Bern (awp) - Der Telekomkonzern Swisscom und die Deutschen Börse wollen gemeinsam eine Digital-Asset-Plattform aufbauen. Mit an Bord ist auch das in der Schweiz und Singapur ansässige Fintech Sygnum. Die ersten Produkte der "Blockchain-Börse" sollen noch im Laufe dieses Jahres eingeführt werden.

"Die Zusammenarbeit mit der Deutschen Börse und Sygnum ist ein grosser Schritt für die Entwicklung eines umfassenden Ökosystems für Digital Assets", sagte Swisscom-Digitalchef Roger Wüthrich-Hasenböhler am Montag an einer Telefonkonferenz. In der Übertragung von Vermögenswerten auf Blockchains, auch "Tokenisierung" genannt, sehe man hohes Potenzial.

Als mögliche Anwendungsbeispiele nannte Wüthrich-Hasenböhler Industriegüter und Immobilien, aber auch Kunstgegenstände.

Digital Assets haben "hohes Potenzial"

Der Vorteil von DLT-basierten Systemen bestehe unter anderem darin, dass etwa Aktien oder eben digitale Vermögenswerte direkt übertragbar seien, erläuterte Mathias Imbach, Gründungpartner und CEO des Sygnum-Ablegers in Singapur. Das Projekt befinde sich aber noch im Konzeptstadium, betonte Imbach gegenüber der Nachrichtenagentur AWP.

Um einen Marktplatz für digitale Vermögenswerte zu lancieren, tüfteln die Kooperationspartner daher noch an einer neuen Finanzplatzinfrastruktur. Diese soll auf der sogenannten Distributed Ledger-Technologie (DLT) basieren. Bei DLT handelt es sich um eine "Technik der verteilten Kassenbücher".

SIX ebenfalls in den Startlöchern

Das Konglomerat rund um die Swisscom ist mit ihren Ideen einer Blockchain-Börse nicht alleine. Erst letzte Woche konkretisierte die Schweizer Börsenbetreiberin SIX ihre Pläne zum Start einer auf DLT basierenden Handelsplattform.

Die SDX genannte "Blockchain-Börse" soll noch in diesem Jahr an den Start gehen. Vor dem regulären Handelsstart wolle man aber erst noch die Lizenz der Finanzmarktaufsicht Finma abwarten, sagte Mediensprecher Jürg Schneider letzte Woche zu AWP.

Im Gegensatz zur SIX konzentriere sich die Plattform von Swisscom und Co. vordergründig auf noch nicht kotierte Unternehmen. Für eine Zusammenarbeit mit der SIX sei man aber offen, betonte Wüthrich-Hasenböhler.

Bankenlizenz abwarten

Eine Hürde muss das Projekt von Swisscom und Co. noch meistern: Der Partner Sygnum hat von der Finma noch ebenfalls keine Banklizenz erhalten. Das in der Schweiz und Singapur ansässige Fintech hat laut eigenen Angaben bereits 2018 eine Banken- und Wertpapierhandelslizenz nach Schweizer Recht bei der Finma beantragt.

"Wir sind zuversichtlich, dass der Entscheid positiv ausfällt", sagte Imbach dazu. Neben Sygnum haben sich auch weitere Unternehmen wie die Bank Seba oder das Genfer Startup Mt Pelerin um den Erhalt einer solchen ersten Schweizer "Krypto-Bank-Lizenz" der Finma beworben.

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