Zürich (awp) - Swisscom- und Coop-Verwaltungsratspräsident Hansueli Loosli ärgert sich über das Nein der Politik zur Lockerung der Antennengrenzwerte der fünften Generation (5G) im Mobilfunknetz. "Die Konsumenten wollen alles online, rund um die Uhr. Die Firmen bauen auf IoT und digitalisieren ihre Prozesse. Dazu ist 5G eine Voraussetzung", sagte Loosli im Interview mit der "Handelszeitung" (Vorabdruck zur Ausgabe vom 23.08.).

"Ich kann das nicht nachvollziehen", so Loosli weiter. In China werde ab Anfang 2019 der Schalter auf den 5G-Standard gedreht. Und auch in der EU seien die Grenzwerte bei weitem nicht so streng wie in der Schweiz. "Wenn sich die Politik bei den Antennengrenzwerten nicht bewegt, müssen wir mehr Antennen bauen, um Funktionalitäten von 5G verfügbar zu machen." Das sei mit höheren Kosten verbunden. "5G lässt sich nicht aufhalten." Loosli hofft, dass in der Grenzwertfrage noch ein Umdenken stattfindet.

Gegen Preisdruck ankämpfen

Die Telecom-Branche hat derweil mit Preis- und Margendruck zu kämpfen. Mit dem Mengenwachstum lasse sich der Preisdruck nicht vollständig kompensieren, meint Loosli. "Aber es gibt schöne Wachstumsfelder: Cloud, Sicherheit, Swisscom TV, eHealth. Gerade bei letzterem haben wir noch einiges vor uns."

Dagegen seien die Möglichkeiten für die Swisscom im TV-Bereich etwa mit Blick auf die teuren Film-Produktionen von Netflix begrenzt. "Man muss die Relationen sehen. Wir sind in einem kleinen Markt aktiv und haben nicht eine globale Reichweite wie Netflix", so Loosli. Allerdings strebe man Partnerschaften mit Content-Anbietern an, auch mit Netflix.

Insgesamt müsse die Swisscom "fitter" werden. "Wir müssen unsere Kosten runterbringen, um in neue Wachstumsfelder zu investieren, etwa ins Cloud-Geschäft. In wachsenden Gebieten der Digitalisierung müssen wir auch mehr Leute engagieren", sagte der Swisscom-Präsident.

Coop wächst im eCommerce

Bei Coop setzt Loosli unter anderem auf eCommerce. "Der E-Commerce wird weiter wachsen, keine Frage, aber nur wenig im Nahrungsmittelbereich. Auch weil die Versorgung in der Schweiz immens ist." Hingegen bewege sich viel bei den Dienstleistungen, beim Non-Food, wie zum Beispiel bei der Unterhaltungselektronik. "Die Coop-Tochter Microspot hat damit den Umsatz innert vier Jahren verdoppelt."

Eine Namensänderung bei Microspot ist nicht vorgesehen. "Wenn ich sehe, wieviel Umsatz Microspot mit Spielwaren macht, dann habe ich den Eindruck, den Leuten ist der Name nicht so wichtig. Entscheidend ist, dass man das Portal kennt. Das scheint der Fall zu sein: Microspot wächst zweistellig", sagte Loosli.

mk/cf