GENF (dpa-AFX) - Klimabedingte Naturkatastrophen nehmen laut einem neuen UN-Bericht rapide zu - und die dabei verursachten Schäden explodieren. Überschwemmungen, Stürme, Hitzewellen, Dürren und Waldbrände verursachten in den vergangenen 20 Jahren mehr als doppelt so hohe Schäden wie in den 20 Jahren davor, berichtete das UN-Büro für Katastrophenvorsorge (UNISDR) am Mittwoch in Genf. UNISDR-Vertreter Ricardo Mena sprach von "alarmierenden Zahlen". Das Ausmaß der Hitzewellen dürfte deutlich steigen, warnte Autorin Debarati Guha.

Die Zahl der klimabedingten Katastrophen stieg von durchschnittlich 165 auf 329 pro Jahr, heißt es in dem Bericht. 56 Prozent der 1,3 Millionen Todesopfer kamen zwar durch andere, nicht klimabedingte Desaster ums Leben, etwa Erdbeben, Tsunamis oder Vulkanausbrüche. Bei den 4,4 Milliarden Menschen, die verletzt wurden oder ihre Häuser und ihren Lebensunterhalt verloren, waren aber 94 Prozent von klimabedingten Phänomenen betroffen: Überschwemmungen, Dürren und Stürme.

Die gemeldeten Schäden durch klimabedingte Naturkatastrophen lagen von 1998 bis 2017 bei 2,2 Billionen Dollar (1,9 Billionen Euro), zweieinhalb mal so hoch wie in der Periode 1978-1997 (895 Milliarden Dollar). Zusammen mit Schäden durch andere Katastrophen wie Erdbeben, Tsunami und Vulkanausbrüche betrugen die Schäden 2,9 Billionen Dollar, verglichen mit vorher 1,3 Billionen Dollar. Der wahre Wert liege aber deutlich höher, weil nur bei rund einem Drittel der Katastrophen Schäden erfasst und beziffert worden seien, sagte Guha. Die Statistiker haben die Preisentwicklung für den Vergleich eingerechnet und zu Dollarpreisen von 2017 gerechnet.

Die mit Abstand größten Schäden verzeichneten der Studie zufolge von 1998 bis 2017 die USA, unter anderem, weil Häuser und Infrastruktur dort deutlich teurer ist als in vielen anderen Ländern. Bei den erfassten absoluten Schäden liegt aber auch Deutschland in der internationalen Top Ten, vor allem wegen Folgen von Überschwemmungen. Frankreich litt hingegen stärker unter Stürmen, Italien unter Beben.

Schlimmer noch sieht es in Entwicklungsländern aus: "Von Katastrophen sind immer die Ärmsten der Armen betroffen", sagte Guha. Sowohl global, weil ärmere Länder mit weniger Versicherungen härter durch Katastrophen getroffen würden, dies gelte aber auch innerhalb der Länder. Katastrophenfolgen seien für die ärmere Bevölkerung immer besonders gravierend. Es müsse dringend mehr getan werden, um Menschen zu schützen. "Arme Länder haben keine 20 Jahre mehr, bis gehandelt wird", sagte Guha. "Die meisten Kinder sind bis dahin tot - wir brauchen Lösungen in den nächsten fünf bis zehn Jahren."/oe/DP/jha