ZÜRICH (dpa-AFX) - Der weltweit zweitgrößte Rückversicherer Swiss Re will für die Abwicklung großer Lebensversicherungsbestände neue Geldgeber ins Boot holen. Daher will der Konzern seine darauf spezialisierte Tochter ReAssure 2019 an die Börse bringen, teilte der Rivale des weltgrößten Rückversicherers Munich Re bei der Vorlage der Halbjahresbilanz am Freitag in Zürich mit. Auf diese Weise könnte ReAssure mehr Geld einsammeln, um weitere geschlossene Vertragsbestände anderer Versicherer aufzukaufen.

An der Börse sorgte die Swiss Re für Enttäuschung - auch weil der Gewinn im ersten Halbjahr stärker sank als erwartet. Neue Vorschriften zur Bilanzierung von Kapitalbeteiligungen ließen den Überschuss um 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf eine Milliarde US-Dollar (rund 867 Mio Euro) fallen. Analysten hatten mit einem schwächeren Rückgang gerechnet. Die Swiss-Re-Aktie verlor an der Börse in Zürich bis zur Mittagszeit mehr als zwei Prozent an Wert und war damit schwächster Wert im Schweizer Leitindex SMI.

Ohne die Folgen der neuen Bilanzierungsvorgaben wäre der Gewinn leicht gestiegen. Im Kerngeschäft - der Absicherung von Großschäden für Erstversicherer wie Axa oder Allianz - lief es hingegen gut. Im Schaden- und Unfall-Geschäft zogen sowohl die Prämien als auch der Gewinn kräftig an. Die Swiss Re profitierte dabei von einer geringeren Belastung durch Großschäden. Von den Prämieneinnahmen blieb daher mehr übrig. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote verbesserte sich von 97,4 auf 92,9 Prozent. Wenn die Schaden-Kosten-Quote bei genau 100 Prozent liegt, sind alle der Assekuranz entstandenen Schäden eins zu eins durch Einnahmen gedeckt. Je weiter die Quote unter 100 Prozent liegt, desto profitabler arbeitet der Versicherer.

Auch die jüngsten Vertragsabschlüsse in diesem Bereich waren für die Swiss Re erfreulich. Bei der Vertragserneuerung im Juli, die vor allem das Geschäft in Nord- und Südamerika umfasst, habe sie die Preisqualität um zwei Prozent steigern können. In der Lebens- und Kranken-Rückversicherung sank hingegen der Gewinn, nachdem die Swiss Re hier ein Jahr zuvor mit Aktienverkäufen höhere Gewinne realisiert hatte.

Bei dem geplanten Börsengang ihres Lebensversicherungs-Abwicklers ReAssure in London will die Swiss Re als bedeutender Investor im Boot bleiben. Allerdings wolle sie die Mehrheit der Anteile abgeben, sagte Finanzchef John Dacey. Wegen der hohen Risikozuschläge nach den Regeln des Swiss Solvency Tests sei die Swiss Re nicht mehr der ideale Eigentümer von ReAssure, so Konzernchef Christian Mumenthaler. ReAssure brauche zudem neues Kapital, um weitere geschlossene Vertragsbestände zu erwerben.

Das Geschäft mit der Abwicklung alter Lebensversicherungsverträge boomt. Auch angesichts der anhaltenden Niedrigzinsen wollen sich manche Versicherungsunternehmen von alten Vertragsbeständen trennen. Spezialisierte Abwickler sollen die Verträge über Jahrzehnte hinweg weiterführen und den betroffenen Kunden die einst versprochenen Leistungen bieten.

Während ReAssure in Großbritannien aktiv ist, haben Abwickler wie Athene und Viridium bereits Bestände von Lebensversicherern in Deutschland aufgekauft. Gerade hat Viridium die Übernahme des Lebensversicherers Generali Leben mit vier Millionen Kundenverträgen eingefädelt. Wenn der Deal vollzogen wird, ist er der bislang größte dieser Art in Deutschland. Auch an Viridium ist ein großer Rückversicherer beteiligt: Das Unternehmen gehört dem Finanzinvestor Cinven und dem weltweit drittgrößten Rückversicherer Hannover Rück./stw/she/fba