Zürich (awp) - Die Swiss Re hat im ersten Halbjahr 2019 einen Gewinnrückgang ausgewiesen. Der Reingewinn sank zwar um 5 Prozent auf 953 Millionen Dollar, übertraf aber dennoch die Erwartungen der Analysten weit. Im Vorjahr hatte der zweitgrösste Rückversicherer der Welt noch 1 Milliarde Dollar verdient.

Grund für den Rückgang sind eine Reihe von Belastungen, wie der Zürcher Konzern am Mittwoch bekannt gab. So schlugen Naturkatastrophen und von Menschenhand verursachte Grossschäden zu Buche. Vor allem sind die Schäden durch den Taifun "Jebi", der im vergangenen September in Japan Zerstörungen hinterliess, nochmals gestiegen.

Hinzu kamen Naturkatastrophen im laufenden Jahr wie Überschwemmungen, Hagel- und Sturmschäden in Australien, schrieb der Konzern. Hinzu kommt, dass das Flugverbot für Maschinen des Typs Boeing 737 Max nach zwei Abstürzen in Äthiopien und Indonesien immer noch nicht aufgehoben ist.

Sach-Rückversicherungsgeschäft macht mehr Gewinn

Dies führte zu einer Verschlechterung des Schaden-Kostensatzes (Combined Ratio) im Sach-Rückversicherungsgeschäft (P&C) auf 100,5 Prozent nach 92,9 Prozent im Vorjahr, das vergleichsweise wenige Katastrophenschäden ausgewiesen hatte. Über 100 Prozent ist das Geschäft versicherungstechnisch nicht profitabel.

Dennoch stieg der Gewinn im Sach-Rückversicherungsgeschäft um 2,5 Prozent auf 771 Millionen Dollar. Dies sei einem profitablen Geschäftswachstum und einer sehr starken Anlageperformance zu verdanken, schrieb die Swiss Re.

Die Geschäftseinheit sei auf Kurs, einen normalisierten Schaden-Kosten-Satz von 98 Prozent für 2019 zu erreichen. Dies unter der Annahme einer durchschnittlichen Belastung durch grosse Naturkatastrophenschäden und ohne Berücksichtigung der Entwicklung der Rückstellungen aus Vorjahren.

Firmenkundenversicherung mit Verlust

Dagegen rutsche das Erstversicherungsgeschäft von Unternehmen (Corso) in die roten Zahlen. Die Sparte fuhr einen Verlust von 403 Millionen Dollar ein nach einem Gewinn von 58 Millionen Dollar im Vorjahr. Der Schaden-Kostensatz schnellte auf 132,8 Prozent nach oben von 101,7 Prozent im ersten Semester 2018.

Die Swiss Re geht bei ihrem Sorgenkind über die Bücher und hat wie angekündigt eine umfassende Überprüfung der Strategie und Aktivitäten der Geschäftseinheit vorgenommen. Vor allem das problematische Haftpflichtportfolio in den USA sollte weiter zurückgestutzt werden. Die Gruppe erhöhte die Kapitalausstattung von Corporate Solutions um 600 Millionen Dollar. Die Swiss Re untermauere damit ihr Engagement im Firmenkundengeschäft, hiess es.

Die verdienten Nettoprämien von Corso erhöhten sich um 7,6 Prozent auf 2,1 Milliarden Dollar dank signifikanter Preiserhöhungen und Wachstum in einzelnen Sparten, womit die "Auswirkung der gezielten Bereinigung verschiedener Versicherungsportefeuilles mehr als kompensiert werden konnte". Die Swiss Re erwartet, dass sich der positive Preistrend im Firmenkundengeschäft fortsetzt, nachdem im ersten Halbjahr 2019 bereits eine breit abgestützte Verbesserung der Preisqualität um 9 Prozent erzielt worden sei.

Gut lief es indes in der Leben- und Krankenrückversicherung (Life & Health Reinsurance), die den Gewinn um 15,3 Prozent auf 459 Millionen Dollar steigerte. Hier zahlte sich laut Swiss Re das aktive Portefeuillemanagement und der besserte Mortalitätsverlauf in Nord- und Südamerika aus.

Erwartungen weit übertroffen

Bei Life Capital, wo die Swiss Re Lebensversicherungsbestände aufnimmt und diese bis zum Ablauf der Verträge betreut oder abwickelt, schmolz der Gewinn auf 5 Millionen Dollar nach 34 Millionen im Vorjahr.

"Das Ergebnis profitierte von einer starken Anlageperformance, wurde jedoch durch Aufwendungen im Zusammenhang mit dem wachsenden Geschäft mit offenen Versicherungsbeständen sowie der Reorganisation von ReAssure zu einer eigenständigen Gruppe geschmälert", schrieb der Konzern. Die Swiss Re hatte vor kurzem den geplanten Börsengang von ReAssure auf Eis gelegt. Der Konzern "hält jedoch an dem Ziel fest, seine Beteiligung zu reduzieren, um ReAssure dekonsolidieren zu können."

Insgesamt hat die Swiss Re die Erwartungen der Finanzgemeinde weit übertroffen. Analysten hatten im Durchschnitt mit einem Reingewinn von 594 Millionen Dollar gerechnet. Bei der Combined Ratio hatten sie in der Sachversicherungssparte 106,2 Prozent erwartet und im Firmenversicherungsgeschäft 123,5 Prozent.

"Wir freuen uns sehr, dass die Stärke unseres Rückversicherungsgeschäfts wieder in den Vordergrund tritt", erklärte Konzernchef Christian Mumenthaler. "Auch sind wir überzeugt, dass die konsequenten Massnahmen in Corporate Solutions greifen und das Geschäft wieder in die versicherungstechnische Profitabilität zurückführen werden. Und wir sind sehr erfreut über das Wachstum unseres Geschäfts mit offenen Beständen in Life Capital."

Zudem wurde Urs Baertschi per 1. September 2019 zum CEO Reinsurance EMEA, Regional President und Mitglied des Group Executive Committee ernannt. Er folgt auf Russell Higginbotham, der Anfang Juli die Funktion des CEO Reinsurance Asia und Regional President übernommen hat. I

jb/uh