent der Kunden und zählt noch 180'000 Anschlüsse. In der Festnetztelefonie nahm die Kundenzahl um 5 Prozent auf 164'700 ab. Das sei der Trend in der Telekombranche, sagte Goetschmann.

Angesichts des Wettbewerbdrucks auf dem gesättigten Markt "haben wir es geschafft, ein solides Resultat zu erzielen." Steil zulegen konnte Quickline im Mobilfunk, wo die Kundenzahl gegenüber dem Vorjahressemester um 38 Prozent auf 48'700 in die Höhe schoss. Hier zahlte sich die Einführung neuer Abos mit höheren Datenvolumen kurz vor den Sommerferien aus.

"Diese neuen Mobile-Abos kommen gut an. Wir gehen davon aus, damit weitere Kundinnen und Kunden überzeugen zu können", erklärte Goetschmann. Man habe noch Wachstumspotenzial bei bestehenden Kunden. Quickline stützt sich bei seinem Mobilfunkangebot auf das Sunrise-Netz ab.

Die neue Mobilfunkgeneration 5G will Quickline allerdings nicht mehr in diesem Jahr anbieten. Solche Angebote würden erst eingeführt, wenn "wir das Gefühl haben, dass 5G für die Kunden von echtem Mehrwert ist". Das sei heute noch nicht der Fall.

jb/rw