ZÜRICH (dpa-AFX) - Die jüngste Hurrikan-Serie und die Erdbeben in Mexiko treffen den Rückversicherer Swiss Re schwer. Die Zerstörungen schlagen bei dem Schweizer Konzern voraussichtlich mit 3,6 Milliarden US-Dollar (3,0 Mrd Euro) zu Buche. Insgesamt müsse sich die Versicherungsbranche auf Belastungen von 95 Milliarden Dollar einstellen, teilte der Rivale des Weltmarktführers Munich Re am Freitag in Zürich mit. Das nährte im Gegenzug Hoffnungen auf eine Wende bei den seit Jahren sinkenden Preisen im Rückversicherungsgeschäft.

Wohl deshalb starteten die Aktien der Branchenriesen nach den Nachrichten mit Kursgewinnen in den Tag. Für die Papiere der Swiss Re ging es in Zürich am Morgen um 1,10 Prozent nach oben, Munich-Re-Aktien legten um 0,78 Prozent und die des weltweit Branchendritten Hannover Rück um 0,61 Prozent zu.

Analysten wurden von der Schadensumme teils kalt erwischt, teils positiv überrascht. Thorsten Wenzel von der DZ Bank will seine Gewinnschätzungen für die Swiss Re nun weiter zusammenstreichen, nachdem er darin bisher nur die Hurrikane "Harvey" und "Irma" mit zwei Milliarden Dollar Schäden eingerechnet hatte. Sein Kollege Edward Morris von JPMorgan hatte hingegen für die Schweizer 4,8 Milliarden Dollar Schäden erwartet.

Wenzel erwartet nun, dass sich das Marktumfeld für Rückversicherer infolge der Katastrophen "wahrscheinlich spürbar verbessern wird". Insgesamt, aber besonders im US-Katastrophengeschäft sind die Prämien in der Branche seit Jahren auf Sinkflug. Die Unternehmen hoffen seit Jahren auf eine Wende.

Der Löwenanteil der Schäden entfällt bei der Swiss Re auf die Wirbelstürme "Harvey", "Irma" und "Maria", die im August und September in den USA und auf mehreren Karibik-Inseln gewütet hatten. Für die Erdbeben-Schäden in Mexiko muss die Swiss Re voraussichtlich mit 175 Millionen Dollar geradestehen. Schäden, die die Swiss Re selbst bei anderen Unternehmen rückversichert hat, sind dabei bereits herausgerechnet. Allerdings hat der Konzern die Auswirkung auf seine Steuerlast noch nicht berücksichtigt.

Im Gegensatz zu den beiden deutschen Branchengrößen hatte sich die Swiss Re zu den jüngsten Katastrophen bisher auch auf Nachfrage bedeckt gehalten. Aus der Branche war allerdings durchgesickert, dass die Swiss Re im US-Katastrophengeschäft besonders stark engagiert sei. Die erwartete Schadensumme von 3,6 Milliarden Dollar entspricht ziemlich genau dem Jahresgewinn der Swiss Re von 2016. Analyst Morris erwartet, dass dem Konzern 2017 noch rund 600 Millionen Dollar Gewinn bleiben. Und er schätzt, dass die Katastrophen die Munich Re genauso teuer zu stehen kommt wie den Schweizer Rivalen.

Die Münchner hatten ihr Gewinnziel für 2017 bereits Mitte September in Frage gestellt. Für das dritte Quartal rechnet der neue Vorstandschef Joachim Wenning mit einem Verlust. Ob der für 2017 angepeilte Jahresgewinn von 2,0 bis 2,4 Milliarden Euro erreicht werde, hänge vom weiteren Geschäftsverlauf ab.

Auch Hannover-Rück-Chef Ulrich Wallin hat das Ziel, den dritten Milliardengewinn in Folge einzufahren, mit einem dicken Fragezeichen versehen. Konkrete Schadensummen haben beide Unternehmen allerdings noch nicht genannt. Dies wird für die Vorlage der Quartalszahlen Anfang November erwartet. Der weltweit viertgrößte Rückversicherer Scor hat seine Belastung bereits auf 430 Millionen Euro geschätzt./stw/men/jha/