Zürich (awp) - Die Versicherungen dürften sich von den durch Corona ausgelösten wirtschaftlichen Folgen rasch erholen. Die Ökonomen des Swiss Re Institutes erwarten, dass die weltweiten Prämieneinnahmen nach einer Delle im laufenden Jahr bereits 2021 das Vorkrisenniveau wieder erreichen werden.

Im Jahr 2020 rechnen die Swiss Re-Experten noch mit einem Rückgang der Versicherungsprämien von weltweit 3 Prozent, wie es in der jüngsten am Donnerstag veröffentlichten sigma-Studie heisst. Dabei werde das Volumen in der Lebensversicherung mit 6 Prozent stärker als im Nichtlebengeschäft (-0,1%) zurückgehen.

Hauptgrund für den Rückgang im Lebengeschäft seien kapitalbildende Produkte, die aufgrund der anhaltend tiefen Zinsen noch weniger nachgefragt würden. Besser entwickle sich das Geschäft mit Todesfalldeckungen.

Äusserst widerstandsfähig präsentiere sich in der Krise derweil das Nichtlebengeschäft. Hier gehen die Swiss Re-Experten nach dem kräftigen Volumenwachstum von 3,5 Prozent im letzten Jahr nun von einer stabilen Entwicklung aus.

Die Corona-Pandemie falle in eine Phase steigender Prämiensätze, was das Nichtlebengeschäft stütze, heisst es weiter. Am stärksten seien von der Krise handels- und reisenahe Sparten wie Transport-, Luftfracht- und Kreditversicherungen betroffen. Bei den Sach- und Krankenversicherungen verlaufe die Entwicklung dagegen stabiler.

Wachstum im 2021

Bereits im Jahr 2021 werde die Versicherungsbranche, angetrieben von der guten Nachfrage aus Schwellenländern, zurück auf einen breit abgestützten Wachstumskurs einschwenken, ist man bei der Swiss Re überzeugt. Die Ökonomen gehen im Leben- und Nichtlebengeschäft von einem Wachstum von jeweils 3 Prozent aus.

Dabei dürften die Schwellenländer um 7 Prozent zulegen, nachdem sie auch in diesem Jahr ein leichtes Wachstum verbuchen. In den entwickelten Märkten sei dagegen nach einem Rückgang von 4 Prozent im laufenden Jahr lediglich mit 2 Prozent Wachstum im nächsten Jahr zu rechnen.

"Vor dem Hintergrund des Corona-bedingten Wirtschaftseinbruchs stellt die Versicherungsindustrie ihre Resilienz unter Beweis", fasst Swiss Re-Chefökonom Jérôme Jean Haegeli die Resultate der Studie zusammen. Auch die Ertragseinbussen dürfte die Branche gut verkraften können.

Verkraftbare Schadenlast

Mit Blick auf das mögliche Ausmass der Schadenlast durch die Pandemie gehe allerdings ein aussergewöhnlich hohes Mass an Unsicherheit einher. Der Durchschnittswert der aktuellen Schätzungen aus diversen externen und öffentlichen Quellen zu Corona-Krise liege bei etwa 55 Milliarden US-Dollar.

Die Versicherer seien sehr gut kapitalisiert und könnten diese Verluste verkraften, ist Haegeli überzeugt. Das sei auch dann der Fall, wenn man die Schätzungen zu weiteren Schadenereignissen hinzunehme. Die Schadenerwartungen für die Haftpflicht- und Unfallversicherung der meisten Analysten würden die 100 Milliarden nicht übersteigen. Das könne die Branche verkraften.

Unter der Krise leiden dürfte aber die Profitabilität der Versicherer. Nebst den pandemiebedingten Verlusten kämen aufgrund der tiefen Zinsen geringere Investitionsrenditen hinzu. Und auch steigende Ausfallraten bei Firmen dürften zum Verlust von investiertem Vermögen führen. Insgesamt sei daher in der Branche in diesem Jahr mit einem deutlichen Gewinnrückgang zu rechnen.

Demgegenüber ist langfristig mit weiter steigenden Prämiensätzen zu rechnen. Die zu erwartenden hohen Verluste und ein rückläufiges Versicherungsangebot würden den Preisanstieg im Nichtlebensektor unterstützen, glauben die Swiss Re-Ökonomen. Und ein erhöhtes Risikobewusstsein der Menschen dürften die Nachfrage nach Versicherungsschutz über viele Sparten hinweg ankurbeln.

mk/hr