Zürich (awp) - Der Ausstieg von Konkurrentin Axa aus der BVG-Vollversicherung hat der Swiss Life ein Rekordquartal beschert. Die Prämieneinnahmen schossen nach oben und kratzten erstmals überhaupt im Starttrimester an der 10 Milliarden-Grenze. Auch die Gebühreneinnahmen legten deutlich zu.

Insgesamt nahm die Swiss Life von Januar bis März Bruttoprämien von 9,9 Milliarden Franken ein. Das sind satte 42 Prozent mehr als vor einem Jahr. Grund für den Wachstumssprung ist das Geschäft in der Schweiz, wo Rivalin Axa seit Anfang Januar keine Vollversicherungen in der Beruflichen Vorsorge (BVG) mehr anbietet.

Entsprechend hoch war die Nachfrage von Unternehmen nach dem Rundumschutz, was der Swiss Life einen Haufen neuer Kunden einbrachte. Das Geschäft mit der Vollversicherung habe um 3,3 Milliarden Franken zugelegt, sagte der neue Finanzchef Matthias Aellig am Donnerstag in einer Telefonkonferenz.

Der grösste Teil davon stamme von Axa, aber nicht alles. Den genauen Anteil der Winterthurer Konkurrentin am Wachstum wollte Aellig nicht beziffern. Insgesamt schwollen die Prämieneinnahmen in der Schweiz um 69 Prozent auf 7,8 Milliarden Franken an. Das sei der höchste Stand aller Zeiten in einem Startquartal, hiess es auf Nachfrage.

Zum Vergleich: Damit macht die Swiss Life alleine in der Schweiz nun mehr Geschäft, als sie bisher als Gesamtkonzern in den ersten drei Monaten je geschafft hatte. Nur einmal, im ersten Quartal 2010, waren die Gesamtprämien des ganzen Konzerns mit 7,9 Milliarden höher gewesen als jetzt im Heimmarkt Schweiz.

Aussergewöhnliches Wachstum

Man müsse aber beachten, dass dieses Wachstum wegen des Rückzugs von Axa aussergewöhnlich sei, betonte Aellig. Denn der grösste Teil des Neugeschäfts werde im Startquartal geschrieben. Bereits in den folgenden Quartalen werde sich das Niveau wieder normalisieren. Er erwarte, dass die Prämienentwicklung im Jahr 2020 wieder auf ein normaleres Niveau zurückkehren werde.

Zudem sei der Gewinnbeitrag des aussergewöhnlichen Prämienwachstums beschränkt. "Wir erwarten einen kleinen zweistelligen Gewinnanstieg im 2019", sagte Aellig. Man habe sich bei der Zeichnungspolitik unverändert an der Profitabilität und der Kapitaleffizienz orientiert, betonte die Swiss Life.

Schwierige Marktlage in Frankreich

In Frankreich, das bisher der Einnahmentreiber unter den Auslandsgeschäften des Schweizer Konzerns war, stand die Swiss Life im Gegenwind. Man habe mit schwierigen Marktbedingungen gekämpft, sagte Aellig. Im zweitgrössten Markt schrumpften die Prämien auf 1,4 Milliarden Franken. Das sei ein Minus um 1 Prozent in Euro gerechnet.

Während das Lebengeschäft aufgrund der Marktverhältnisse tauchte, legten das Krankenversicherungsgeschäft und die Risikovorsorge in Frankreich deutlich zu. Angesichts der Marktlage sei man damit zufrieden, sagte Aellig.

Besser lief es in Deutschland, wo die Prämien in lokaler Währung um 2 Prozent stiegen. Dagegen sackten die Prämien im internationalen Versicherungsgeschäft, wo Reiche zum Kundenstamm zählen, um gut ein Viertel ab. Grund dafür sei ein Rückgang bei den Einmalprämien im Privat- und im Unternehmenskundengeschäft, erklärte die Swiss Life.

Gebühreneinnahmen fliessen

Dagegen konnte der grösste Schweizer Lebensversicherer in Geschäftsteilen, in denen Kunden Gebühren verrechnet werden (Fee-Erträge), das Volumen deutlich ausweiten. Die Gebührenerträge nahmen um 9 Prozent auf 429 Millionen Franken zu. Das Geschäft mit Anlageberatungen, fondsgebundenen Vorsorgeprodukten oder mit Immobilien forciert die Swiss Life seit einigen Jahren, da es weniger stark von der Zinsentwicklung beeinflusst wird und daher mit weniger Kapital unterlegt werden muss.

Angetrieben wurde das gebührenbasierte Geschäft insbesondere vom Erfolg der eigenen Beraterkanäle (+19 Prozent in Lokalwährungen) und von Swiss Life Asset Managers (+16 Prozent), wobei hier die Akquisition von Beos half.

"Die Swiss Life ist gut in das Geschäftsjahr 2019 gestartet", erklärte Konzernchef Patrick Frost im Communiqué. "Zum Wachstum im Fee-Geschäft haben die unabhängigen Beraterkanäle in Deutschland wesentlich beigetragen. Daneben profitierten wir von den Akquisitionen, mit welchen wir unser Fee-Geschäft im Vorjahr gezielt ausgebaut hatten."

Swiss Life Asset Managers gelang es, bei Drittkunden Neugelder von netto 4,6 Milliarden Franken anzuziehen, was beinahe doppelt so viel ist wie im gleichen Vorjahresquartal. Die verwalteten Vermögen externer Kunden nahmen seit Jahresbeginn um 9 Prozent auf 77,2 Milliarden Franken zu.

jb/mk