Zürich (awp) - Im Streit über den Standort an der Zürcher Bahnhofstrasse spielt der Versicherungskonzern Swiss Life den Ball an den Warenkonzern Manor zurück. Das Management habe es unterlassen, rechtzeitig einen alternativen Standort zu suchen, obwohl seit 2011 bekannt sei, dass der Mietvertrag auslaufe.

Am Morgen hatte Manor bekanntgegeben, das Warenhaus an der prominenten Lage per Ende Januar zu schliessen. Von der Schliessung betroffen sind demnach 290 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Manor sowie rund 190 Angestellte eingemieteter Firmen.

Der Vorwurf an Swiss Life, die Besitzerin des Belle-Époque-Hauses an der Bahnhofstrasse: Manor habe bis zuletzt versucht, eine einvernehmliche Lösung mit der Eigentümerin zu finden. Zahlreiche Gespräche seien geführt worden, und Manor habe auch ein Angebot unterbreitet, die Liegenschaft zu einem marktgerechten Preis zu kaufen. Swiss Life habe jedoch eine faire Offerte, welche von einer renommierten Immobilienexpertin gestützt gewesen sei, abgelehnt.

Kaufangebote unrealistisch

"Die Kaufangebote von Manor waren allesamt unrealistisch und trugen dem einmaligen Standort und dem aktuellen Marktumfeld keine Rechnung", reagierte am Montag der Versicherungskonzern. Laut Berechnungen von Swiss Life sei die Liegenschaft an der Zürcher Bahnhofstrasse wesentlich mehr wert als der von Manor angebotene Kaufpreis.

Ausserdem halte Swiss Life Immobilien als Kapitalanlagen zugunsten ihrer Versicherten. Ein Verkauf einer wichtigen Immobilie würde der Geschäftsstrategie und den Interessen der Kunden widersprechen. Das Immobilienportfolio sei angesichts regelmässiger Mieterträge speziell im aktuellen Tiefzinsumfeld "von grosser strategischer Bedeutung".

Leider habe es das Management von Manor unterlassen, rechtzeitig einen alternativen Standort zu finden, obwohl seit 2011 bekannt sei, dass der Mietvertrag auslaufe, so Swiss Life weiter. Die Leidtragenden "der fehlenden unternehmerischen Voraussicht" seien die Mitarbeitender. Swiss Life bedauere dies.

Langwieriger juristischer Streit

Weiter hiess es zudem: "Es ist nicht die Aufgabe von Swiss Life, einen Konzern mit dem Geld unserer Versicherten zu subventionieren, indem wir auf eine marktübliche Miete verzichten."

Seit längerem wisse Manor, dass die Liegenschaften an der Bahnhofstrasse sanierungsbedürftig seien. Für die Sanierungsarbeiten und für die vorgesehene Nutzung als Büro- und Verkaufsflächen, seien die nötigen Baubewilligungen seit Jahren erteilt. Das Management von Manor aber habe die Arbeiten seit Jahren mit allen Rechtsmitteln verhindert.

Um den Standort an der Bahnhofstrasse in Zürich gab es einen langwierigen juristischen Streit. Manor wollte auf den rund 11'000 Quadratmetern Fläche weiterhin das Warenhaus betreiben und zögerte den Auszug hinaus. Ins Gebäude gezogen ist Manor vor 35 Jahren, und der Mietvertrag wäre eigentlich Ende Januar 2014 ausgelaufen. Der Fall hat mehrere Gerichte beschäftigt.

Zehn Läden statt einem

Swiss Life will das Haus dagegen anders nutzen. Mit Büros in den oberen Geschossen und Boutiquen im Parterre und im ersten Geschoss sollen höhere Mieteinnahmen generiert werden als dies heute der Fall ist. Konkret sollen etwa zehn Läden im Erdgeschoss sowie im ersten Unter- und Obergeschoss entstehen, sagte ein Unternehmenssprecher der Nachrichtenagentur AWP am Montag. Dies sei der hauptsächliche Unterschied zum jetzigen Zustand, denn: "Damit wird die gesamte Liegenschaft auf allen Seiten belebt und der Standort nochmals attraktiver."

Zunächst sollen die beiden Liegenschaften an der Bahnhofstrasse 75 und 79 grundlegend saniert werden. Unter anderem solle die Fassade "revitalisiert" und die technischen Anlagen saniert werden, so der Sprecher weiter. Insgesamt rechnet Swiss Life mit Investitionen von über 100 Millionen Franken und einer Bauzeit von zwei Jahren.

ys/tt