Zürich (awp) - Die Telekommunikationsanbieterin Swisscom gibt am Donnerstag, 13. August, die Ergebnisse zum ersten Semester 2020 bekannt. Insgesamt drei Analysten haben zum AWP-Konsens beigetragen.

H1 2020 
(in Mio Fr.)   AWP-Konsens      H1 2019 

Umsatz          5'369             5'663 
EBITDA          2'186             2'240         

FOKUS: Die Coronapandemie hat die Swisscom viel weniger stark erwischt als andere Unternehmen. Allerdings macht sie sich auch beim Branchenprimus bemerkbar. Die Analysten gehen im Schnitt von einem weiteren Rückgang bei Umsatz und EBITDA aus. So brachen in der Zeit der Reisesperren die Geschäftsreisen weg, was auf die Roamingeinnahmen durchschlägt. Zudem wurden während des Lockdowns weniger Handys und andere Geräte verkauft. Gleichzeitig ging der Preisdruck im Mobilfunk bei Privat- und Geschäftskunden weiter.

Auf der anderen Seite dürften die Festnetz-Kündigungen von Privatpersonen abgenommen haben. In Zeiten von Homeoffice und Schulunterricht zu Hause waren schnelle Leitungen für Onlinekonferenzen gefragt.

Die italienische Breitbandtochter Fastweb sollte die Coronakrise in Italien relativ gut überstanden haben. Das Breitbandgeschäft könnte sich im Lockdown sogar gut entwickelt haben, während das kleine Mobilfunkgeschäft wahrscheinlich Federn lassen musste.

Interessant werden Einschätzungen der Swisscom-Spitze zu den Auswirkungen der neuen Glasfaserkooperation von Sunrise und Salt sein. Diese wollen in den nächsten fünf bis sieben Jahren 1,5 Millionen neue Glasfaserleitungen in die Haushalte (FTTH) legen und zeigen sich offen für eine Kooperation mit der Swisscom.

Ebenfalls interessieren die Auswirkungen der Einigung der Swisscom-Tochter Teleclub mit dem UPC-Sender MySports bei den Live-Übertragungen von Sportanlässen auf den Wettbewerb um die künftigen Übertragungsrechte. (Siehe Pro Memoria)

ZIELE: Die Swisscom peilt im Gesamtjahr einen Umsatz von rund 11,1 Milliarden an nach 11,45 Milliarden im Vorjahr. Beim EBITDA rechnet die Swisscom mit rund 4,3 Milliarden Franken. Ausserdem wird eine erneut unveränderte Dividende von 22 Franken versprochen, wenn die Ziele erreicht werden.

Im Schweizer Kerngeschäft sind für 2020 ein Umsatz von rund 8,7 Milliarden Franken, ein EBITDA von 3,5 Milliarden und Investitionen von rund 1,6 Milliarden budgetiert, in Italien ein Umsatz von 2,3 Milliarden Euro, ein EBITDA von 0,8 Milliarden und Investitionen von 0,6 Milliarden.

Allerdings brachte der "blaue Riese" bei der Veröffentlichung der Quartalszahlen Ende April einen Vorbehalt an. So könnten aktuell die finanziellen Auswirkungen der Pandemie nicht quantifiziert werden, weil zu Vieles ungewiss sei.

PRO MEMORIA: Die Swisscom-Tochter Teleclub darf ab der kommenden Saison im Herbst die Eishockey-Spiele der Schweizer Meisterschaft zeigen. Darauf hat sie sich Ende Juli mit dem UPC-Sender MySports geeinigt. Ab Herbst erhalten die Kunden von UPC und Swisscom vollständigen Zugang zu den Live-Sportinhalten. Damit können sie alle Spiele der höchsten Schweizer Fussball- und Eishockeyligen sowie der Champions League, der Europa League, der Bundesliga, vieler weiterer europäischer Fussballligen oder der europäischen und nordamerikanischen Hockeyligen verfolgen. Von der Vereinbarung profitierten 1,8 Millionen Kunden von UPC und den MySports-Verbreitungspartnern von Suissedigital sowie 1,55 Millionen Swisscom TV-Kunden.

Die Swisscom prüft laut Angaben von Mitte Juli einen Verkauf ihres Minderheitsanteils von 22,4 Prozent am belgischen Telekom-Grosshändler Belgacom International Carrier Services (BICS). Auch der BICS-Hauptaktionär, der belgische Telekomkonzern Proximus, betätigte die Verkaufsverhandlungen. Sowohl Swisscom als auch Proximus bekräftigten allerdings, dass noch keine Entscheide gefällt worden seien. Es sei derzeit offen, ob es zu einer Einigung komme. Zu den finanziellen Einzelheiten wurden ebenfalls keine Angaben gemacht.

Nach mehreren grossen Festnetzpannen übte Verwaltungsratspräsident Hansueli Loosli in einem Interview vom 10. Juli Selbstkritik: "Wir haben die Erwartungen unserer Kunden nicht erfüllt. Das beschäftigt den Verwaltungsrat intensiv." Bei den Notrufnummern haben die Swisscom null Fehlertoleranz. "Hier haben wir in der Zwischenzeit viel verbessert", sagte Loosli weiter.

In Italien ist eine Konsolidierung im Festnetz im Gang. Telecom Italia will das Sekundärnetzwerk in eine neue Gesellschaft mit Namen FiberCop auslagern und hat einer Beteiligung des KKR Infrastrukturfonds zugestimmt. Dabei käme auch Fastweb ins Spiel. Sie unterhält mit Telecom Italia bereits das Gemeinschaftsunternehmen Flash Fiber und besitzt daran einen Anteil von 20 Prozent. Diesen würde sie gemäss den Plänen in das neue Unternehmen einbringen und als Gegenleistung einen Anteil von 4,5 Prozent am neuen Unternehmen FiberCop erhalten.

Sunrise zeigt sich im 350 Millionen Franken schweren Rechtsstreit mit der Swisscom siegesgewiss. "Die Chance liegt bei 100 Prozent", sagte Konzernchef André Krause im Interview Anfang Juni. Sunrise hatte Mitte Mai Klage gegen die Swisscom auf Schadenersatz eingereicht. Sunrise wirft der Swisscom vor, von 2001 bis 2007 ihre marktbeherrschende Stellung bei den ADSL-Leitungen missbraucht und durch die Preispolitik den Wettbewerb rechtswidrig behindert zu haben.

AKTIENKURS: Die Swisscom-Aktie ist im laufenden Jahr praktisch im Gleichschritt mit dem Gesamtmarkt gelaufen: Sowohl Swisscom als auch SMI büssten seit Jahresbeginn über 5 Prozent ein. Aktuell kostet der Titel 481,60 Franken.

Homepage: www.swisscom.ch

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